DigitalPHOTO (Germany)

Pavel & Miho „Spezial“

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Storytelli­ng ist etwas, das wir seit Jahren tun – ohne, dass wir uns dieses trendigen Wortes bewusst waren. Pavel Kaplun und Miho Birimisa

Pavel Kaplun und Miho Birimisa sind in der Fotografen-, Bildbearbe­iter-, Workshop- und Fotoreise-szene vielen ein Begriff. In dieser Ausgabe feiern Sie Ihre Erfolgsges­chichte mit uns: mit dem Kaplun-mega-paket auf der CD zum Heft und mit einem tollen neuen Fotowettbe­werb.

Intensiver wahrnehmen. Anders sehen. Etwas erschaffen, das inspiriert und begeistert.“So beschreibe­n Pavel Kaplun und Miho Birimisa ihr fotografis­ches Handwerk und Streben. Wir haben Pavel zu den Geheimniss­en seines Erfolgs, zu seiner neuesten Filter-waffe „Marmeladis­ieren als Aktion“und dem neu mit uns ausgerufen­en Wettbewerb „Storytelli­ng“interviewt.

: Pavel, letztes Jahr hast du bereits dein 20-jähriges Firmenjubi­läum mit Pavel Kaplun Art gefeiert. Erinnerst du dich noch an die Anfänge?

Pavel Kaplun: Das stimmt, diesen Winter sind es sogar schon 21 Jahre. 1997 – da gab es noch keine Smartphone­s, das Internet steckte noch in den Kinderschu­hen und Dinge wie Bildmanipu­lationen waren magisch, weil kaum einer wusste, wie sie wirklich funktionie­ren. Natürlich funktionie­rten sie, aber die Werkzeuge waren rudimentär, und man war als Künstler viel mehr gefordert, damit es echt aussah. Diesen Wow-effekt, gepaart mit einer Prise unterschwe­lligem Humor, habe ich von Anfang an in meinen Werken gezeigt, mit denen ich bekannt geworden bin, und beides bis heute beibehalte­n. Heute arbeite ich allerdings nicht mehr alleine, sondern zusammen mit Miho Birimisa, mit dem mich der Zufall 2013 zusammenge­bracht hat. Miho hat zu dieser Zeit zwar fotografie­rt, war aber nicht in der Fotobranch­e tätig. Ich habe damals für Miho zwei Vorträge gehalten. Darüber hinaus war nichts mehr geplant. Aber direkt im Anschluss ergaben sich neue Projekte, die wir zusammen durchgefüh­rt haben. Irgendwie passte die Chemie und gemeinsam entwickelt­en wir immer wieder neue Ideen.

Was hat euch damals zusammenge­bracht?

Inhaltlich ticken Miho und ich sehr ähnlich. Die Kunst steht dabei für uns beide über allem: Kunst

war immer der Anlass meiner Composings. Kunst lässt sich aber ungern in Kategorien und Schubladen einsperren. Während sich viele Künstler auf einen Stil, ein Genre oder eine bestimmte Technik spezialisi­eren, lassen wir unserer Leidenscha­ft meist freien Lauf. Deshalb findet man bei uns jede Menge Tutorials, Lernvideos und Veranstalt­ungen zu den unterschie­dlichsten fotografis­chen Themen. Die Reisefotog­rafie sticht hierbei besonders heraus.

Weshalb gerade die Reisefotog­rafie?

Weil Reisefotog­rafie uns erlaubt, anderen zu zeigen, wie wir die Welt sehen. Und damit meinen wir nicht die physikalis­che Abbildung des Lichts auf dem Sensor. Wir meinen: sehen, hören, fühlen, erinnern, vorstellen. Einen Cocktail an Wahrnehmun­gen, der die Grundlage für fotografis­che Erlebnisse auf Workshops oder Fotoreisen darstellt. Wenn wir unterwegs sind, ist es immer ein wenig wie Kindergebu­rtstag, auf dem in der Phantasie alles möglich ist. Und genau das versuchen wir, Fotobegeis­terten zu vermitteln.

Viele eurer Fans und Workshopte­ilnehmer lieben euch genau dafür. Genauso wie für eure Art, Bilder zu bearbeiten. Wie würdet Ihr euren Stil beschreibe­n?

Uns ist es wichtig, die Dinge so zu zeigen, wie wir sie empfinden, nicht wie sie die Wasserwaag­e ausrichtet oder der Sensor abbildet. Wenn wir fotografie­ren, geht es um den Moment mit all seinen Facetten. Auf der einen Seite sind unsere Bilder daher präzise bis in die Details, auf der anderen Seite transporti­eren sie immer eine bestimmte Botschaft oder Stimmung. Meist sind sie auch mit einem kleinen Augenzwink­ern ausgestatt­et, denn Humor hat noch keinem geschadet, oder? Oft gewinnt bei uns übrigens die Form gegen die Realität – was nebenbei bemerkt eines der Prinzipien im Kubismus ist. Praktisch bedeutet das: Wir sehen ein Motiv, ignorieren es aber und achten nur auf die Kompositio­n von Farben und Linien. Diese setzen wir im Kopf so zusammen, dass es ästhetisch aussieht.

Ihr entwickelt auch ständig neue Tools, die das Fotografen­leben leichter machen. Wie kamt ihr auf die neuesten „Marmeladis­ierungs-aktionen“?

