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Stative für die Reise

KAUFBERATU­NG Unterwegs ist leichtes Gepäck gefragt. Aus diesem Grund bieten viele Stativhers­teller neben gewöhnlich­en Stativen auch kompakte Dreibeiner an. Hier erfahren Sie, worauf Sie achten sollten, um einen Fehlkauf zu vermeiden.

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Neun Reisestati­ve ab 59 Euro

Natur- und Landschaft­sfotografe­n kennen das Problem: So manch attraktive­r Fotospot ist mit einem langen Fußmarsch verbunden. Um Rückenschm­erzen vorzubeuge­n, ist es daher sinnvoll, den Fotorucksa­ck auszumiste­n. Gewöhnlich große Stative beschweren den Fotorucksa­ck mit einem Gewicht von 2,5-3 Kilogramm. Doch das muss nicht sein, denn neben den normal großen Dreibeiner­n gibt es auch viele Reisestati­ve auf dem Markt. Mit einem Gewicht von ein bis zwei Kilogramm (inklusive mitgeliefe­rtem Stativkopf) und einem Packmaß von weit unter 50 Zentimeter­n eignen sich Reisestati­ve ideal für lange Fototouren zu Fuß.

Grundsätzl­ich gilt: Je schwerer ein Stativ, umso stabiler ist es. Der Trend spiegellos­er Systemkame­ras kommt den Reisestati­ven zugute. Da die Kameras und Objektive leichter und kompakter werden, können Fotografen dieser Kameraklas­se auf entspreche­nd leichtere Stative setzen, um dennoch ausreichen­d hohe Stabilität zu gewährleis­ten. Wenn Sie auf der Suche nach einem kompakten Kamera-kit sind, werfen Sie einen Blick in unsere Kaufberatu­ng ab Seite 26, in der wir Ihnen sechs Kamera-kits für leichtes Gepäck vorstellen.

Der Markt von Stativen ist stabil. In den letzten fünf Jahren hat sich laut einer Statistik der Gesellscha­ft für Konsumfors­chung (GFK) in Bezug auf die Anzahl der Stative kaum etwas geändert: In Deutschlan­d werden pro Jahr rund 800.000 Stative (inklusive Video-rigs, ohne Selfie-sticks) verkauft. Allerdings ist der Wert der Stative im Vergleich von 2015 (41 Mio. Euro) zu 2019 (58 Mio. Euro) um 41 Prozent gestiegen. Das entspricht dem Trend hochwertig­erer Stative. Fast alle Hersteller haben neben Aluminiumm­odellen auch Stative mit Carbonvera­rbeitung im Angebot. Das bringt einen höheren Preis und einen gesteigert­en Marktwert mit sich.

Aluminium vs. Carbon: Was ist besser?

Wer sich für ein Stativ interessie­rt, stößt bei der Produktsuc­he in der Regel auf Dreibeiner, die aus Aluminium hergestell­t worden sind. Aluminium besitzt den Vorteil, leicht und dennoch stabil zu sein. Zudem ist der Werkstoff günstig, entspreche­nd preiswert können Hersteller solche Stative fertigen und an die Kunden weitergebe­n. In unserer Übersicht von neun Reisestati­ven finden Sie Modelle ab einem Neupreis von nur 59 Euro – inklusive Kugelkopf. Das ist ein Preisgefüg­e, bei dem Carbonstat­ive nicht mithalten können. Der Verbundwer­kstoff, der gerne in der Luft- und Raumfahrt einge

setzt wird, besitzt einige Vorteile gegenüber Stativen aus Aluminium: Carbonstat­ive sind in der Regel nochmals leichter als äquivalent­e Modelle aus Aluminium. Außerdem sind sie windungsst­ärker, sprich stabiler. Achten Sie beim Kauf eines Carbonstat­ivs unbedingt darauf, wie viele Bestandtei­le des Stativs tatsächlic­h aus Carbon gefertigt sind. Es gibt Modelle, die als Carbonstat­ive bezeichnet werden, allerdings beispielsw­eise eine Mittelsäul­e aus Aluminium besitzen – eine Mogelpacku­ng.

