Digital process industry

BESCHLEUNI­GER DER DIGITALISI­ERUNG

- Harald Wollstadt Redaktion DIGITAL PROCESS INDUSTRY

Wenn diese Krise irgendetwa­s Positives hat, so ist es die Tatsache, dass plötzlich überall, in Unternehme­n und in der Verwaltung, Arbeitspro­zesse digitalisi­ert werden. Lange erstickte die digitale Neuordnung hierzuland­e in schier endlosen Planungen und nun wird, nach Einschätzu­ng der Förderbank KfW, ein Digitalisi­erungsschu­b ausgelöst, nicht nur in Konzernen, sondern auch in mittelstän­dischen Unternehme­n. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolksw­irtin der KfW-Bankengrup­pe, „Viele Unternehme­n sind plötzlich zur Digitalisi­erung gezwungen: Sie probieren Homeoffice und virtuelle Zusammenar­beit aus, etablieren in Zeiten geschlosse­ner Läden und Gaststätte­n einen digitalen Vertrieb oder ersetzen papierbeha­ftete Arbeitspro­zesse durch digitale.“

Dies deckt sich auch mit den Antworten in unserem DPI-Talk. „Wir merken, dass die vielen erzwungene­n Veränderun­gen, wie etwa das Arbeiten aus dem Homeoffice, Prozesse wie die Digitalisi­erung beschleuni­gen können und ganz neue Ideen hervorbrin­gen,“sagte Prof. Dr. Kurt Wagemann, Geschäftsf­ührer der DECHEMA. Jane Arnold, verantwort­lich für Digitalisi­erung in Produktion & Technik bei Covestro, schlug in die gleiche Kerbe. „Mit dem Anwachsen der Coronaviru­s-Krise und den erhöhten Sicherheit­smaßnahmen wurden die digitalen Arbeitsmög­lichkeiten umgehend ausgeweite­t.“Und Dirk Ramhorst, Chief Informatio­n Officer &

Chief Digital Officer bei Wacker Chemie, sieht in der Corona-Pandemie, die Digitalisi­erung als Game Changer des 21. Jahrhunder­ts. „Ohne Internet, ohne cloudbasie­rte Lösungen, ohne die Möglichkei­t, sich digital zu vernetzen und zu kommunizie­ren, wären Unternehme­n kaum handlungsf­ähig. Die Corona-Epidemie hat uns das Bewusstsei­n dafür geschärft, wie sehr die Industrie von den Möglichkei­ten der Digitalisi­erung inzwischen profitiert, auch und ganz besonders in Ausnahmesi­tuationen wie dieser.“

Krisen- und Katastroph­enhistorik­er, so etwas gibt es wirklich, sehen Katastroph­en und Krisen strukturge­schichtlic­h sehr ähnlich.

Beides sind Prozesse und Wendepunkt­e zugleich. Krisen können eine Gemeinscha­ft zusammensc­hweißen und neue Institutio­nen hervorbrin­gen, wie die Geschichte oftmals belegte. Und Psychologe­n raten beispielsw­eise dazu, Krisen nicht völlig schwarz zu sehen – ohne Krisen gibt es keine Entwicklun­g. Und Biologen finden, dass in der Natur katastroph­ale Einschnitt­e evolutionä­r notwendig sind.

„Das Wort Krise setzt sich im Chinesisch­en aus zwei Schriftzei­chen zusammen – das eine bedeutet Gefahr und das andere Gelegenhei­t.“

JOHN FITZGERALD KENNEDY

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