Meister des Sports
Canon EOS-1D X Mark III vs. Nikon D6
TOP-DSLRS IM DUELL Sowohl Canon als auch Nikon haben ihr Dslr-flaggschiffe neu aufgelegt. Die Datenblätter beider Topmodelle sprechen eine klare Sprache: Fotografen der Kameras erwartet allerfeinste Aufnahmetechnik. Freuen Sie sich auf ein Duell der Superlative zwischen den Erzrivalen Canon und Nikon.
Der Zeitplan von Canon und Nikon wäre aufgegangen. Beide Hersteller haben vor Beginn des Sommers, der ursprünglich mit hochkarätigen Sportveranstaltungen, wie beispielsweise Olympia, der
Fußball-europameisterschaft und der Leichtathletik-europameisterschaft locken sollte, ihre Dslr-topmodelle aktualisiert. Nun sind beide Kameras erhältlich, doch die vielen Sportevents wegen der Corona-pandemie abgesagt. Was bleibt, ist die spannende Frage, ob nun Canon oder Nikon die derzeit beste digitale Spiegelreflexkamera auf dem Markt anbietet.
Wer von Ihnen unseren Testbericht zur EOS1D X Mark III in der Digitalphoto 05/2020 gelesen hat, weiß, dass sich Canon mächtig ins Zeug gelegt hat, um Nikon vom Thron der besten DSLRS zu stoßen. Keine leichte Aufgabe, immerhin führte Nikon lange die ersten vier Plätze unserer Profi-dslr-bestenliste an. Doch die Canon EOS-1D X Mark III konnte tatsächlich mit einem sensationellen Gesamtergebnis von 95,7 Prozent Platz eins vor der Nikon D850 erklimmen. Die große Frage ist nun: Kann Nikon den Angriff von Canon abwehren und Platz eins
zurückgewinnen? Im Rahmen eines Labor- und Praxistests beider Kameras haben wir das für Sie herausgefunden. So viel sei bereits vorab verraten: Es ist ein Duell auf absolutem Profiniveau, das durch Kleinigkeiten entschieden wird.
Auflösung nach Maß
Es ist nicht verwunderlich, dass sowohl die EOS1D X Mark III als auch die Nikon D6 in puncto Abbildungsqualität nichts anbrennen lassen. Der Vollformatsensor beider Kameras liefert bis in hohe Lichtempfindlichkeiten professionelle Bildergebnisse. Sind die Lichtbedingungen so schlecht, dass Sie mit ISO 6.400 fotografieren müssen? Kein Problem – die DSLRS liefern Ihnen dennoch extrem rauscharme Bildergebnisse.
Keine der beiden Kameras ist ein Auflösungswunder: Die 20,1 Megapixel der EOS sind ebenso wie die 20,8 Megapixel der D6 bereits jeweils vom Vorgänger bekannt. Doch das hindert nicht an einem herausragenden Testergebnis:
Beide Kameras können die hohe Auflösung bei ISO 100 als auch bei erhöhter Lichtempfindlichkeit beibehalten. Canon gelingt das im Detail etwas besser als Nikon. Die EOS erzielt im Testlabor eine etwas höhere Auflösung bei ISO 100 und ISO 1.600. Ebenso sind das Rauschverhalten und der Dynamikumfang bei der EOS etwas besser als bei der D6. Das sind allerdings nur Nuancen, die im Vergleich beider Testergebnisse gerade einmal 1,4 Prozentpunkte ausmachen.
Reichlich Ausstattung
Weiter geht es im Duell um die beste Ausstattung. Beide Kameras trennen sich hier um nur 1,8 Prozentpunkte. Wieder hat Canon mit der EOS-1D X Mark III die Nase leicht vorne.
Beim Autofokussystem setzt Canon auf 191 Messfelder, von denen 155 kreuzförmig angeordnet sind. Bei der D6 sind es 105 Af-messfelder, die alle Kreuzsensoren sind. Im Testlabor konnte die Nikon D6 minimal kürzere Auslöseverzögerungen verbuchen und so in puncto Handling einen kleinen Vorsprung gegenüber der CANON-DSLR gewinnen.