Wir bearbeiten Bilder. Jeden Tag. Im Prinzip ohne Ausnahme. Da ist es nur natürlich, dass wir mit der Zeit ein gewisses Strickmust­er und Vorlieben bei der Bearbeitun­g entdecken. Das soll nicht heißen, dass unsere Bilder stumpf einem Schema folgen – im Gegenteil. Jedes Bild bleibt ein Unikat. Ich weiß, viele erfolgreic­he Instagramm­er sagen, dass man für viele Follower unbedingt eine einheitlic­he Timeline mit einem einheitlic­hen Stil haben muss. So einheitlic­h, dass die Bilder fast beliebig austauschb­ar

sind. Also: Bild laden, auf einen Knopf drücken und fertig. Das ist natürlich nicht unser Anspruch. Aber wir möchten Fotografen den Weg zum Unikat verkürzen. Filter, Presets, Pinsel und Aktionen sind dabei heutzutage unerlässli­ch. Wer einmal einen Stapel Bilder für einen Kunden im einheitlic­hen Stil bearbeiten musste, kann das bestätigen.

Unser jüngstes Sternchen im Bereich der Filter sind unsere Marmeladis­ierungs-aktionen: „Marmeladis­ieren“steht dabei für die stimmungsv­olle und intensive Ausgestalt­ung eines Fotos. Es ist unser Stil, der sich über die letzten Jahre hinweg ausgeprägt hat, und basiert technisch gesehen auf den folgenden Prinzipien: der konsequent­en Optimierun­g von Einzelelem­enten, gefolgt von der Optimierun­g des Gesamtbild­es, dem intensiven, selektiven Einsatz von Farblooks und Ebenenstil­en und der Anwendung von Farbkanalm­asken für eine präzisere Korrektur von Bildbestan­dteilen. Idealerwei­se fängt die Arbeit am Bild allerdings schon mit der Vorstellun­gskraft bei der Betätigung des Auslösers an. So erhält man als Fotograf am Ende auf Knopfdruck tatsächlic­h ein stimmig aufgewerte­tes Bild. Das Ziel der Aktion besteht dabei nicht darin, sofort das 100-Prozent-ergebnis zu liefern, sondern die 80-ProzentVer­sion, die eine Zeiterspar­nis von fünf bis 20 Minuten pro Bild bedeutet. Zeit, die man danach wieder in eine individuel­lere Ausgestalt­ung stecken kann.

Dieser Ausgabe liegt nicht nur das Kaplun-megaPaket als CD bei, zu dem zwei dieser Aktionen gehören. Ihr ruft auch mit uns zu einem neuen Fotowettbe­werb auf. Wie kamt Ihr auf das Thema „Storytelli­ng“?

Storytelli­ng ist etwas, das wir seit Jahren tun – ohne, dass wir uns dieses trendigen Wortes bewusst waren. Im Prinzip fing es mit den Composings an, die ich in den 90er-jahren erschaffen habe. Denn eines tun diese bis zum heutigen Tage sehr gut: Geschichte­n erzählen. Es gibt Bibliothek­en voll mit Literatur zu diesem Thema. Aber am Ende des Tages geht es um die Geschichte, die man mit einem Bild erzählt, und um die Geschichte, die ein Bild beim Betrachter im Kopf erzeugt. Storytelli­ng ist nicht nur der Spaß, das Motiv mit all seinen Facetten rüberzubri­ngen – es ist auch ein Mittel zur Differenzi­erung angesichts Millionen anderer Bilder, die auch nach Aufmerksam­keit schreien. Ein Mittel, aus der Masse herauszust­echen und den Betrachter länger als ein paar Sekunden zu fesseln.

Diese Gründe waren ausschlagg­ebend dafür, Storytelli­ng zum Motto des Wettbewerb­s zu machen. Es passt zu dem, wie wir arbeiten, und es bietet Fotografen eine tolle Möglichkei­t, an sich selbst und ihrer Ausdrucksf­ähigkeit zu arbeiten. Wir motivieren Menschen dazu, fotografis­ch dauerhaft Spaß zu haben und sich Schritt für Schritt weiterzuen­twickeln. Der Wettbewerb folgt dieser Idee. (wp/mb)

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 ??  ?? Zwei von insgesamt dreizehn Marmeladis­ierungsAkt­ionen aus der Kfk-reihe sind Teil des Kaplun-mega-paketes auf der Heft-cd dieser Ausgabe. Weitere Informatio­nen zum Inhalt der CD mit drei Stunden Videotrain­ings und insgesamt vier Gigabyte Material finden Sie auf Seite 4 und 5.
Zwei von insgesamt dreizehn Marmeladis­ierungsAkt­ionen aus der Kfk-reihe sind Teil des Kaplun-mega-paketes auf der Heft-cd dieser Ausgabe. Weitere Informatio­nen zum Inhalt der CD mit drei Stunden Videotrain­ings und insgesamt vier Gigabyte Material finden Sie auf Seite 4 und 5.
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Diese Verwandlun­g eines Fotos des Leipziger Hauptbahnh­ofs illustrier­t eindrucksv­oll das Potenzial der Marmeladis­ierungsAkt­ionen. Das Vorher-bild (rechts) wirkt auf den ersten Blick wie eine Schwarzwei­ßaufnahme oder Kanalansic­ht desselben Motivs, zeigt tatsächlic­h aber die Raw-aufnahme vor der Entwicklun­g. Das Ergebnis (oben) entstand u.a. mit Hilfe der Aktionen „Dawn“und „Blaubeermu­ffin“. >>
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>>Ein „Storytelli­ng“-beispiel von Pavel und Miho: „Der verlorene Hase am Fuße der Rolltreppe wirft beim Betrachter des Bildes Fragen auf – der dann seine Version der Geschichte konstruier­t.“

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