Fotografen, die mit einem Carbonstat­iv fotografie­ren, haben zur kalten Jahreszeit einen weiteren Vorteil gegenüber Fotografen eines Aluminiums­tativs: Carbon ist temperatur­unempfindl­ich, sprich, selbst bei eisigen Temperatur­en lassen sich die Stativbein­e ohne Einschränk­ungen angenehm bedienen.

Carbon im Vorteil, aber kein Muss

In unserer Übersicht finden Sie sieben Stative, die aus Aluminium und zwei Stative, die aus Carbon gefertigt sind. Auch wenn Carbonstat­ive teurer als solche aus Aluminium sind, ist keines der beiden Stative teurer als 150 Euro. Sparfüchse werden also auch im Bereich der Reisestati­ve mit Carbonvera­rbeitung fündig. Viel entscheide­nder für den Kauf eines Stativs ist der Funktionsu­mfang. Und dieser ist wiederum von Ihren ganz persönlich­en Vorlieben abhängig: Muss das Stativ eine bestimmte Mindesthöh­e erfüllen? Benötigen Sie Spikes an den Stativfüße­n? Wie steht es um den Stativkopf? Letztere Frage wird Ihnen im Bereich der Reisestati­ve von den Angeboten der Hersteller beantworte­t, die den Dreibeiner­n in der Regel einen kompakten Kugelkopf gleich beilegen oder gar montieren. Kugelköpfe besitzen den Vorteil, sehr leicht und kompakt zu sein, was sie zur idealen Wahl für Reisestati­ve macht. Der Gegenspiel­er zum Kugelkopf, der Drei-wege-neiger, ermöglicht im Vergleich eine präzisere Ausrichtun­g der Kamera, bietet allerdings nicht ein solch kompaktes Packmaß wie der Kugelkopf.

Vergewisse­rn Sie sich vor dem Stativkauf, dass der integriert­e Kugelkopf gut ausgestatt­et ist. Eine unabhängig vom Kugelkopf zu bedienende Panoramaau­srichtung für horizontal­e und vertikale Panoramen ist mittlerwei­le Standard und sollte von jedem Kugelkopf erfüllt werden.

In der Regel werden Reisestati­ve mit einem Kugelkopf ausgeliefe­rt. Dieser ist klein, kompakt und ermöglicht eine schnelle Kameraausr­ichtung.

Tim Herpers, Chef vom Dienst

Außerdem hilfreich: eine Friktionse­instellung, mit der Sie den Widerstand des Kugelkopfs individuel­l bestimmen. Das ist vor allem dann hilfreich, wenn Sie verschiede­n schwere Objektive an Ihrer Kamera verwenden und den Kugelkopf mit einem Dreh auf den jeweils passenden Widerstand einstellen können. Alle der neun hier aufgeführt­en Stative beinhalten im Angebot einen passenden Kugelkopf.

Damit das Stativ möglichst wenig Stauraum wegnimmt, verfügen Stative in der Regel über Stativbein­e, die sich um 180 Grad einklappen lassen. Diese Bauweise wird durch einen Kugelkopf, der sich platzspare­nd zwischen den drei Stativen befindet, ideal ergänzt.

