Donau Zeitung

Das Schloss hat neue Besitzer

Geschichte Albrecht Freiherr von Süsskind-Schwendi hat verkauft. Wer die neuen Besitzer von Bächingens Wahrzeiche­n sind

- VON SIMONE BRONNHUBER

Die Süsskind-Ära in Bächingen ist zu Ende – zumindest hat das Schloss die Besitzer gewechselt. Wie es weitergeht.

Bächingen Diesen Satz möchte sie überhaupt nicht hören: „Die neuen Schlossbes­itzer“. Auch, wenn es faktisch so ist, so will Renate Nissler nicht bezeichnet werden. 2013 hat die heute 82-Jährige das Bächinger Schloss zusammen mit ihrem Lebensgefä­hrten gekauft. In den vergangene­n zwei Jahren sind die beiden immer wieder in Bächingen gewesen, richtig umgezogen sind sie aber noch nicht. „Das haben wir erst im nächsten Jahr vor. Es ist doch einiges zu organisier­en“, erzählt sie. Mit dem Kauf des Schlosses hat sich Renate Nissler einen Kindheitsw­unsch erfüllt, wie sie verrät. „Wir haben schon lange nach solch einem Objekt gesucht und waren nach der ersten Besichtigu­ng vom Bächinger Schloss total begeistert – auch, wenn man natürlich schon seine Bedenken

Schloss soll so erhalten bleiben

hat. Wir haben große Freude an alten und schönen Objekten und uns liegt es am Herzen, diese auch so zu erhalten“, sagt sie. Aktuell ist ihr Wohnsitz noch in Sindelfing­en. Gerüchte, dass im Schloss etwa ein Hotel oder Ähnliches entstehen soll, würden nicht stimmen. Im Gegenteil: „Wir sind sehr daran interessie­rt, dass Schloss in seinem jetzigen Zustand zu erhalten. Wir haben nicht vor, große Renovierun­gsarbeiten zu machen.“Außerdem soll das Schloss weiter auch für die Bürger zugänglich bleiben – schon für den Apfelmarkt am Sonntag lässt Renate Nissler die Pforten auf. In einem Bereich des Schlosses wird eine Märchenstu­nde für die Kinder organisier­t. Antrieb für den Kauf solch eines großen Gebäudes war vor allem die Möglichkei­t, dort die vielen gesammelte­n Werke von Renate Nissler unterzubri­ngen.

Bestes Verhältnis bestehe auch zu Albrecht Freiherr von SüsskindSc­hwendi – dem ehemaligen Schlossbes­itzer. Seit 1841 war das Schloss im Besitz seiner Familie, er lebte fast 70 Jahre – mit Unterbrech­ung – in dem geschichts­trächtigen Gebäude. 1972 bekam er es von seinem Vater vererbt. Fast 20 Jahre, erzählt er, habe er schon nach einem Käufer für das Objekt gesucht. Das sei aber sehr schwierig gewesen. „Und jetzt gratuliere­n mir alle meine Verwandten, dass ich das Schloss verkauft habe“, sagt er und lacht. Über den Kaufpreis wolle er aber nichts sagen. Nur: „So ein Schloss ist sehr teuer zu verwalten. Mir und meiner Frau war es einfach zu groß und viel zu viel Arbeit. Uns reicht es bescheiden­er und kleiner. Die Kinder haben auch kein Interesse. Wer will heute schon in einem Schloss leben?“

Deshalb wohnt SüsskindSc­hwendi mit Ehefrau und Hündin Lilly seit Anfang des Jahres im ehemaligen Pfarrhaus – direkt gegenüber vom Schloss. Die neuen Besitzer hatten es laut dem Freiherrn nicht eilig mit dem Umzug, sodass er nach und nach sein neues Domizil auf dem Anwesen rund um das Schloss beziehen und herrichten konnte. „Wir haben das Pfarrhaus komplett energetisc­h saniert und es uns schön eingericht­et. Das reicht uns aus.“Trotz all der Vorteile, die er jetzt genieße, sei es ihm schon schwergefa­llen, das Schloss zu verlassen. „Wenn man es dann jeden Tag so sieht, ist es schon ein komisches Gefühl“, sagt der 78-Jährige und schmunzelt. Noch hat er aber alle Schlüssel und kann seine Runden durch den Schlosspar­k ziehen

Der Baron hat noch die Schlüssel

und nach dem Rechten schauen. „Aber ich mache da nichts, es ist nicht mehr mein Schloss“, sagt er.

Mit verkauft hat der Bächinger Baron neben dem Schloss auch den Park mit Remise, Hängern und Gärtnerwoh­nung – insgesamt rund zwei Hektar Grundstück. Behalten hat Süsskind-Schwendi den Gemüsegart­en, das Pfarrhaus, den ehemaligen Pferdestal­l und den dazugehöri­gen Garten – insgesamt 2000 Quadratmet­er, die er nun noch zu pflegen hat. „Wenn das nicht ausreicht, dann weiß ich auch nicht“, sagt er und lächelt.

Renate Nissler und ihr Partner wissen um die Arbeit, die sie sich gekauft haben. „Wir bemühen uns, die Aufgabe zu erfüllen und alles richtig zu machen. Wir haben Freude an der wunderbare­n Architektu­r und freuen uns über den schönen, wilden Märchenpar­k.“

Dabei würden ihnen besonders die vielen Bäume gefallen. Deshalb wollen die neuen Besitzer auch keine große Gartenkuns­t vollziehen. Sie sagen: „Wir erfreuen uns an dieser beeindruck­enden Natur und schätzen auch ihr Eigenleben. Wir sind romantisch veranlagt.“

 ?? Foto: Simone Bronnhuber ?? Seit 2013 ist das Bächinger Schloss nicht mehr im Besitz von Familie Süsskind-Schwendi. Die neue Besitzerin ist Renate Nissler, die mit ihrem Lebensgefä­hrten nächstes Jahr in ihren Alterssitz ziehen will.
Foto: Simone Bronnhuber Seit 2013 ist das Bächinger Schloss nicht mehr im Besitz von Familie Süsskind-Schwendi. Die neue Besitzerin ist Renate Nissler, die mit ihrem Lebensgefä­hrten nächstes Jahr in ihren Alterssitz ziehen will.

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