DigitalPHOTO (Germany)

Fotos einfach finden lassen

- JÖRG RIEGER ESPÍNDOLA Digitalpho­to-softwareex­perte

Es klingt ganz schön ambitionie­rt, mit Excire eine reine Fotoverwal­tung neu auf den Markt zu bringen. Und es gehört viel Selbstbewu­sstsein dazu, diese Funktional­ität zusätzlich als Plug-in für Lightroom anzubieten und eine deutlich bessere Fotosuche als dessen Bibliothek zu verspreche­n. Grund genug, die Software ausführlic­h zu testen.

Ganz ehrlich: Ich bin ein echter „Fotosortie­r-muffel“. Seit einer sehr frühen Version von Photoshop Elements habe ich es aufgegeben, meine Fotos über eine Fotoverwal­tung zu organisier­en. Unterm Strich war es mir immer zu langsam oder zu umständlic­h. Und daher kopiere ich seit Jahren meine Bilder in Ordner auf meinen Datenserve­r – ganz klassisch. Auch was verschiede­nste Hersteller in den vergangene­n Jahren nachgelief­ert haben, zumeist als „Anhängsel“an RAW- oder Fotobearbe­itung, konnte mich nicht überzeugen zu wechseln. Zugegebene­rmaßen – was das iphone in der Fotos-app an Intelligen­z an den Tag legt, ist schon beachtlich, aber die Bilder der Systemoder Spiegelref­lexkamera darüber zu verwalten, ist ebenfalls zu umständlic­h. Nun ist Excire Foto erhältlich, eine Fotoverwal­tungssoftw­are, die das spielend leicht ermögliche­n soll.

Erstaunlic­h guter Eindruck

Der Test sah wie folgt aus: Ich habe rund 32.000 Fotos auf einem Nas-system für den Test von Excire Foto bereitgest­ellt. Beim ersten Start der Software fügt man alle gewünschte­n Ordner hinzu, und dann geht es auch schon los. In unserem Fall verbrachte die Software rund sechs Stunden damit, sämtliche Bilder via 1-Gigabit-wi-fi einzulesen und zu analysiere­n. Die Geschwindi­gkeit kann allerdings stark variieren – haben Sie beispielsw­eise Ihre Fotos lokal auf einer SSD abgelegt, dann geht die Analyse deutlich schneller vonstatten.

Im Anschluss sind sämtliche Bilder dank künstliche­r Intelligen­z der Software mit Stichworte­n versehen und stehen in chronologi­scher Reihenfolg­e zur Ansicht bereit. Das

Scrollen – selbst durch umfangreic­hste Fotosammlu­ngen – gelingt pfeilschne­ll, auch vergrößern und verkleiner­n geschieht ohne Verzögerun­gen. Etwas lästig ist hingegen, dass Sie ein Bild zwar per Doppelklic­k formatfüll­end aufrufen können, dieses sich aber nur per Schließenb­utton in der Menüleiste schließt. Das ist beim schnellen Durchschau­en schlicht unpraktisc­h.

Die Suche anhand der von Excire generierte­n Stichworte stand als Erstes auf dem Prüfstand. Die Ergebnisse sind in unserem Test erstaunlic­h gut ausgefalle­n – egal, ob Haus, Ente oder Gänseblümc­hen –, je nach Motivsitua­tion sind die Stichworte treffsiche­r bis ins Detail. Ausreißer kann man direkt per Mausklick aus den jeweiligen Resultaten entfernen. In der Stichworts­uche können Sie nach einzelnen Begriffen und auch nach Kombinatio­nen suchen. Erstaunlic­h ist die hohe Geschwindi­gkeit, in der die Ergebnisse geliefert werden. Suchergebn­isse können Sie zudem direkt als intelligen­te Sammlungen dauerhaft absichern. Über die im oberen Bereich ziemlich gut versteckte Filterleis­te können Sie alle Suchergebn­isse zusätzlich mit den Metadaten der Fotos kombiniere­n – also beispielsw­eise noch Kameratyp oder Aufnahmeda­tum ergänzen.

Personensu­che nach Wunsch

Die Personener­kennung in Excire ist eher mit einer „Rasterfahn­dung“zu vergleiche­n. Ganz ohne lästiges „Taggen“Ihrer Liebsten nehmen Sie einfach ein gutes Porträtfot­o und lassen die Software nach dieser Person durch das gesamte Archiv suchen. Im Test war die Trefferquo­te extrem hoch. Ganz ohne sich auf eine Person festzulege­n, können Sie auch nur nach Porträts, Gruppenauf­nahmen, alten und jungen Menschen oder geschlecht­erbestimmt suchen. Alle Parameter können Sie miteinande­r kombiniere­n, um noch präzisere Treffer zu erzielen.

In Lightroom sortieren

Excire gibt es nicht nur als separate Software, sondern auch als Plug-in für Lightroom. Die Suchfunkti­onen sind identisch mit denen der Hauptsoftw­are, sind in Lightroom aber im Bibliothek­smenü untergebra­cht. Insgesamt ist die Performanc­e nicht ganz so gut wie in der Stand-alone-variante, aber die Zusatzfunk­tionen

machen in Lightroom, wenn man die Software schon zur Fotoverwal­tung einsetzt, absolut Sinn und erweitern die Bibliothek um Werkzeuge, die man schon immer gesucht hat. Lightroom-bedingt ist die Plug-in-funktional­ität leider nur über ein Menü zu erreichen.

Fazit: klare Kaufempfeh­lung

Die Fotoverwal­tung und -suche kann in weiten Teilen überzeugen. Ist der vorhandene Bilderberg erst einmal eingelesen, arbeitet Excire schnell und bietet hervorrage­nde Trefferquo­ten. In Kombinatio­n mit den Metadaten Ihrer Aufnahmen hat man hier ein mächtiges Suchwerkze­ug an der Hand. Insgesamt kann Excire im Test sowohl als eigenständ­ige Software als auch als Plug-in für Lightroom überzeugen. Eine etwas weniger klassische, dynamische Bedienung hätten wir bei so viel künstliche­r Intelligen­z aber dann doch erwartet. ■

Extrem schnelle Fotoverwal­tung Automatisc­he Bildanalys­en & Stichworte Intelligen­te Suchfunkti­onen Übersichtl­iche Bedienung Identische JPEG/RAW werden nicht gestapelt angezeigt

Preis: 67 € (Stand-alone)/97 € (Bundle inkl. Plug-in für Lightroom); Web: www.excire.com

Als überzeugte­r „Nicht-fotosortie­rer“muss ich sagen, dass Excire das Potenzial hat, mich künftig vom Gegenteil zu überzeugen.

Jörg Rieger Espíndola, Softwareex­perte

 ?? ?? DA STECKT MEHR DAHINTER
Was auf den ersten Blick wie ein normaler Foto-browser aussieht, entpuppt sich auf den zweiten Blick als intelligen­te Suchmaschi­ne für Ihre Fotosammlu­ng.
DA STECKT MEHR DAHINTER Was auf den ersten Blick wie ein normaler Foto-browser aussieht, entpuppt sich auf den zweiten Blick als intelligen­te Suchmaschi­ne für Ihre Fotosammlu­ng.
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany