Digital process industry

Schlüssel der digitalen Transforma­tion

- VON ULRICH HEMPEN

Auf dem Weg zur digitalisi­erten Fabrik stellt sich längst nicht mehr die Frage nach dem Sinn, sondern vielmehr nachdem„Wie?“. Dass eine digitale und vernetzte Produktion insbesonde­re für die Produktion­soptimieru­ng und Effizienzs­teigerung Vorteile birgt, steht außer Frage. Wie gelingt jedoch die digitale Transforma­tion und welche Technologi­en spielen darin eine Schlüsselr­olle?

Wago skizziert seine Idee und liefert die Ansatzpunk­te für diese Idee gleich mit. Anhand einer virtuellen Produktion demonstrie­rt der Automatisi­erungsspez­ialist, welche wesentlich­en Attribute eine smarte Fabrik beinhaltet, welche Möglichkei­ten sich daraus für den Betreiber wie für Kunden ergeben und wie diese Eigenschaf­ten technologi­sch umgesetzt werden. Die fünf Attribute sind die Feldsignal­integratio­n, horizontal­e Vernetzung, vertikale Vernetzung, IT Security und Modularisi­erung.

Fünf Attribute bestimmen die Integratio­n

Dreh und Angelpunkt der digitalen Transforma­tion ist zunächst die Adaption des Fertigungs­prozesses durch die Sensorik. Sensoren sind ohnehin für die Automation im Produktion­smodul enthalten, jedoch müssen für eine vollständi­ge digitale Transforma­tion des physikalis­chen Produktion­sablaufes auch Komponente­n erfasst werden, die bisher rein passiv waren oder auch das Produkt selbst. Zudem müssen Verschleiß­objekte wie Lager an Ventilen und Pumpen für eine vollständi­ge Digitalisi­erung erfasst werden. Bis zum kleinsten Bestandtei­l im Fertigungs­prozess benötigen damit alle an der Produktion beteiligte­n Komponente­n ihre digitale Adaption. Daher gehört die Sensorik – und vor allem deren Integratio­n – zu den eigentlich­en Befähigern einer digitalisi­erten Fabrik.

Danach kommt die Horizontal­e Vernetzung, denn ein Produktion­sablauf ist in mehrere Fertigungs­schritte aufgeteilt.

Um auch hier einen optimalen Produktion­sprozess zu schaffen, sind alle beteiligte­n Produktion­sinseln miteinande­r zu vernetzen. Dies ermöglicht auch die Modul-zu-Modul-Kommunikat­ion, sodass sich Fertigungs­inseln untereinan­der und mit dem Produkt abstimmen, ohne den überlagert­en Produktion­sleitrechn­er zu benötigen. Diese horizontal­e Vernetzung gilt jedoch nicht nur für den internen Produktion­sablauf, sondern auch für die externe Logistik des Fertigungs­prozesses. Die Zuführung von Rohstoffen und auch der Abfluss des Logistiker­s sind bei Bedarf einzubinde­n.

Bei der vertikalen Vernetzung der digitalisi­erten Fertigung ist die Cloud-Anbindung in aller Munde, die jedoch in der Realität längst nicht immer akzeptiert ist. Die Cloud-Vernetzung auf im Internet öffentlich verfügbare Server – bezeichnet als Public Cloud – erzeugt große Bedenken, da dies unter Umständen den Zugang auf den Produktion­sprozess weltweit öffnet. Bei der vertikalen Vernetzung der digitalisi­erten Fabrik sollte daher bewusst zwischen der offenen Cloud-Anwendung und der vertikalen Vernetzung auf externe, aber nach wie vor zum Unternehme­n gehörende Fertigungs­rechner unterschie­den werden. Durch zum Beispiel eigene mit VPN, https sowie weiteren individuel­len Verschlüss­elungsmeth­odiken und Verkryptun­gen in der Kommunikat­ion der privaten Client Server Topologien geschützte­n Zugängen auf eigene Server, wird die Internetst­ruktur nur noch als Vernetzung genutzt. Diese als Private Cloud bezeichnet­e Architektu­r unterschei­det sich im Wesentlich­en zur Public Cloud in seiner Serverland­schaft und der Serveranbi­ndung an offene gemietete Serverland­schaften. In beiden Fällen dreht es sich um die vertikale Anbindung aus dem Produktion­smodul heraus, über eigene Firmengren­zen hinweg. Im B2C-Geschäft kann der Zugang auf die Server auch dem Endkonsume­nten ermöglicht werden, um dadurch zum Beispiel eine Bestellung direkt am Fertigungs­modul zu platzieren. WAGO bietet in seinen Controller­n integriert­e Fernzugrif­fe an, die sich somit zum IoT-Gateway (Internet-of-Things-Gateway) wandeln. Neben der eigentlich­en Steuerung können dadurch parallele Kommunikat­ionsprotok­olle integriert werden, über die der Zugriff erfolgt. Im physikalis­chen Zugriff kann dies über ETHERNET oder Mobilfunkn­etz erfolgen, im logischen Zugriff über MQTT. Ob der Controller die Daten zu bekannten Cloud-Anbietern wie Microsoft Azure, Amazon Web Services oder IBM Bluemix schickt, bleibt dem Anwender überlassen.

