Porträtfotos in RAW
Sebastian Nagel über strahlende Farben
Porträtfotograf und Instagrammer Sebastian Nagel ist bekennender RAW-FAN. Im Interview erzählt der Gewinner unseres „Fotograf des Jahres“-wettbewerbs im Genre Porträt, wie sein Siegerbild entstanden ist und warum das Raw-format unerlässlich für seinen Bildlook ist.
Sebastian, welche Bildidee steckt hinter dieser Porträtaufnahme?
Das Porträt mit dem Titel „Alien“entstand in einem Lost Place in Kaiserslautern. Ein dreiköpfiges Team von Kamera- und Foto-equipmenthersteller Rollei begleitete mich das gesamte Wochenende, um die neuen Led-dauerlicht-produkte zu testen. Die Idee war, der wunderschönen Sina mithilfe der Beleuchtung einen surrealen „Alienlook“zu verleihen – deshalb auch der Bildtitel.
Wie ist die Aufnahme entstanden?
Ich richtete die neue Lumen Pro RGB Studioleuchte nach oben aus und platzierte sie in der Nähe der Wand, sodass ich auf diese Weise in der Lage war, einen knackigen Lichteffekt in Magenta als Hintergrund zu kreieren. Gleichzeitig leuchtete ich Sina von vorne mit dem neuen Rgbringlicht von Rollei aus, um zum einen den sogenannten „Halo-effekt“in den Augen zu erzeugen und zum anderen, um ihr Gesicht in Türkis einzufärben und somit den reizvollen Farbkontrast zwischen warm und kalt zu erhalten.
Kam das Rohdatenformat zum Einsatz?
Ich fotografiere prinzipiell immer im Raw-format, da die anschließende Entwicklung und Bearbeitung einen Teil
meines Stils ausmachen und mir so viel mehr Bildinformationen und Bearbeitungsmöglichkeiten gegeben sind.
Also ist RAW in der Porträtfotografie immer die bessere Wahl?
Meiner Meinung nach ganz klar ja! Wie bereits erwähnt sind hier viel mehr Möglichkeiten und Bildinformationen gegeben. Mit RAW bin ich in der Bildbearbeitung mein eigener Herr und muss mich nicht mit einem „runterkonvertierten“JPEG zufriedengeben.
Wie hast du diese Datei bearbeitet?
In Lightroom habe ich zunächst die Belichtung und den Weißabgleich der Raw-datei korrigiert und die angepasste Version anschließend in Photoshop exportiert, um die Haut mittels Frequenztrennung zu retuschieren. Im nächsten Schritt wurden die hellen und dunklen Bereiche via „Dodge and Burn“betont. Um den Blick des Betrachters auf die Augen zu lenken, habe ich zudem den schwarzen Anteil des Bildes – sprich Haare und Jacke – mittels einer S-förmigen Gradationskurve etwas „gecrushed“. Anschließend ging es noch an die Anpassung von Farbton, Sättigung und die Luminanz der Aquamarin-, Blau-, Lilaund Magenta-töne in Camera Raw.