Beide wettergeschützten Kameras bieten einen hervorragenden Blick auf das Motiv. Der Pentaprimasucher der Canon bringt eine 0,76-fache Vergrößerung mit sich. Bei der D6 handelt es sich um eine 0,72-fache Suchervergrößerung. Neben dem rückseitigen 3,2-Zoll
Ein Vollformatsensor, üppiges Af-system und ein rasantes Serienbild: Das ist die Klasse der High-end-dslrs.
Tim Herpers, Chef vom Dienst
Touchdisplay, das bei beiden Kameras sehr gut aufgelöst ist, liefern je ein Schulterdisplay sowie ein weiteres Info-display auf der unteren Rückseite Hinweise auf aktuelle Kameraeinstellungen. Wie im Bereich der Profi-dslrs üblich sind die Monitore starr verbaut und weder dreh- noch schwenkbar. Die Akkulaufzeiten sind davon abhängig, ob Sie durch den optischen Sucher fotografieren (energiesparend) oder den Liveview-modus der Kamera verwenden. Wer sich für das Sucherbild entscheidet, kann bei der EOS1D X Mark III eine Akkulaufzeit von 2.850 Fotos erwarten. Die Nikon soll rund 3.500 Fotos ohne zusätzlichen Akku aufnehmen können.
Was unterscheidet die Klasse der High-enddslrs um 7.000 Euro von den Profimodellen für die Hälfte des Geldes? Ein für Sportfotografen wichtiger Faktor ist die Serienbildgeschwindigkeit. Canon hat hier mit rund 20 Bildern pro Sekunde die Nase vorn. Allerdings erreicht die DSLR diese Geschwindigkeit nur im Live-viewmodus mit hochgeklappten Sucherspiegel. Beim Blick durch den Sucher trennen beide DSLRS zwei Bilder pro Sekunde: Die EOS nimmt bis zu 16 Fotos in der Sekunde auf, die Nikon rund 14 Bilder pro Sekunde.
Die hochauflösenden Daten des Vollformatsensors wollen schnell verarbeitet werden. Daher setzen beide Hersteller auf einen dualen Speicherkartenslot, der mit rasanten, aber auch hochpreisigen Cfexpress-karten gefüllt werden möchte. Die 128 GB große Sandisk Extreme Pro kostet 229 Euro. Für den Kartenleser von Sandisk sind noch mal rund 51 Euro fällig. Eine hohe Investition, die sich im Arbeitsalltag schnell bezahlt macht. Speicherkarte und Lesegerät harmonierten in unserem Praxistest gut miteinander. Apropos Praxistest: Neben den Testergebnissen aus dem Labor haben wir beide Kameras auch in der Praxis auf den Prüfstand gestellt. Zusammen mit dem jeweils aktuellsten 70-200/2,8-Telezoom fotografierten wir einen
Rennradfahrer. Zwei Kamera-kits im Gesamtwert von rund 18.500 Euro – und die Kameras enttäuschten uns nicht. Unser Fazit fällt durchweg positiv aus. Die Bedienung der DSLRS ist intuitiv und professionell zugleich. Wir vermissen keine Taste oder ein fehlendes Einstellrad. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase sind mit den Kameras professionelle Aufnahmen möglich. Ein Vorteil gegenüber beiden Vorgängermodellen ist die Konnektivität: Sowohl Canon als auch Nikon haben ihre High-end-kameras für eine noch einfachere und schnellere Datenübertragung optimiert.
Das letzte High-end-dslr-duell?
Der Trend spiegelloser Systemkameras macht sich auch in unserem Alltag bemerkbar. Unser letztes Duell zweier DSLRS ist schon eine ganze Weile her. Handelt es sich beim Duell der EOS1D X Mark III und Nikon D6 also um den letzten Zweikampf von High-end-dslrs? Die Wahrscheinlichkeit dafür ist hoch. Die beiden Vorgängermodelle der Spiegelreflexkameras sind jeweils rund vier Jahre alt. Behalten die Hersteller die Produktzyklen bei, würde 2024 eine neue Kamerageneration folgen. Dann wird die spiegellose Technik so weit fortgeschritten sein, dass auch die Auslöseverzögerung der CSCS durch das elektronische Sucherbild auf ein Minimum reduziert ist. Ein wichtiges Kaufargument für Sportfotografen.
Im Labor- und Praxistest konnten beide Kameras überzeugen. Innovative Dslr-technik für Profis zu einem hohen Preis.
Tim Herpers, Chef vom Dienst