Wackelnde Favoriten und aufmüpfige Außenseiter
Vorschau Die EM-Zuschauer könnten am Wochenende neben Dramatik aber auch ein Stillhalteabkommen zwischen zwei Teams erleben
Gruppe E Belgien – Irland (15 Uhr/ARD) Nach der Niederlage gegen Italien stehen die Belgier und ihr Trainer Marc Wilmots unter Druck. Alles andere als ein Sieg gegen die Iren wäre eine herbe Enttäuschung für die ambitionierten Roten Teufel und könnte das fest einkalkulierte Weiterkommen gefährden. Doch die Mannschaft von Martin O’Neill zeigte beim 1:1 gegen Schweden eine erstaunlich offensiv- und spielfreudige Vorstellung. Allerdings müssen die Boys in Green den Ausfall von Jonathan Walters verkraften, der nach seiner wieder aufgebrochenen Achillessehnenverletzung sogar für den Rest der EM auszufallen droht. Unser Tipp Nichts sieht der neutrale Beobachter lieber, als den Sturz von Favoriten. Wenn verkrampfte Belgier gegen lockere Iren antreten, könnte so eine Überraschung drin sein.
Gruppe F Island – Ungarn (18 Uhr/ARD) Im Duell der Überraschungsteams können die Ungarn schon das Ticket für das Achtelfinale lösen. Nach dem Auftaktsieg gegen Österreich ist die Euphorie groß. Der deutsche Trainer Storck plant keine Veränderungen. Die Isländer wollen an ihre starke Leistung beim 1:1 gegen Portugal anknüpfen und den ersten EMSieg ihrer Geschichte einfahren. Das Weiterkommen wäre mit vier Punkten dann zum Greifen nah. Sorgen bereitet beiden Mannschaften der schlechte Rasen im Stade Vélodrome von Marseille. Am Freitag mussten beide Teams zum Training ausweichen. Unser Tipp Wie konnten die Isländer in der EM-Qualifikation zweimal gegen die Niederlande gewinnen? An der ebenso rustikalen wie altbackenen Hoch-und-Weit-Taktik kann es nicht liegen. Oder doch? Wir vermuten: Auch die vom „Derby“-Sieg gegen Österreich beschwingten Ungarn können der Invasion der Nordmänner keinen Einhalt gebieten. Gruppe F Portugal – Österreich (21 Uhr/ARD) Portugals Trainer Fernando Santos kündigte nach dem 1:1 gegen Island einige Änderungen an. Er habe zwar weiter Vertrauen in sein Team. Aber er müsse es auch „auffrischen“. So schön diplomatisch kann man Kritik auch verpacken. Stürmer Quaresma und Mittelfeldspieler Carvalho sind die ersten Anwärter auf einen Platz im Team. Aber auch Bayern-Einkauf Renato Sanches macht sich Hoffnungen. Auch bei den Österreichern wird es Umstellungen geben. Spielmacher Junuzovic und Innenverteidiger Dragovic fehlen. Nach dem 0:2 gegen Ungarn steht das Team von Trainer Marcel Koller bereits unter Druck. Eine weitere Niederlage kann schon das Aus bedeuten, sollte zuvor Island gegen Ungarn gewonnen haben. Unser Tipp Ronaldo wird es schon richten. Noch einmal einen ähnlich unauffälligen Auftritt wie gegen Island wird sich der schönste Superstar aller Zeiten nicht erlauben wollen. Und die Österreicher? Unsere Befürchtung: Die Niederlage gegen Ungarn (ausgerechnet Ungarn!) hat ihnen einen irreparablen Knacks versetzt. Wird aber in jedem Fall eine hochinteressante Partie.
Sonntag
Gruppe A Rumänien – Albanien (21 Uhr/Sat.1) Für die einen wird es „eine Schlacht“, für die anderen geht es um „Leben oder Tod“: Vor dem Gruppenfinale der Außenseiter fallen auf beiden Seiten martialische Worte. Und auch an platten Sprüchen fehlt es nicht: „Wenn du nicht triffst, kannst du nicht gewinnen“, lautete die simple Erkenntnis des italienischen Albanien-Trainers Gianni De Biasi, der sein Team bei den unglücklichen Niederlagen gegen die Schweiz (0:1) und Frankreich (0:2) hervorragend eingestellt hatte. Das große Manko Albaniens liegt jedoch in der Chancenverwertung. Rumänien hat immerhin schon zwei Treffer erzielt – jeweils per Elfmeter. Unser Tipp Ob großen Worten auch große Taten folgen? Wir melden Zweifel an. Um im militärischen Jargon zu bleiben, den die beiden Kontrahenten so lieben: Wir befürchten einen zähen Abnutzungskampf, den Rumänien am Ende dank leichter technischer Vorteile für sich entscheidet.
Gruppe A Schweiz – Frankreich (21 Uhr/ZDF) Ein Remis würde Frankreich für Platz eins in der Gruppe reichen. Der Schweiz genügt ein Unentschieden zum sicheren Weiterkommen. Aber mit dem Unentschieden will sich keine der beiden Mannschaften begnügen. Nach zwei Siegen strebt das GastgeberTeam die Optimalausbeute von drei Vorrundensiegen an. Trainer Didier Deschamps dürfte diesmal wohl wieder von Beginn an auf Pogba und Griezmann setzen. Die Schweizer konnten noch nie ein Pflichtspiel gegen die Équipe Tricolore gewinnen. Das soll sich endlich ändern. Unser Tipp Diese Ausgangslage lässt Schlimmes befürchten. Da können die Kontrahenten noch so treuherzig ihren unbedingten Siegeswillen beteuern – je länger diese Partie Unentschieden steht, desto mehr ist ein unausgesprochenes Stillhalteabkommen zu befürchten. (AZ, dpa) Freitag, 10. Juni
Frankreich – Rumänien
2 : Samstag, 11. Juni
Albanien – Schweiz
0 : Mittwoch, 15. Juni
Rumänien – Schweiz
1 : Mittwoch, 15. Juni
Frankreich – Albanien
2 : Sonntag, 19. Juni 21 Uhr in Lille
Schweiz – Frankreich
: Sonntag, 19. Juni 21 Uhr in Lyon
Rumänien – Albanien
2. Kroatien Sonntag, 12, Juni
Türkei – Kroatien
0 Montag, 13. Juni
Spanien – Tschechien
1 Freitag, 17. Juni
Tschechien – Kroatien
2 Freitag, 17. Juni : : : :
Spanien – Türkei
3 Dienstag, 21. Juni 21 Uhr in Bordeaux
Kroatien – Spanien
: 1 1 1 0 1 0 2 0