Frau Präsidentin beendet die Eichstätter Grabenkämpfe
Hochschule Es hat seinen Grund, warum die Katholische Universität Gabriele Gien auf Anhieb zur Chefin wählte
Eichstätt Gabriele Gien hat ein ausgesprochenes Talent, Veränderungsprozesse zu moderieren. Offenbar ist es der 54-jährigen Germanistik-Professorin gelungen, interne Grabenkämpfe an der Katholischen Universität (KU) Eichstätt-Ingolstadt beizulegen und der Hochschule zukunftsträchtige Perspektiven zu verschaffen. Sonst wäre sie nicht bereits im ersten Wahlgang mit absoluter Mehrheit der 26 Stimmberechtigten zur Präsidentin der KU gewählt worden, die sie vertretungsweise seit 2014 geleitet hatte.
Alle Kräfte an der Uni seien diesmal in die Wahl einbezogen gewesen, betonte die Vorsitzende des Wahlgremiums und des Hochschulrates, Barbara Loos. Keine Selbstverständlichkeit in den vorausgegangenen turbulenten Zeiten. Seit 2008 wechselte auf dem Eichstätter Campus fünfmal die Führung. So ist auch die Studierendenvertreterin Lorna Bowder vollauf zufrieden: „Ich freue mich, wenn starke Frauen in starke Positionen kommen.“Gien ist die zweite Uni-Präsidentin in Bayern. In den vergangenen beiden Jahren habe sie für alle „immer ein offenes Ohr“gehabt. Bowder: „Ich hoffe, dass es auch so bleibt.“
Transparenz und Beteiligung heißen Gabriele Giens Erfolgsrezepte. Die Gremien sollten voneinander wissen und alle Gruppen sich einbringen können, um das Beste aus der einzigen deutschsprachigen Katholischen Universität zu machen. Den Reformprozess unterstützte die Kirche als Eigentümerin und kürte 2015 mit dem Augsburger Weihbischof Anton Losinger einen im Wissenschaftsmanagement gut vernetzten Vorsitzenden des Stiftungsrats. Die KU-Präsidentin, nun auf fünf Jahre gewählt, geht mit klaren Zielen an den Start. Sie möchte die Uni Eichstätt endlich in die Deutsche Forschungsgemeinschaft bringen, um ihr erstklassige Forschungsförderung zu eröffnen. Gien strebt Forschungsprojekte sowohl im Verbund der Fakultäten als auch international an. Die KU soll in aktuellen Herausforderungen wie der Flüchtlingsfrage forschen, zudem den Innovationskern für die regionale Entwicklung, etwa mit Blick auf Audi in Ingolstadt, bilden. Und: Gien will die Uni zur „katholischen Denkschmiede“entwickeln, die Intellektuelle mit der Religion in engere Fühlung bringt.
Nicht zuletzt liegt ihr eine Eichstätter Campus-Identität am Herzen, die in den Mittelpunkt stellt, was die Bedürfnisse der Studierenden sind. An der KU sind im laufenden Studienjahr fast 5500 junge Menschen eingeschrieben, davon 1000 bei den Wirtschaftswissenschaften in Ingolstadt.
Weihbischof Losinger würdigte Giens Anstrengungen, die Eichstätter Universität zu konsolidieren und zu profilieren. So hat sich die Katholisch-Theologische Fakultät, die einigen Bedarf an Neuberufungen hat, einer Potenzialanalyse des Wissenschaftsrates unterzogen. Hervorgegangen ist daraus die bundesweit erste Heisenberg-Professur für katholische Theologie. Und der Wille, gut aufgestellt durchzustarten.
Auf Bayerns Bischöfe kann Gabriele Gien zählen. Sie haben „für die Weiterentwicklung der KU“ihre Mittel um 5,5 Millionen Euro pro Jahr aufgestockt. Sogar Papst Franziskus unterstützt den Reformkurs. Die Katholische Universität sei „von großem Wert für Deutschland“, hatte er 2015 erklärt.