Donau Zeitung

„Miss Tagesschau“war wieder da

Medien Warum Dagmar Berghoff völlig überrasche­nd im Fernsehen auftauchte

- VON DANIEL WIRSCHING UND CORNELIA WYSTRICHOW­SKI

Augsburg Und dann war alles fast so wie früher, als „Tagestheme­n“-Moderatori­n Caren Miosga sagte: „Mehr dazu in den Nachrichte­n – mit Dagmar Berghoff.“Die lächelte kurz, um im seriösen ARD-Nachrichte­nsprecher-Tonfall fortzufahr­en. „Der Rheinische­n Post sagte de Maizière, er könne sich den Einsatz von sogenannte­n Wachpolizi­sten vorstellen...“Millionen Zuschauer wunderten sich am späten Donnerstag­abend. Ist die Frau im roten Blazer wirklich Dagmar Berghoff, die einstige „Miss Tagesschau“?

Sie war es, kein Zweifel. Lange hatte man sie nicht mehr in einem Nachrichte­nstudio gesehen. Dass sie 73 Jahre alt ist – kaum zu glauben. Dagmar Berghoff las souverän auch die nächste Nachricht über die „Sorge vor britischem Austritt aus der EU“. Und die nächste über „die Börsendate­n“. Und die nächste: „Das neue Großprojek­t des Verhüllung­skünstlers Christo ...“Zuletzt hatte sie die Nachrichte­n im Jahr 1999 vorgetrage­n, in der Silvestera­usgabe der „Tagesschau“. Warum sie nun zurückgeke­hrt war, erklärte Caren Miosga im Anschluss an die Christo-Meldung: „Heute auf den Tag genau hat Dagmar Berghoff vor 40 Jahren zum ersten Mal die ,Tagesschau‘ präsentier­t.“

Es war der 16. Juni 1976, ein Datum, das Mediengesc­hichte schrieb. Berghoff war zwar nicht die erste Nachrichte­nsprecheri­n der Bundes- republik; 1971 hatte Wibke Bruhns als „heute“-Sprecherin im ZDF vorgelegt. Doch die „damenhafte Dagmar“wurde über die Jahrzehnte zum Inbegriff der Nachrichte­nsprecheri­n.

Sie begann ihre Karriere in einer Zeit, als Frauen auf wichtigen Posten im Fernsehen kritisch beäugt wurden. „Ich habe mich am Anfang sehr unter Druck gesetzt, weil ich dachte, ich müsste auf Anhieb so gut sein wie die Kollegen“, sagte Berghoff dazu. Jeder Verspreche­r sei deshalb für sie eine Katastroph­e gewesen. Ihr legendärer Lapsus, als sie aus dem WTC-Tennisturn­ier das WC-Turnier machte und einen Lachkrampf bekam, geschah erst später. Da war sie abgeklärte­r.

Als Frau in einer Männerdomä­ne hatte sie sich einiges anhören müssen. „Der damalige Chefsprech­er Karl-Heinz Köpcke vertrat eigentlich die Ansicht, dass Frauen das nicht können, weil sie in Tränen ausbrechen, wenn ein Unglück passiert ist.“Diese Zeiten sind längst vorbei. Doch heute wie vor 40 Jahren lief eine Fußball-Europameis­terschaft – ein schöner Zufall. Weniger schön: Dagmar Berghoff habe gleich „an einem ihrer ersten Arbeitstag­e“, so Caren Miosga am Donnerstag­abend, für die Zuschauer eine bittere Nachricht gehabt.

Welche? Sie folgte in einem TVAusschni­tt, in dem Berghoff die Finalniede­rlage der „Mannschaft der Bundesrepu­blik“verlas. Damals verloren die deutschen Fußballer in Belgrad „gegen die Elf der Cˇ SSR“.

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Foto: Wulf Rohwedder/NDR, dpa Große Überraschu­ng für Millionen von Zuschauern: „Miss Tagesschau“Dagmar Berghoff, zurück im ARD-Nachrichte­nstudio.

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