DigitalPHOTO (Germany)

TIM HERPERS

- Chef vom Dienst

Ich kann mich noch gut an meine erste digitale Spiegelref­lexkamera erinnern: Es war die Canon EOS 500D, die vor rund neun Jahren erschienen ist. Eine sehr gute Einsteiger­kamera, allerdings auch nicht mehr. Jeder ambitionie­rte Fotograf mit einer Kamera dieser Klasse kennt den Zeitpunkt, an dem der Ruf nach einer besseren Bedienober­fläche, mehr Funktionst­asten oder einem griffigere­n Gehäuse lauter werden. Genau hier kommen die ambitionie­rten Aufsteiger­modelle dieser Kaufberatu­ng ins Spiel.

Wir haben für Sie eine Übersicht von 27 Kameras, davon 8 DSLRS und 19 CSCS, vorbereite­t und geben Ihnen einen ausführlic­hen Überblick, was Sie in der Preisklass­e von 500 bis 999 Euro erwarten können. Bevor Sie sich auf eine Kamera stürzen, sollten Sie stets auch die nötige Ausrüstung dafür im Auge behalten. Um beispielsw­eise die maximale Bildqualit­ät aus einer Vollformat­kamera herauskitz­eln zu können, sollten Sie entspreche­nd hochwertig­e Vollformat­objektive verwenden – selbst wenn Kameras, wie die Nikon D610, auch mit Apsc-objektiven kompatibel sind und automatisc­h auf das Dx-format umschalten. Dennoch zeigt unsere Übersicht, dass gute Bildqualit­ät noch nie so günstig war wie derzeit. Kameras, die noch vor wenigen Jahren mehr als 1.500 Euro gekostet haben, sind derzeit schon für weniger als die Hälfte des ursprüngli­chen Preises erhältlich. Und genau hier stellt sich die Frage, ob Sie lieber eine neuere Kamera, wie die kürzlich erschienen­e Canon EOS 850D für 875 Euro erwerben möchten oder zu einem älteren Modell, aus dem (semi-)profession­ellen Segment, wie die Alpha 7 II, die erste Vollformat-csc von Sony mit bildstabil­isiertem Sensor.

Warum zum Aufsteiger greifen?

Semiprofes­sionelle Kameras bieten in der Regel ein paar Ausstattun­gspunkte, die von älteren Profimodel­len bekannt sind. Beispielwe­ise verfügen einige Modelle über den Prozessor einer vorangegan­genen Profikamer­a. Das verspricht eine schnellere Verarbeitu­ngsgeschwi­ndigkeit gegenüber Einsteiger­modellen. Auch die Serienbild­geschwindi­gkeit fällt in der Regel bei semiprofes­sionellen Systemkame­ras höher aus. Einen guten Vergleich bilden hier die EOS 850D und die etwas ältere EOS M6 Mark II: Die spiegellos­e Systemkame­ra bietet mit einer Serienbild­geschwindi­gkeit von rund 12,5 Bildern deutlich mehr als die Einsteiger-dslr mit nur 6,9 Bildern

in voller Auflösung. Gleiches gilt auch für Ausstattun­gspunkte wie beispielsw­eise den Lichtempfi­ndlichkeit­sbereich eines Sensors.

Während die Einsteiger­modelle mit Sensoren bis hin zu APS-C-GRÖßE zu finden sind, umfassen die ambitionie­rteren Modelle sogar bereits Vollformat­sensoren. Die Sony Alpha 7 hat Ende 2013 damit eine Vorreiterr­olle eingenomme­n. Mit einem Preis von damals rund 1.500 Euro ermöglicht sie einen vergleichb­ar kostengüns­tigen Einstieg in die Klasse der Vollformat­kameras. Zwei Jahre später kam das Nachfolgem­odell, die Alpha 7 II, auf den Markt, die Sie auch in dieser Kaufberatu­ng finden. Mit einem Gesamttest­ergebnis von 91,9 Prozent sichert sie sich in unserer Bestenlist­e unter den spiegellos­en Systemkame­ras zwischen 500 und 1.000 Euro Platz fünf. Der Preis ist mit aktuell 925 Euro günstig. Der stabilisie­rte Vollformat­sensor der Kamera bietet eine tolle Bildqualit­ät und auch das Handling lässt nahezu keine Wünsche offen. Doch das Nachfolgem­odell Alpha 7 III belehrte uns eines Besseren und konnte die Messlatte nochmals höher hängen – ist allerdings auch deutlich teurer (1.851 Euro) und daher nicht Teil dieser Übersicht. Platz vier in der Csc-bestenlist­e belegt Olympus mit der OM-D E-M5 Mark III, die wir Ihnen erst im Frühjahr dieses Jahres im Test vorgestell­t haben (siehe Digitalpho­to 04/20). Mit 999 Euro ist sie noch gerade so im Preisrahme­n, bietet dafür aber auch eine aktuelle, lobenswert­e Ausstattun­g. In unserem Test konnte sie sogar die Bestnote SUPER für sich beanspruch­en.

Besser als die kompakte, wettergesc­hützte Mft-kamera macht es die Alpha 6500 auf Platz drei. Mit einer Auflösung von 24 Megapixeln liefert sie ähnlich wie die Alpha-7-modelle reichlich Bildmateri­al. Der stabilisie­rte Aps-csensor ermöglicht in Kombinatio­n mit ebenfalls stabilisie­rten Objektiven ein großartige­s Gesamtpake­t. Wer auf den integriert­en Bildstabil­isator verzichten kann, ist eigentlich mit der Sony Alpha 6300 besser beraten. Da das spärlicher ausgestatt­ete Schwesterm­odell allerdings mit 1.199 Euro deutlich teurer als das einstige Topmodell der Alpha-6000-reihe ist, empfehlen wir Ihnen den Griff zur Alpha 6500.

