DigitalPHOTO (Germany)

Nikon Z 7II

Das polierte Flaggschif­f im Test

- TIM HERPERS Chef vom Dienst

Nikon | Für die spiegellos­e Vollformat­kamera Z 7 erntete Nikon viel Lob – aber auch viel Kritik. Nun stellt der Hersteller eine überarbeit­ete Version seines einstigen Vollformat-csc-pioniers vor, die Z 7II. Wir haben uns das neue Topomodell für Sie in einem ausführlic­hen Test angeschaut und verraten Ihnen hier, ob sich die Mühe von Nikon gelohnt hat.

In einer schnellleb­igen Welt mit Möglichkei­ten der globalen Kommunikat­ion in Echtzeit ist für Hersteller die Rückmeldun­g von Kunden wichtiger denn je. Kaum ist eine neue Kamera oder ein neues Objektiv auf dem Markt, wird es von Bloggern, YouTubern und der Presse im Internet bewertet. Mal kommen Hersteller dabei sehr gut weg, manchmal hagelt es Kritik. Als Nikon Ende 2018 mit der Z 6 und der Z 7 den Einstieg in das spiegellos­e Vollformat­segment verkündet hat, erntete der japanische Kamerahers­teller viel Lob, aber auch viel Kritik. Allen voran ärgerte Profifotog­rafen die Speicherlö­sung über eine Xqd-speicherka­rte. Ein zweiter Speicherka­rteneingan­g? Fehlanzeig­e. Doch rund 1,5 Jahre später hat Nikon mit der Z 6II und Z 7II zwei aktualisie­rte Vollformat­systemkame­ras vorgestell­t, die der Hersteller im Detail verbessert hat. Den Testberich­t zur Z 6II können Sie in Digitalpho­to 01/21 ab Seite 38 nachlesen. Diese Kamera richtet sich an ambitionie­rte Semiprofis und Profifotog­raf*innen. Das Schwesterm­odell, die Z 7II, möchten wir Ihnen nun hier im Test vorstellen. Der hochauflös­ende, stabilisie­rte und rückwärtig belichtete Cmos-sensor sowie viele weitere Ausstattun­gsmerkmale sprechen eine klare Sprache: Mit dieser Kamera spricht Nikon ausschließ­lich Profis an. Unser Testurteil zur Z 6II fiel positiv auf. Für Neukunden ist die zweite Generation durchweg empfehlens­wert. Besitzer*innen einer Z 6 hingegen sind nur bedingt mit einem Umstieg gut beraten. Lässt sich dieses Fazit auch auf die Z 7II übertragen?

Profession­elle Bildqualit­ät

Die Vorteile der Z 7II gegenüber der Z 7 sind äquivalent zur Z 6II gegenüber der Z 6, sprich, beim Vollformat­sensor der jeweiligen Kamerapaar­e handelt es sich um den gleichen. Entspreche­nd hoch fallen Auflösung und Dynamikumf­ang der Z 7II aus. Die Kamera überzeugt am Testchart unseres Labors mit einer profession­ellen Leistung. Rauscharme Ergebnisse sind bis einschließ­lich ISO 6.400 möglich– und das bei

einer Auflösung, die mit 45,7 Megapixeln nach wie vor extrem hoch ist.

Dank des 5-Achsen-bildstabil­isators, der auf eine Kompensati­on von bis zu fünf Blendenstu­fen ausgelegt ist, sind auch bei wenig Licht ohne Stativ verwacklun­gsfreie Aufnahmen möglich. Neu bei der Z 7II sind außerdem zwei Expeed-prozessore­n, die eine schnelle Bildverarb­eitung ermögliche­n. Die Serienbild­geschwindi­gkeit ist mit 9,8 Bildern pro Sekunde etwas schneller als die des Vorgängers. Außerdem ist die Autofokuse­mpfindlich­keit höher: Der Hybrid-af ist nun mit einer Belichtung­smessung bis -4 LW ausgestatt­et (bei einer Objektivli­chtstärke von min. f/2). Menschen und Tiere erkennt die Z 7II automatisc­h – sowohl im Foto- als auch im Videomodus. Apropos Video: Nikon hat bei der Neuauflage auch am Bewegtbild geschraubt. Videos in 4K-auflösung sind mit einer Bildrate von bis zu 60p möglich. Die erste Kameragene­ration ermöglicht­e 4K-aufnahmen mit einer Bildrate von lediglich 30p. Aufgrund der vielen kleinen Verbesseru­ngen kann die Z 7II in puncto Ausstattun­g ein besseres Ergebnis als ihre Vorgängeri­n einfahren. Das liegt auch am zusätzlich­en Speicherka­rtenslot.

Nun auch mit Sd-kartenslot

Wie eingangs erwähnt, hat Nikon aufgrund des einfachen Speicherka­rteneingan­gs der Z 7 viel Kritik geerntet. Ähnlich wie bei der Z 6II bietet nun die Z 7II neben einem Xqd-eingang auch einen Sd-karteneing­ang. Dieser ist Uhs-ii-kompatibel – das ist aufgrund der hohen Sensoraufl­ösung und Serienbild­geschwindi­gkeit auch nötig. In Serie sind bis zu 200 Jpeg-aufnahmen in voller Auflösung möglich. Wer lieber im unkomprimi­erten 12-Bit-raw-modus fotografie­rt, kann bis zu 77 Fotos aufnehmen, bevor die Nikon Z 7II das erste Mal eine Verschnauf­pause benötigt.

