Tageslicht Vorhandenes Licht für natürliche Porträts
Nora Scholz setzt bei ihren Porträts auf Natürlichkeit – es überrascht also nicht, dass sie am liebsten mit Available Light arbeitet. Erfahren Sie von der Fotografin, wie auch Sie Tageslicht nutzen, um Menschen im Freien stimmungsvoll in Szene zu setzen.
Available Light heißt übersetzt vorhandenes, verfügbares Licht. Zum Fotografieren wird hierbei nur das Licht genutzt, das Sie an der Location vorfinden. Wenn Sie mit künstlichem Licht arbeiten, wissen Sie für gewöhnlich, welchen Look Sie erzeugen. Bei Available Light kann man das so pauschal nicht immer sagen, da dieses Licht bei jeder Person, an jeder Location und in Kombination mit bestimmten Kleidungsstücken immer anders aussehen wird. Nora Scholz fotografiert zu 95 Prozent nur mit Available Light, weil sie es sehr vielseitig einsetzen und zu fast jeder Tageszeit nutzen kann. Die Fotografin liebt natürliche Porträts – so liegt es auch nahe, dass sie auch bei der Wahl des Lichts auf Natürlichkeit setzt.
Die goldene Stunde
Die goldene Stunde gibt es, genau genommen, gleich zweimal am Tag: bis zu einer Stunde nach Sonnenaufgang und bis zu einer Stunde vor Sonnenuntergang. Zu diesen Tageszeiten findet man – wenn die Sonne denn scheint – das schönste Licht vor. Die Sonne steht zu diesen Zeiten besonders tief, weshalb man sie gut mit der Kamera einfangen kann. Nora Scholz’ Fotos entstehen mit Festbrennweiten, die eine Offenblende von f/1,4 oder f1,8 besitzen. Sie können viel Licht aufnehmen und bieten dadurch viele Möglichkeiten im Umgang mit dem schönen Abendlicht. Diese lichtstarken Objektive schaffen es, so viel Licht aufzunehmen, dass sie Personen im Gegenlicht fotografieren kann, ohne dass die Gesichter zu dunkel wirken. Um besonders schöne Ergebnisse im Sonnenlicht zu erzielen, empfiehlt die Fotografin eine Blende von f/1,8 bis f/2,2 bei einem ISO-WERT von 100. Die Belichtungszeit sollte 1/160 s nicht unterschreiten, da die Verwacklungsgefahr sonst zu groß wird. Sollte das Foto zu dunkel sein, passen Sie stattdessen den ISO-WERT an. Damit Ihr Foto einen schönen goldenen Look erhält, ist es hilfreich, den Weißabgleich auf die Option Schattig zu stellen. Falls Sie sich unsicher sind oder das Ergebnis zu intensiv wirkt, stellen Sie den Weißabgleich alternativ auf Automatik, und passen Sie die Farbtemperatur im Nachhinein nach Ihren Wünschen an. Dies funktioniert jedoch nur, wenn Sie im Raw-format fotografieren.
Hilfsmittel wie Reflektoren, Dauerlichter oder Blitze kommen bei Nora Scholz bei Sonnenuntergangsfotos nicht zum Einsatz. Wenn Sie dies jedoch einmal ausprobieren möchten, ist es empfehlenswert, nur einen Reflektor als Hilfsmittel zu nutzen. Bitten Sie einen Assistenten, den Reflektor circa zwei bis drei Meter hinter Ihnen in Richtung des Models zu halten. Das Licht wird durch die Entfernung abgeschwächt und wirkt nicht so hart, hellt das Gesicht des Models aber dennoch ausreichend auf. Ein toller Effekt, der im Sonnenuntergang entsteht, sind Lensflares. Diese können Sie erzeugen, indem Sie
die Gegenlichtblende Ihres Objektivs abnehmen und in Richtung Sonne fotografieren. Dafür benötigen Sie jedoch ein wenig Geduld und Übung.
Die blaue Stunde
Ungefähr eine Stunde vor Sonnenaufgang beginnt die blaue Stunde. Abends beginnt sie, sobald die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist. In dieser Zeit ist das Licht besonders kühl und – wie der Name schon sagt – blau. Bilder, die in dieser Zeit entstehen, wirken dementsprechend eher kühl und düster.
Da das Licht zu dieser Zeit nur noch sehr schwach ist, lässt Nora Scholz das Model abends in Richtung untergegangener Sonne blicken. Das Restlicht ist sehr weich und wirkt auf der Haut und im Gesicht des Models sehr vorteilhaft. Sie sollten in der blauen Stunde unbedingt auf den Weißabgleich achten. Indem Sie diesen etwas mehr ins Gelbe ziehen, können Sie dem natürlichen Blau entgegenwirken – testen Sie auch die Einstellung Schattig an Ihrer Kamera. Generell kann man aber sagen, dass Lichtsituationen nie komplett dieselben sein werden.
Mittagslicht
In der Mittagszeit ist direktes Sonnenlicht sehr hart. Nora Scholz nutzt dieses Licht nur sehr selten, da ihr die harten Schatten nicht gefallen. Wer jedoch experimentierfreudig ist, kann im direkten Sonnenlicht tolle Licht-schatten-effekte (siehe Seite 64 und 65) erzielen. Halten Sie zum Beispiel ein Sieb zwischen Ihr Model und die Sonne, und Sie werden sehen, dass auch direktes Mittagslicht kreativ nutzbar ist.
Auch im Schatten oder bei bewölktem Himmel kann man zur Mittagszeit sehr gut fotografieren. Dieses indirekte Licht ist sehr weich und schmeichelt der Haut. Ist Ihnen das Mittagslicht zu hart, können Sie Ihr Model auch mit dem transparenten Innenteil eines Reflektors abschatten. Er wirkt wie eine Softbox.