Ikonen der Fotografie
Adolphe Braun: Fotounternehmer
Der Franzose Adolphe Braun muss irgendwo zwischen einem findigen Unternehmer und einem genialen Künstler eingeordnet werden. Ihm sind einige der ersten Foto-reproduktionen zu verdanken, die im industriellen Stil vervielfältigt und verkauft worden. Motive mussten also nicht mehr langwierig gezeichnet und im Original an Kunden weitergegeben werden, sondern konnten vom Negativ, im Prinzip unbegrenzt oft, abgedruckt und an verschiedene Adressanten gleichzeitig geschickt werden. Aber der Reihe nach:
Geboren am 13. Juni 1812 in Besançon sollte der erste Sohn von Samuel Braun und Antoinette Regard eigentlich Zeichner werden. Sein Talent brachte ihn in jungen Jahren zahlreiche Aufträge aus der Textilindustrie ein. Brauns Zeichnungen dienten als Vorlagen für z. B. Tapeten oder Stoffe.
Mit der Fotografie kam Braun vermutlich durch einen befreundeten Textilfabrikanten, Daniel Dollfus-ausset, in Berührung, der ein gro- ßes Interesse am neuen Medium hegte. Für Braun kam die Fotografie wie gerufen, denn so konnte er Bilder erstellen, die er anschließend an Kunden in der Textilindustrie verkaufte. Zu seinen ersten Fotos zählten Blumenstillleben, die als Blaupause für Vorhänge, Kleider und Geschirr dienten. Üppige, florale Motive waren in der Zeit um 1860 äußerst beliebt. Schnell entwickelte sich daraus ein fluktuierendes Geschäft.
Unternehmen mit 100 Mitarbeitern
Für das schließlich gegründete Unternehmen Ad. Braun et Cie, das im elsässischen Dornach seinen Sitz hatte, arbeiteten fortan gleich mehrere Fotografen. In der Hochzeit waren über 100 Mitarbeiter angestellt. Neben Blumenbildern waren Landschaften, Tiere, Architektur und Porträts beliebte Motive. Auch wurden Kunstwerke aus Museen abfotografiert und Braun zum offiziellen Fotografen des Louvre ernannt.
Allgemeine Zeitung, 4-6, 1855 No. 160, Jetzt sehen wir da eine große Sammlung photographirter Blumen, die alles, was der geschickteste, genaueste Zeichner leisten könnte, weit übertreffen.