Hauptsache ganz nah dran
Naheinstellgrenze ist das Zauberwort, wenn es um Fotos aus nächster Nähe geht. Was Sie beim Kauf von Makroobjektiven beachten sollten, lesen Sie auf dieser Doppelseite.
Als echte Makroobjektive werden Optiken bezeichnet, die einen Abbildungsmaßstab von 1:1 ermöglichen. Das bedeutet, dass das Objekt vor der Linse auch in seiner tatsächlichen Größe abgebildet wird. Die häufig zu findenden „Makro“-aufdrucke auf Zoomobjektiven sind mit einer gewissen Portion Skepsis zu betrachten, handelt es sich hierbei doch meist um Abbildungsmaßstäbe von 1:2 oder 1:3. Diese Zooms (umgangssprachlich auch als Pseudo-makroobjektive bekannt) erlauben zwar beeindruckende Nahaufnahmen, sind aber eben keine „echten“Makroobjektive. Die in unserer Bestenliste aufgeführten Makroobjektive besitzen einen Abbildungsmaßstab von 1:1 – oder gar mehr. Ein gutes Beispiel dafür ist das Makroobjektiv RF 100mm F2.8L Macro IS USM von Canon, das es mit ähnlichen Eigenschaften auch für das Dslr-portfolio gibt. Bei der Neuauflage für spiegellose Vollformatkameras hat Canon allerdings einen größeren Abbildungsmaßstab von 1,4:1 statt 1:1 wie beim Dslr-makroobjektiv integriert. So können Sie Motive nicht nur maßstabsgetreu, sondern sogar vergrößert darstellen.
Eigenschaften der Makrooptiken
Makroobjektive finden Sie in der Regel in einem Brennweitenbereich von 80 bis 105 Millimeter (äquivalent zum Kleinbildformat). Dank einer Offenblende von meist f/2,8 bis f/3,5 können Sie Ihre Motive extrem gut freistellen. Bedenken Sie dabei: Je näher Sie an Ihr Motiv herantreten, umso kleiner ist die Schärfentiefe. Um Motive im Makrobereich von vorn bis hinten scharfstellen zu können, sind deswegen oft mehrere Aufnahmen mit unterschiedlichem Fokuspunkt nötig, die Sie anschließend in der digitalen Bildbearbeitung zu einem Foto zusammenfügen. Für ein solches Fokusstacking ist es wichtig, dass Sie mit einem Stativ fotografieren, damit sich der Bildausschnitt zwischen den einzelnen Aufnahmen nicht ändert. Der Einsatz des Stativs macht einen integrierten Bildstabilisator hinfällig. Dieser ist zwar nützlich, wenn Sie aus der Hand fotografieren, sollte beim Kauf eines Makroobjektivs jedoch nicht ausschlaggebend sein.
Machen Sie lieber die Wahl der Brennweite beim Objektivkauf von Ihren gewünschten Motiven abhängig. Fotografieren Sie beispielsweise Modellautos im Heimstudio, dann können Sie ein weitwinkligeres Modell in Erwägung ziehen als beim Versuch, Libellen in freier Natur großflächig einzufangen.
Natürlich können Sie für eine kurze Kamera-motiv-distanz auch zu Nahlinsen oder einem Retroadapter greifen, allerdings können Sie mit Low-budgetlösungen dieser Art nicht die Bildqualität erwarten, die sie mit echten Makroobjektiven erhalten – die übrigens nicht teuer sein müssen. Das zeigt auch unsere Übersicht rechts sowie die Bestenliste.
Makroobjektive für Porträts
Übrigens: Die Telebrennweiten mit recht hohen Lichtstärken machen manches Makroobjektiv auch als Porträt-optik interessant – auch wenn die beeindruckenden Auflösungsleistungen natürlich so manche Falte oder Hautunreinheit ungewollt hervorheben kann. Die Hintergrundunschärfe ist bei nahezu allen Makroobjektiven aufgrund der hohen Lichtstärke hervorragend. Trotz der Ausstattung müssen Makroobjektive nicht teuer sein. In der anschließenden Bestenliste finden Sie Modelle ab einem Preis von rund 229 Euro. So findet auch der ambitionierte Einsteiger das passende Objektiv für beeindruckende Fotos. ■
Mit Makroobjektiven können Sie langweiligen Motiven einen spektakulären Anstrich verpassen. Probieren Sie es aus!
Tim Herpers, stv. Chefredakteur