Ikonen der Fotografie
Anna Atkins: Blumige Blaupausen
Wie man es auch dreht und wendet: Die Erfindung der Fotografie muss tatsächlich den Herren der Schöpfung zugeschrieben werden. Vermutlich war es 1826 ein gewisser Joseph Nicéphore Niépce, dem es erstmals gelang, ein mit einer Kameraapparatur aufgenommenes Bild auf ein Trägermedium zu bannen. Auch der Brite William Henry Fox Talbot darf in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben. Ihm verdanken wir die Möglichkeit, ein fotografisches Bild mithilfe eines Negativs zu vervielfältigen.
Fotoverfahren: Cyanotypie
Schon bald darauf aber taucht der erste Name einer Frau in der Chronologie der Fotogeschichte auf. 1843 veröffentlichte Anna Atkins ein Buch mit fotografisch hergestellten Abbildungen. Atkins nutzte dafür das von dem Naturwissenschaftler Sir John Herschel entwickelte Verfahren der Cyanotypie. Mit diesen markant blau gefärbten Bildern dokumentierte die 1799 im englischen Tonbridge geborene Biologin Algen, Farne oder Federn. Die an Illustrationen erinnernden Arbeiten zeigen das ästhetische Verständnis von Atkins, ein Aspekt, der bei all den theoretischen Grundlagen bis dahin kaum beachtet wurde – schließlich war das Künstlerische in der Fotografie zu Beginn immer dem wissenschaftlichen Ergebnis untergeordnet.
Legendäre Pflanzenbilder
Bemerkenswerterweise ist über das Leben dieser Pionierin der Fotografie kaum etwas bekannt. Vermutlich stießen ihre Blaupausen auf wenig Anerkennung, und dass sie es als Frau nicht unbedingt leicht hatte, ihre Werke vermarkten zu können, darf zumindest angenommen werden. Ihre einzigartigen Cyanotypien gerieten daher lange in Vergessenheit und wurden erst Jahrzehnte später wiederentdeckt. Heute gilt Anna Atkins als die erste Fotografin der Geschichte. (lk)
Mit Anna Atkins stellen wir Ihnen an dieser Stelle zum 50. Mal eine Ikone der Fotografie vor. Lars Kreyßig, Redaktionsleiter