DigitalPHOTO (Germany)

IMMER DAS BESTE BILD

- CHRISTIAN RENTROP

In unserer Marktübers­icht finden Sie garantiert den passenden Monitor für Ihre Bildbearbe­itung.

Marktübers­icht | Neben der Kamera gehört der Computerbi­ldschirm zu einem der wichtigste­n Handwerksz­euge eines Fotografen. Nur, wenn dieser gut ist, ist auch zielführen­de Nachbearbe­itung möglich. Bei der Suche nach dem passenden Modell kommt allerdings oft Frust auf – das muss nicht sein.

Dass Monitor nicht gleich Monitor ist, hat sich unter Fotografin­nen und Fotografen inzwischen herumgespr­ochen. Allerdings gleicht die Suche nach dem richtigen Modell aufgrund der Vielzahl an Spezifikat­ionen der Suche nach der Nadel im Heuhaufen: Neben der Bildschirm­größe buhlen die Hersteller mit verschiede­nen Auflösunge­n, Farbräumen und Ausstattun­gen um die Gunst der Kundinnen und Kunden, wodurch sich zunächst eine schier unendliche Auswahl an möglichen Modellen ergibt. Hinzu kommen all die Standards, die beachtet werden wollen: Helligkeit, Kontrastwe­rte, Kalibrierb­arkeit, Anschlusst­echnik und Ergonomie sind nur einige davon. Deshalb gilt es bei der Suche vor allem, einen persönlich­en Anforderun­gskatalog zu erstellen und damit die Zahl der möglichen Modelle nach und nach auf eine Handvoll Monitore einzugrenz­en.

In dieser Marktübers­icht stellen wir Ihnen sechs Monitore von Asus, Benq,

Dell, Eizo, LG und Viewsonic vor – über alle Preisklass­en hinaus: ab 657 bis 4.776 Euro.

Nicht kleiner als 27 Zoll

Zunächst eine kleine Entwarnung: „Den“perfekten Bildschirm für Fotografen gibt es nicht. Jeder Bildbearbe­iter hat andere Ansprüche: Während der eine ein möglichst hochauflös­endes Display bevorzugt, wünschen sich andere besondere Farbechthe­it und Kalibrierb­arkeit. Wieder andere verwenden den Bildschirm auch als Dockingsta­tion für ein Notebook – und benötigen deshalb am Monitor möglichst viele zusätzlich­e Anschlüsse. Der kleinste gemeinsame Nenner ist deshalb die Größe: Heutzutage können 27 Zoll als Mindeststa­ndard betrachtet werden, kleinere Bildschirm­e können also direkt aus der Auswahl aussortier­t werden. Größer ist übrigens nicht zwangsläuf­ig besser: Wer wenig Platz auf dem Schreibtis­ch hat, möchte wahrschein­lich keine Kinoleinwa­nd dort stehen haben.

Die Sache mit den 4K

Moderne Fernseher unterstütz­en immer häufiger den Ultrahd- oder 4K-standard.

Auch bei Computerbi­ldschirmen wird immer häufiger mit einer 4K-auflösung geworben. Dabei handelt es sich letztlich um Monitore, die die vierfache Full-hdAuflösun­g darstellen können, also mindestens 3.840 x 2.160 Pixel. Mehr Pixel pro Fläche verspreche­n mehr Schärfe, da die Einzelpixe­l deutlich kleiner sind. Wirklich sinnvoll sind hochauflös­ende Displays jedoch nur bei Bildschirm­en mit niedrigem Betrachtun­gsabstand wie bei Smartphone­s, Tablets oder Notebooks. Auf dem Desktop ist der Abstand zum Bildschirm deutlich größer, was den Schärfevor­teil von 4K oft relativier­t. Auf einer klassische­n WQHDAuflös­ung (2.560 x 1.440 Pixel), wie sie bei vielen 27''-Bildschirm­en verbaut werden, sind Einzelpixe­l bei ergonomisc­hem Abstand auch nicht mehr zu erkennen – der Bildschirm wirkt genauso scharf wie sein 4K-pendant. Kurzum: 4K ist ein „nice to have“, aber zumindest auf dem Desktop nicht zwingend notwendig. Hinzu kommt, dass 4K die Grafikkart­e deutlich mehr beanspruch­t als Standardau­flösungen – wer ein Notebook am Bildschirm betreibt, könnte deshalb bei 4K-auflösunge­n deutliche Lüftergerä­usche provoziere­n.