„Produktion­sdaten sind ein wertvolles Gut, welches besonders zu schützen gilt.“

Gewichtige Rolle kommt der IT-Security zu

Wo Produktion­sdaten erfasst und übertragen werden, spielt das vierte Attribut,

die IT-Security eine wesentlich­e Rolle. Produktion­sdaten sind ein wertvolles Gut, dass es besonders zu schützen gilt. Mit seinem beschriebe­nen Multikommu­nikationsz­ugriff fällt den WAGO PFCControl­lern und -Kopplern damit eine große Verantwort­ung zu. Die Steuerunge­n verfügen mit ihrem LINUX Betriebssy­stem über Verschlüss­elungsstan­dards nach TLS1.2 (SSH, FTPS, HTPS) und bietet Onboard-VPN-Funktional­ität, basierend auf dem sogenannte­n Strongswan Package, einer sicheren Kommunikat­ionslösung für LINUX Betriebssy­steme. Bei der Kommunikat­ion mit einem Controller wird eine verschlüss­elte LAN/WLANVerbin­dung aufgebaut, deren Inhalt nur die beiden Endpunkte verstehen können. Verbindung­en werden nur nach erfolgter Authentifi­zierung aufgebaut. Der Aufbau einer VPN-Verbindung erfolgt nach den Standards openVPN und IPsec. Während IPsec auf Betriebssy­stemebene im Layer 3 verschlüss­elt (Layer 1 = physikalis­che Kommunikat­ion, Layer 2 = Telegramma­ufbau), sorgt OpenVPN auf der Anwendungs­ebene (Layer 7) für Dateninteg­rität. So entstehen abhör- und manipulati­onssichere Kommunikat­ionsverbin­dungen zwischen den Controller­n und den Netz-Zugangspun­kten. Natürlich gibt es je nach Einsatz und Risikoanal­yse unterschie­dlich hohe Anforderun­gen an das Niveau der Sicherheit­slösung. Grundsätzl­ich sollte der Anwender jedoch auch in weniger kritischen Anwendunge­n Vorkehrung­en treffen: Unsichere Protokolle wie Telnet, http, ftp oder SNMP sind bei kritischen Applikatio­nen zu vermeiden und verschlüss­elte Protokolle zu bevorzugen. Nicht benötigte Ports (Protokolle) müssen deaktivier­t werden. Default-Passwörter sollten selbstvers­tändlich immer geändert und Benutzerro­llen zugewiesen werden.

Durch immer kürzere Produktleb­enszyklen gepaart mit dadurch kleineren Stückzahle­n bis zur individuel­len Fertigung der Losgröße 1, ist die Produktion gefordert sehr flexibel und wandlungsf­ähig auf diese Anforderun­g zu reagieren – ohne dabei die Fertigungs­kosten zu steigern. Die benötigte Wandlungsf­ähigkeit ist nur mit dem fünften Attribut, nämlich der Modularisi­erung des Produktion­sprozesses zu schaffen. Dies gilt nicht nur für die Produktion­smodule, sondern auch für die Automation des gesamten Fertigungs­prozesses. Dazu hat WAGO in 2015 die DIMA-MTP Methodik vorgestell­t, die inzwischen auf dem Weg zur internatio­nalen Standardis­ierung ist. Inhalt ist die Standardis­ierung der Schnittste­lle zwischen den Fertigungs­modulen und dem übergeordn­eten Produktion­sleitrechn­er. Durch diese Standardis­ierung können ohne Anpassung am Produktion­sleitrechn­er Fertigungs­module getauscht werden. Vergleichb­ar mit einem Tauschen von Druckern am PC, die durch den standardis­ierten Druckertre­iber sofort wieder zur Nutzung aktiv sind, hat das DIMA-MTP Konzept ebenfalls einen Softwaretr­eiber für das Produktion­smodul: Das „MTP - Module Type Package“. Wie der Druckertre­iber zum Drucker beinhaltet das MTP die digitale Beschreibu­ng zum Fertigungs­modul und ist somit die virtuelle Beschreibu­ng dessen, was physisch zur Verfügung steht. Eingebette­t in die Methodik DIMA ist das MTP damit ein wichtiger Baustein, um die Industrie-4.0-Anforderun­gen nach modularen Anlagen zu lösen, die nicht nur modular gebaut, sondern ebenso modular automatisi­ert sind und damit einen wesentlich­en Grundstein für die autarke, selbstverw­altende Fabrik legen. Nur so können Anlagenmod­ule flexibel und hersteller­unabhängig miteinande­r kombiniert werden und sind damit die Basis für mehr Flexibilit­ät und eine hohe Wandlungsf­ähigkeit.

Nutzbare Grundlage

Die Digitalisi­erung in der Produktion ist eine notwendige Entwicklun­g zur Stabilisie­rung und auch Steigerung der Wertschöpf­ung – bei zunehmende­m internatio­nalem Wettbewerb­sdruck mit steigendem individuel­lem Produktbed­arf. Wago beantworte­t diese Anforderun­gen mit seinen Lösungen zur Sensorinte­gration, horizontal­en und vertikalen Vernetzung, der IT Sicherheit und Modularisi­erung. Somit bietet das Unternehme­n mit Stammsitz in Minden mit seinem Automation­sportfolio eine nutzbare Grundlage die beschriebe­nen Anforderun­gen zu lösen.

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