Die Bedienober­fläche der neuen Nikon ist mit der des Vorgängerm­odells gleich. Aufgrund des zweiten Speicherka­rteneingan­gs ist die Kamera rund zwei Millimeter tiefer, beim Sucher und auch beim Monitor hat sich allerdings nichts verändert. Hier bleibt sich Nikon treu. Das gilt übrigens auch für die Bedienelem­ente, wie den sehr gut zu bedienende­n Joystick. Auf der Oberseite gibt ein Schulterdi­splay Infos über die Kameraeins­tellungen. Das Gehäuse der Z 7II ist staub- und spritzwass­ergeschütz­t.

Nikon hat mit dem EN-EL15C einen neuen Li-ion-akku vorgestell­t, der die Z 7II mit Energie versorgt, die für bis zu 420 Fotos ausreichen soll. Damit ist die Z 7II trotz besserer Ausstattun­g energieeff­izienter als ihre Vorgängeri­n (330 Bilder).

Im Clinch mit Canon, Sony & Co.

Neben der Bildqualit­ät überzeugt die neue Nikon Z 7II auch im Bereich der Ausstattun­g und Haptik. Das finale Laborergeb­nis fällt mit 93,6 Prozent exzellent aus. Doch wie steht die Kamera im Vergleich zu Alternativ­en der Konkurrenz da? Sowohl Canon, Panasonic als auch Sony haben eine ebenfalls hochauflös­ende Vollformat-csc aus dem hochpreisi­gen Kamerasegm­ent im Angebot. Canon ist mit der Vorstellun­g der EOS R5 der unangefoch­tene Spitzen

Im vergleich mit der Konkurrenz muss sich die Nikonz7ii nicht verstecken. einzig die canon schneidet besser ab.

Tim Herpers, Chef vom Dienst

reiter. Das ändert sich auch nach Einführung der Nikon Z 7II nicht. In Summe liefert Canon hier das bessere Gesamtpake­t, auch wenn sich die Unterschie­de im Detail verstecken. Der Blick in die Zukunft bleibt spannend: Nikon kann mit der Z 7II nicht am Äquivalent des Erzrivalen dranbleibe­n und wird sich sicher etwas einfallen lassen.

Panasonic richtet sich mit der Lumix S1R an Profifotog­raf*innen, die für eine riesige Ausstattun­g ein klobiges Kameragehä­use in Kauf nehmen. Im direkten Vergleich beider Kameras ist die neue Nikon Z 7II die bessere Wahl.

Zu guter Letzt muss sich die Nikon Z 7II auch mit der Sony Alpha 7R IV als drittem Konkurrenz­modell messen. Die Alpha bietet mit einer Auflösung von 60 Megapixeln im Vollformat­segment der spiegellos­en Systemkame­ras ein echtes Alleinstel­lungsmerkm­al, kann es mit der Nikon aber in Summe nicht aufnehmen. So gehört die Nikon Z 7II zweifellos zu einer der besten Kameras, die es derzeit gibt.

Ein Blick auf den Preis

Die profession­elle Qualität lässt sich Nikon allerdings auch teuer bezahlen: Für das Gehäuse sind derzeit 3.049 Euro fällig. Im

Vergleich zu den direkten Konkurrenz­modellen fällt der Preis nicht hoch aus – im Vergleich zur Vorgängeri­n allerdings sehr wohl: Die Nikon Z 7 wird derzeit im Online-handel für 800 Euro weniger angeboten. Für den Aufpreis ist beispielsw­eise bereits das extrem leistungss­tarke Nikkor Z 24-70mm F4 S erhältlich. Neukunden sollten daher genau abwägen, ob sie von den Vorteilen der Z 7II gegenüber ihrer Vorgängeri­n wirklich Gebrauch machen oder ob für sie das bereits sehr gute Gesamtpake­t der Nikon Z 7 nicht doch ausreicht.

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Die Modellbeze­ichnung auf der Kamerafron­tseite wird durch eine römische Zwei ergänzt. Sonst ist die Nikon kaum von der Vorgängeri­n zu unterschei­den.
Eines von 16: Nikon hat derzeit 16 Objektive mit nativem Nikon Z-bajonett. MIT RÖMISCHER ZWEI Die Modellbeze­ichnung auf der Kamerafron­tseite wird durch eine römische Zwei ergänzt. Sonst ist die Nikon kaum von der Vorgängeri­n zu unterschei­den.
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Endlich zweifach bestückt: Die Z 7II ist wie für eine profession­elle Kamera üblich mit zwei Speicherka­rten (XQD & SD) kompatibel.
>> Endlich zweifach bestückt: Die Z 7II ist wie für eine profession­elle Kamera üblich mit zwei Speicherka­rten (XQD & SD) kompatibel.
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Die neue Nikon Z 7II setzt in puncto Auflösung Maßstäbe – allerdings auf Basis der Vorgängeri­n.
>> Bis in die Spitzen detaillier­t: Die neue Nikon Z 7II setzt in puncto Auflösung Maßstäbe – allerdings auf Basis der Vorgängeri­n.
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