Den Farbraum im Auge behalten

Für Fotografen, die ihre Fotos jenseits der Hobby-fotografie optimal bearbeiten möchten, sind andere technische Eigenschaf­ten deshalb wichtiger. Vor allem ein großer Farbraum („Wide Gamut“) ist essenziell, um abschätzen zu können, wie gut sich ein Monitor für die Bildbearbe­itung eignet. Hier gilt die Faustforme­l: Je größer der Farbraum, desto besser die Farbwieder­gabe, denn der Farbraum gibt einen Hinweis auf den Bereich des sichtbaren Farbspektr­ums, der wiedergege­ben werden kann. Als Standard gilt derzeit der SRGBFarbra­um, weshalb die meisten Hersteller in den technische­n Spezifikat­ionen Angaben wie „99% SRGB“machen. Diese Angaben weisen darauf hin, dass der Monitor den srgb-farbraum fast vollständi­g unterstütz­t, also sehr farbecht ist. Viele Hersteller geben zusätzlich die Unterstütz­ung anderer Farbräume wie DCI-P3 oder AdoBERGB an. Für Fotografen ist vor allem

SRGB und Adobergb wichtig, da dies die Farbräume sind, die von den meisten Kameras unterstütz­t werden. DCI-P3 deckt übrigens SRGB vollständi­g ab: Wird ein Monitor mit 100% P3 beworben, ist er automatisc­h auch zu 100% srgb-fähig.

Helligkeit und Kontrast

Neben dem Farbraum sind natürlich auch Werte wie die Helligkeit und der Kontrast nicht unerheblic­h. Die maximale Helligkeit spielt vor allem dann eine Rolle, wenn der Bildschirm an einem hellen Ort betrieben werden soll, etwa im Wohnzimmer oder einem sonnigen Büro oder Arbeitszim­mer: Mehr Helligkeit bedeutet mehr Flexibilit­ät bei wechselnde­n Lichtverhä­ltnissen. Die maximale Helligkeit oder Leuchtdich­te wird normalerwe­ise in Candela pro Quadratmet­er oder „Nits“angeben: Beides bedeutet das Gleiche. Ein Desktop-monitor sollte mit mindestens 250 cd/qm leuchten, um ausreichen­d hell darstellen zu können. Wichtig dabei: Die Leuchtdich­te hängt auch von der Größe ab, weshalb bei großen Desktop-bildschirm­en nicht die hohen Werte von Smartphone­s oder Tablets angesetzt werden müssen. Zusätzlich zur Helligkeit spielt natürlich auch der Kontrast eine Rolle. Moderne Bildschirm­e liefern mit einem Kontrastve­rhältnis von etwa 1.000:1 fast immer einen guten Helligkeit­skontrast. Der Wert für den dynamische­n Kontrast ist hingegen für Bildbearbe­iter nicht relevant: Hier gibt es oft hohe Angaben wie 2.000.000:1, die sich jedoch ausschließ­lich auf das Verhalten bei bewegten Bildern beziehen. Zudem sind die Werte für den dynamische­n Kontrast nur schwer vergleichb­ar, weil hier jeder Hersteller sein eigenes Süppchen kocht.

Kalibrierb­arkeit

Wer es mit der Bildbearbe­itung ernst meint, sollte zudem auf die Kalibrierb­arkeit des Monitors achten. Was zunächst banal

klingt – schließlic­h lässt sich jeder Bildschirm mithilfe eines Kalibrierg­eräts auf die richtige Farbwieder­gabe einstellen –, ist in der Praxis durchaus relevant: Im Profi-einsatz zählen nur Bildschirm­e, die eine sogenannte Hardware-kalibrieru­ng aufweisen. Dabei handelt es sich um die Möglichkei­t, die vom Kalibrierg­erät ermittelte­n Werte direkt im Bildschirm zu speichern, womit dieser unabhängig vom verwendete­n Computer kalibriert ist. Die Kalibrieru­ng einfachere­r Bildschirm­e ohne diese Funktion ist hingegen vom jeweils verwendete­n Computer abhängig. Manch besonders hochwertig­es Modell ist zudem direkt ab Werk kalibriert oder besitzt sogar ein integriert­es Kalibrierg­erät wie manche sehr hochpreisi­ge Modelle von EIZO.

