Fotos einfach finden lassen
Es klingt ganz schön ambitioniert, mit Excire eine reine Fotoverwaltung neu auf den Markt zu bringen. Und es gehört viel Selbstbewusstsein dazu, diese Funktionalität zusätzlich als Plug-in für Lightroom anzubieten und eine deutlich bessere Fotosuche als dessen Bibliothek zu versprechen. Grund genug, die Software ausführlich zu testen.
Ganz ehrlich: Ich bin ein echter „Fotosortier-muffel“. Seit einer sehr frühen Version von Photoshop Elements habe ich es aufgegeben, meine Fotos über eine Fotoverwaltung zu organisieren. Unterm Strich war es mir immer zu langsam oder zu umständlich. Und daher kopiere ich seit Jahren meine Bilder in Ordner auf meinen Datenserver – ganz klassisch. Auch was verschiedenste Hersteller in den vergangenen Jahren nachgeliefert haben, zumeist als „Anhängsel“an RAW- oder Fotobearbeitung, konnte mich nicht überzeugen zu wechseln. Zugegebenermaßen – was das iphone in der Fotos-app an Intelligenz an den Tag legt, ist schon beachtlich, aber die Bilder der Systemoder Spiegelreflexkamera darüber zu verwalten, ist ebenfalls zu umständlich. Nun ist Excire Foto erhältlich, eine Fotoverwaltungssoftware, die das spielend leicht ermöglichen soll.
Erstaunlich guter Eindruck
Der Test sah wie folgt aus: Ich habe rund 32.000 Fotos auf einem Nas-system für den Test von Excire Foto bereitgestellt. Beim ersten Start der Software fügt man alle gewünschten Ordner hinzu, und dann geht es auch schon los. In unserem Fall verbrachte die Software rund sechs Stunden damit, sämtliche Bilder via 1-Gigabit-wi-fi einzulesen und zu analysieren. Die Geschwindigkeit kann allerdings stark variieren – haben Sie beispielsweise Ihre Fotos lokal auf einer SSD abgelegt, dann geht die Analyse deutlich schneller vonstatten.
Im Anschluss sind sämtliche Bilder dank künstlicher Intelligenz der Software mit Stichworten versehen und stehen in chronologischer Reihenfolge zur Ansicht bereit. Das
Scrollen – selbst durch umfangreichste Fotosammlungen – gelingt pfeilschnell, auch vergrößern und verkleinern geschieht ohne Verzögerungen. Etwas lästig ist hingegen, dass Sie ein Bild zwar per Doppelklick formatfüllend aufrufen können, dieses sich aber nur per Schließenbutton in der Menüleiste schließt. Das ist beim schnellen Durchschauen schlicht unpraktisch.
Die Suche anhand der von Excire generierten Stichworte stand als Erstes auf dem Prüfstand. Die Ergebnisse sind in unserem Test erstaunlich gut ausgefallen – egal, ob Haus, Ente oder Gänseblümchen –, je nach Motivsituation sind die Stichworte treffsicher bis ins Detail. Ausreißer kann man direkt per Mausklick aus den jeweiligen Resultaten entfernen. In der Stichwortsuche können Sie nach einzelnen Begriffen und auch nach Kombinationen suchen. Erstaunlich ist die hohe Geschwindigkeit, in der die Ergebnisse geliefert werden. Suchergebnisse können Sie zudem direkt als intelligente Sammlungen dauerhaft absichern. Über die im oberen Bereich ziemlich gut versteckte Filterleiste können Sie alle Suchergebnisse zusätzlich mit den Metadaten der Fotos kombinieren – also beispielsweise noch Kameratyp oder Aufnahmedatum ergänzen.
Personensuche nach Wunsch
Die Personenerkennung in Excire ist eher mit einer „Rasterfahndung“zu vergleichen. Ganz ohne lästiges „Taggen“Ihrer Liebsten nehmen Sie einfach ein gutes Porträtfoto und lassen die Software nach dieser Person durch das gesamte Archiv suchen. Im Test war die Trefferquote extrem hoch. Ganz ohne sich auf eine Person festzulegen, können Sie auch nur nach Porträts, Gruppenaufnahmen, alten und jungen Menschen oder geschlechterbestimmt suchen. Alle Parameter können Sie miteinander kombinieren, um noch präzisere Treffer zu erzielen.
In Lightroom sortieren
Excire gibt es nicht nur als separate Software, sondern auch als Plug-in für Lightroom. Die Suchfunktionen sind identisch mit denen der Hauptsoftware, sind in Lightroom aber im Bibliotheksmenü untergebracht. Insgesamt ist die Performance nicht ganz so gut wie in der Stand-alone-variante, aber die Zusatzfunktionen
machen in Lightroom, wenn man die Software schon zur Fotoverwaltung einsetzt, absolut Sinn und erweitern die Bibliothek um Werkzeuge, die man schon immer gesucht hat. Lightroom-bedingt ist die Plug-in-funktionalität leider nur über ein Menü zu erreichen.
Fazit: klare Kaufempfehlung
Die Fotoverwaltung und -suche kann in weiten Teilen überzeugen. Ist der vorhandene Bilderberg erst einmal eingelesen, arbeitet Excire schnell und bietet hervorragende Trefferquoten. In Kombination mit den Metadaten Ihrer Aufnahmen hat man hier ein mächtiges Suchwerkzeug an der Hand. Insgesamt kann Excire im Test sowohl als eigenständige Software als auch als Plug-in für Lightroom überzeugen. Eine etwas weniger klassische, dynamische Bedienung hätten wir bei so viel künstlicher Intelligenz aber dann doch erwartet. ■
Extrem schnelle Fotoverwaltung Automatische Bildanalysen & Stichworte Intelligente Suchfunktionen Übersichtliche Bedienung Identische JPEG/RAW werden nicht gestapelt angezeigt
Preis: 67 € (Stand-alone)/97 € (Bundle inkl. Plug-in für Lightroom); Web: www.excire.com
Als überzeugter „Nicht-fotosortierer“muss ich sagen, dass Excire das Potenzial hat, mich künftig vom Gegenteil zu überzeugen.
Jörg Rieger Espíndola, Softwareexperte