Praxisworkshop
Raw-entwicklung mit Profi Fabio Antenore
Die Zeit der Lavendelblüte lässt jedes Jahr zahlreiche Fotografen in den Süden pilgern. Zwischen Ende Juni und Anfang Juli erstrahlt die ganze Region rund um die französische Gemeinde Valensole in dem leuchtenden Lila des Lavendels. Ein unglaubliches Farbenspiel – und ein genialer Anblick!
Das Motiv perfekt einfangen
Um ein solches Motiv eindrucksvoll zu gestalten, sollten Sie auf die sogenannten Leading Lines (zu Deutsch Führungslinien) im Bild achten. Wie der Name schon verrät, handelt es sich hierbei um Linien, welche den Blick des Betrachters in das Bild leiten. Diese können sowohl nur in einer als auch in beiden Bildecken beginnen und das Auge zum Bildzentrum führen (siehe Bildbeispiel rechts). Valensole ist voll von Leading Lines. Die Herausforderung besteht hier darin, einen sinn- vollen Blickfang, wie in diesem Fall die Bäume, zu finden. Um ein Bild wie dieses auf den Sensor Ihrer Kamera zu bannen, müssen Sie sich also eine Linie aussuchen, die perfekt auf Ihr Hauptobjekt zuläuft. Legen Sie hierbei vor allem Wert auf eine exakte Ausrichtung Ihrer Kamera – bei symmetrischen Motiven fallen kleine Fehler nämlich besonders schnell auf und können die ganze Komposition zunichtemachen.
Neben der Bildkomposition spielt bei diesem Motiv auch das Thema Zeit eine wichtige Rolle. Den perfekten Zeitpunkt zum Fotografieren zu erwischen sowie die richtige Belichtungszeit auszuwählen, ist entscheidend. Die Sonne sollte bereits so tief liegen, dass sie schönes Streiflicht von der Seite über die oberen Kanten der Blüten wirft und ein schönes Orange im Bild entstehen lässt. In Sachen Verschlusszeit sollten Sie eine möglichst kurze Belichtungszeit wählen. Da sich der Lavendel im Wind stark bewegt, würde dieser bei langen Belichtungszeiten unscharf abgebildet werden. Die genaue Länge der Belichtungszeit hängt von der Stärke des Windes ab. Bei schwachem Wind kann 1/50 s genügen, wobei bei stärkerem Wind oft Zeiten von 1/100 s bis zu 1/400 s notwendig werden.
Mit einem Weitwinkelobjektiv (hier: Sigma Art 12-24mm) kann es ausreichen, die Blende auf f/10 zu schließen, um genügend Tiefenschärfe zu erreichen. So kann das Motiv als Einzelbild realisiert werden. Die verschiedenen Bildteile können Sie dank des Raw-formats später mittels mehrfacher Entwicklung in Lightroom und Photoshop perfektionieren. Um die Lichtreflexe im Bild (s. Ausgangsbild 1 oben) später ganz einfach herauszuretuschieren, machen Sie eine zweite Belichtung. Decken Sie mit der Hand einfach die Sonne ab (s. Ausgangsbild 2). (fa)