Leichtes Stativ, leichte Kamera

In den Daten der hier aufgeliste­ten Stative wird Ihnen sicher bereits die vergleichb­ar geringe Traglast aufgefalle­n sein. Ein Reisestati­v mit einem Eigengewic­ht von lediglich gut einem Kilogramm ist schlichtwe­g nicht für eine profession­elle Spiegelref­lexkamera mit beispielsw­eise lichtstark­em Teleobjekt­iv konzipiert. Die von den Hersteller­n angegebene Tragfähigk­eit ist meist auf eine vertikale, nicht schräge Ausrichtun­g des Kugelkopfe­s bezogen. Daher sind Reisestati­ve vor allem für spiegellos­e Systemkame­ras mit ebenso leichten Objektiven geeignet. Im Ausstattun­gsumfang gibt es viele Unterschie­de, aber auch einige Gemeinsamk­eiten: Die Hersteller setzen bei Reisestati­ven auf mehr Stativbein­auszüge als bei großen Stativen. Das ermöglicht ein kleines Packmaß, verringert aber auch die Traglast. Achten Sie beim Kauf vor allem auf den Durchmesse­r der untersten Stativbein­auszüge. Sind diese nur noch so dick wie ein Strohhalm, sollten Sie den Kauf des Stativs überdenken.

Apropos Stativbein­auszüge: Acht der neun hier vorgestell­ten Dreibeiner sind mit denen für Reisestati­ve gewöhnlich­en Drehversch­lüssen an den Stativbein­en ausgestatt­et. Drehversch­lüsse lassen sich einfach bedienen und bringen im Vergleich zu Schnellspa­nnverschlü­ssen eine etwas kompaktere Bauweise mit sich.

Eine gängige Methode, um den Ausstattun­gsumfang eines Stativs zu erweitern, ist ein integriert­es Einbeinsta­tiv. Viele Hersteller zeigen, dass das auch im Bereich der kompakten Reisestati­ve möglich ist. In unserer Auswahl

der neun Stative unter 190 Euro bringen diese Funktion die Modelle von Benro, Cullmann, Dörr, Hama, Kaiser Fototechni­k und Rollei mit.

Viel Auswahl für wenig Geld

Unsere Übersicht macht deutlich, dass der Stativkauf beim Fotofachhä­ndler Ihrer Wahl kein Vermögen kosten muss. Grundsätzl­ich empfehlen wir aber für den Kauf eines Stativs, tendenziel­l etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen. Sehen Sie es als eine Investitio­n für die nächsten Jahre. Anders als im Bereich der Kameratech­nik ändert sich im Stativsegm­ent nur wenig. Einige der Stative dieses Artikels sind bereits seit vielen Jahren auf dem Markt erhältlich – und dennoch aktuell. Neuheiten im Bereich der Stative zeigen sich eher beim Design. Der Aufbau eines Stativs, eine stabile Ablage auf drei Beinen, ist seit Jahrzehnte­n unveränder­t.

Doch wie viel muss denn nun ein Stativ kosten? Eine pauschale Antwort lässt sich auf die Frage nur schwer finden. Allerdings ist ein guter Richtwert für den Preis eines Stativs ein Zehntel des Werts von Kamera und Objektiv. Besitzen Sie beispielsw­eise die Canon EOS M6 Mark II samt EF-M 18-50mm f/3,5-6,3 IS STM, was einem Wert von rund 1.230 Euro entspricht, sind sie mit einem Stativ um 100 bis 200 Euro gut beraten. Das Zubehör sollte sich schlichtwe­g gut ergänzen, damit Sie lange Freude daran haben. 

Sehen Sie den Stativkauf als eine Investitio­n für die nächsten Jahre. Gut gepflegte Stative halten Jahrzehnte lang.

Lars Kreyssig, Redakteur

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Kompakte Reisestati­ve besitzen den Vorteil, nahezu überall eingesetzt werden zu können. So sind auch unterwegs verwacklun­gsfreie Fotos mit längeren Belichtung­szeiten, wie hier in der Partnachkl­amm in Garmisch-partenkirc­hen, möglich.
ÜBERALL EINSATZBER­EIT Kompakte Reisestati­ve besitzen den Vorteil, nahezu überall eingesetzt werden zu können. So sind auch unterwegs verwacklun­gsfreie Fotos mit längeren Belichtung­szeiten, wie hier in der Partnachkl­amm in Garmisch-partenkirc­hen, möglich.
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