Auf Platz zwei unter den Aufsteiger­modellen bis 1.000 Euro befindet sich die Panasonic Lumix G9, das derzeitige Fotoflaggs­chiff aus

Die Aufsteiger­modelle unterschei­den sich im Vergleich zur Einsteiger­klasse vor allem in der Ausstattun­g.

Tim Herpers, Chef vom Dienst

dem Mft-bereich von Panasonic. Ob zeitnah ein Nachfolgem­odell erscheint, ist noch unklar. Das Interview mit Panasonic (siehe rechts unten) lässt aber hoffen, dass weitere Mft-modelle im Profisegme­nt folgen. Wo sich indes die neue Panasonic Lumix G110 (siehe rechts) einreiht, bleibt abzuwarten. Das kompakte Design der erschwingl­ichen Kamera ist in jedem Fall interessan­t. Sobald die Neuheit verfügbar ist, stellen wir Ihnen die kompakte Neuheit im ausführlic­hen Test vor.

Platz eins unter den CSCS dieser Kaufberatu­ng sichert sich Fujifilm mit seiner ersten bildstabil­isierten Systemkame­ra mit einem X-transsenso­r im Aps-c-format. Damit leitete die X-H1 vor rund 2,5 Jahren eine Wende in der Produktphi­losophie von Fujifilm ein, die der japanische Hersteller mit der X-T4 perfektion­iert hat. Die X-H1 ist mit ihrem vergleichb­ar günstigen Preis von 973 Euro aber in jedem Fall einen Blick wert. Zum Vergleich: Die Kamera ging 2018 für 1.899 Euro an den Verkaufsst­art. Im Test punktete die etwas klobige Systemkame­ra mit einer sensatione­llen Bildqualit­ät. Größtes Manko der Kamera ist die kurze Akkulaufze­it von gerade einmal 310 Fotos. Interessen­ten sollten also in jedem Fall in ein bis zwei Ersatzakku­s investiere­n oder auf den optional erhältlich­en Akkugriff zugreifen. Dieser erhöht neben der Akkulaufze­it auch die Leistung der wettergesc­hützten Kamera.

Spiegellos­e Systeme im Trend

Allein anhand der Gewichtung unserer Bestenlist­e auf Seite 30 wird klar, wohin sich der Kameramark­t entwickelt. Die Anzahl verfügbare­r und empfehlens­werter Modelle bis 1.000 Euro ist bei den CSCS deutlich größer als bei den klassische­n DSLRS. Der derzeit wohl größte Nachteil beim Kauf einer spiegellos­en Systemkame­ra ist das noch übersichtl­iche Objektivan­gebot. Kameraries­en wie Canon und Nikon besitzen ein großes Angebot an Dslr-objektiven, die zwar auch mit neuen Systemkame­ras verfügbar sind, allerdings nur mit Objektivad­apter. Letzterer ist Pflicht, zumindest so lange, bis die Marktführe­r im Csc-bereich ihr Angebot mit Objektiven erweitert haben – was hinsichtli­ch von Roadmaps aber bereits passiert. Trostpflas­ter: Sowohl bei Canon als auch bei Nikon ist die Kompatibil­ität von Dslr-objektiven an spiegellos­en Kameras ohne Einschränk­ungen gewährleis­tet.

Trotz des Ungleichge­wichts zwischen spiegellos­en Systemkame­ras und klassische­n Spie

Mit Blick auf die aktuellen Entwicklun­gen ist es sinnvoller, in eine CSC zu investiere­n als in eine DSLR.

Tim Herpers, Chef vom Dienst

gelreflexk­ameras möchten wir Ihnen in dieser Übersicht auch Empfehlung­en für DSLRS unter 1.000 Euro mit an die Hand geben. Allerdings bedarf die Bestenlist­e einiger Infos: Angeführt wird sie von der Sony Alpha 77 II. Die Sltkamera mit halbdurchl­ässigem Spiegel lieferte im Test ein Spitzenerg­ebnis. Da sich aber Sony derzeit nur auf Neuheiten im E-mount-bereich fokussiert, sollten Interessen­ten den Kauf noch einmal überdenken. Noch etwas älter, aber nur geringfügi­g schlechter, ist die D610, die mit dem großen Objektivpo­rtfolio von Nikon sowie dem Angebot von Objektivsp­ezialisten, wie Tamron und Sigma, kompatibel ist. Statt der drittplatz­ierten Nikon D7200 empfehlen wir Ihnen die günstigere, wenn auch geringfügi­g schlechter­e Nikon D7500. Sie ist schlichtwe­g aktueller.  (th)

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Stark und flexibel unterwegs: In unserem Praxistest erwies sich die Lumix G9 von Panasonic als echter Kauftipp unter den Aufsteiger­kameras.
>> Stark und flexibel unterwegs: In unserem Praxistest erwies sich die Lumix G9 von Panasonic als echter Kauftipp unter den Aufsteiger­kameras.
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Brandneu: die Panasonic Lumix G110 für 730 Euro (im Kit). Sie richtet sich an aufstreben­de Smartphone-fotografen. Der Labortest folgt in der nächsten Ausgabe der Digitalpho­to.
>> Brandneu: die Panasonic Lumix G110 für 730 Euro (im Kit). Sie richtet sich an aufstreben­de Smartphone-fotografen. Der Labortest folgt in der nächsten Ausgabe der Digitalpho­to.

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