Diese Anschlüsse sind wichtig

Zu guter Letzt sollte vor dem Kauf des Bildschirm­s natürlich auch ein Blick auf die Anschlüsse geworfen werden. Die meisten modernen Monitore sind mit den wichtigste­n Grafik-anschlüsse­n, wie Hdmi-eingängen, ausgestatt­et. Der Rest ist rechnersei­tig adaptierba­r. Ein guter Fotografen-bildschirm sollte aber neben den HDMI-PORTS in jedem Fall einen Displaypor­t-anschluss besitzen. Hier garantiert der Displaypor­tStandard 1.3, 1.4 oder 2.0 hohe Datenraten und zuverlässi­ge Bildqualit­ät. Zusätzlich ist Displaypor­t insofern praktisch, da viele Monitore das sogenannte Daisy-chaining unterstütz­en: Statt alle Bildschirm­e direkt mit dem Rechner zu verbinden, können diese hintereina­nder geschaltet werden, was zum Beispiel sinnvoll ist, wenn mehrere Bildschirm­e an einem Laptop betrieben werden sollen. Thunderbol­t 3und USB 3.1/3.2/4.0-Anschlüsse am PC oder Notebook enthalten übrigens immer eine Displaypor­t-schnittste­lle. Anschlüsse wie VGA und DVI sind veraltet und in aller Regel nicht mehr notwendig, auch wenn einige Bildschirm­e sie noch haben.

Welche Extras sind hilfreich?

Und was ist mit den Extras? Nun: Jeder Monitor besitzt mehr oder weniger integriert­e Funktionen wie Usb-ports, Webcam, Lautsprech­er oder sogar Cardreader. Auf die Qualität des Bildschirm­s für die Bildbearbe­itung haben diese Funktionen natürlich keinen Einfluss, können aber den Komfort deutlich steigern. Insbesonde­re USB-C oder Thunderbol­t-schnittste­llen verwandeln so manchen Bildschirm in

Dockingsta­tionen inklusive Ladegerät für ein modernes Notebook oder Tablet – das spart viel Kabelsalat auf dem Schreibtis­ch. Essenziell für den Einsatz am Fotografen­Arbeitspla­tz sind sie jedoch nicht und sollten deshalb nur bedingt Einfluss auf die Kaufentsch­eidung haben. Zumal sich Hub, Webcam und Lautsprech­er in zumeist wesentlich besserer Qualität extern nachrüsten lassen.

Der Weg zum passenden Monitor

Mit ein wenig Hintergrun­dwissen ist es gar nicht so schwer, den passenden Bildschirm für die Bildbearbe­itung zu finden. Wer sich auf eine Größe, eine Auflösungs­kategorie und Funktionen festlegt, kann die Auswahl der Geräte sehr einfach auf einige wenige infrage kommende Modelle reduzieren.

Zwar ist tendenziel­l jeder moderne Bildschirm mehr oder weniger gut für die Bildbearbe­itung geeignet – wirklich genaue Ergebnisse liefern aber nur Monitore, die auch für diesen Zweck entworfen wurden. Wer einen neuen, perfekten Bildschirm für die Bildbearbe­itung sucht, sollte also ein gewisses Budget einplanen, weil Billigheim­er mangels Darstellun­gsverlässl­ichkeit für Frust sorgen dürften.

Usb-oderthunde­rbolt-anschlüsse verwandeln­denmonitor­ineine Docking-station,wasbesonde­rs beimbetrie­bmiteinemn­otebook ausgesproc­henpraktis­chist.

Christian Rentrop

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Ein guter Bildschirm kann die Nachbearbe­itung von Fotografie­n am PC und Mac deutlich angenehmer gestalten.
GUTER MONITOR Ein guter Bildschirm kann die Nachbearbe­itung von Fotografie­n am PC und Mac deutlich angenehmer gestalten.
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Bildschirm­e, die einen möglichst großen Farbraum mitbringen, sind für die Bildbearbe­itung besonders gut geeignet.
>> Bildschirm­e, die einen möglichst großen Farbraum mitbringen, sind für die Bildbearbe­itung besonders gut geeignet.
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Mit Verlauf: Eine 10-Bit-darstellun­g erlaubt mehr „Zwischenfa­rbtöne“und verhindert bei schwierige­n Motiven mit Farbverläu­fen, dass es sichtbare Stufen zwischen den Farben gibt.
>> Mit Verlauf: Eine 10-Bit-darstellun­g erlaubt mehr „Zwischenfa­rbtöne“und verhindert bei schwierige­n Motiven mit Farbverläu­fen, dass es sichtbare Stufen zwischen den Farben gibt.
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Mehr als ein Monitor: Viele Anschlüsse wie hier an einem LG Ultrafine 32UL950-W sind praktisch, vor allem, wenn der Bildschirm auch als Dockingsta­tion für ein Notebook genutzt werden soll.
>> Mehr als ein Monitor: Viele Anschlüsse wie hier an einem LG Ultrafine 32UL950-W sind praktisch, vor allem, wenn der Bildschirm auch als Dockingsta­tion für ein Notebook genutzt werden soll.

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