CHARAKTERPORTRÄT MIT INDIREKTEM BLITZLICHT
Dass der Umgang mit Kunstlicht nicht kompliziert und aufwendig sein muss, beweist das Porträtbild von Bjørn Woll. Im Interview erzählt der Fotograf und Digitalphoto-leser, wie er seinen Vater mithilfe von indirektem Blitzlicht charakterstark im Porträt verewigte.
Bjørn, welche Idee steckt hinter diesem Porträt?
Das Foto ist als Arbeit für meine Bewerbungsmappe zum Fotostudium an der Fotoakademie in Köln entstanden – und gleichzeitig wollte ich ein möglichst ausdrucksvolles Porträt meines an Alzheimer erkrankten Vaters machen. Das Porträt sollte charaktervoll sein, dabei aber auch typische Merkmale der Krankheit thematisieren wie die Isolation, der Schatten, den sich über die Erinnerung legt.
Wie genau sah der Lichtaufbau dafür aus?
Das Set-up für das Porträt war denkbar einfach: Ich habe ein Canon Speedlite 600EX-RT entfesselt in einem kleinen silbernen Reflexschirm als indirektes, leicht zur Seite versetztes hochfrontales Licht eingesetzt. Mein Vater posierte auf einem Stuhl im heimischen Wohnzimmer. Durch die Raumlänge konnte ich den Hintergrund fast komplett Schwarz ausblenden. Feinschliff von Belichtung, Kontrast und Teiltonung sind in der Nachbearbeitung mit Photoshop erfolgt.
Welche Ausrüstung und Technik kam sonst zum Einsatz?
Entstanden ist das Foto mit meiner Canon EOS 5D Mark IV und dem EF 100mm f/2.8l bei Blende neun. Das ist zwar eine Makrolinse, die ich jedoch gerne auch für Porträts einsetze. Aus einer kleinen Serie von Bildern war dieses lustigerweise das allererste, das eigentlich noch dem Feintuning der Lichtsetzung dienen sollte. Alles in allem also ein relativ einfacher Aufbau: Keep it simple!