Taktikfüchse im Rathaus
Für gewöhnlich kommentieren wir an dieser Stelle in der Wochenendausgabe aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklungen im Landkreis. Flutpolder waren in dieser Woche wieder Thema, Landwirtschaft auch. Und natürlich das Wetter. Aber darüber haben wir schon unzählige Male geschrieben. Und seien wir mal ehrlich: Momentan dreht sich eben alles um den Ball. Das hat auch Rückwirkungen auf die Politik im Landkreis. Lauingen hat wegen des Nordirland-Spiels nächsten Dienstag seine Stadtratssitzung um eine Woche verschoben, Syrgenstein beginnt erst nach dem Abpfiff – um 20 Uhr. Anstelle von ausführlicher Spielnachbetrachtung mit dazugehörigem Biergenuss heißt es für die Räte dann: brüten über Bebauungsplänen.
Dabei böte die Sitzung am Dienstag zumindest theoretisch die Gelegenheit heimlich still und leise notwendige, aber nicht von allen befürwortete Entscheidungen durchzuwinken. Wie das geht, kann man sich bei der Bundesregierung abschauen. 2006 wurde die Mehrwertsteuer während der WM erhöht, 2010 war es der Krankenkassenbeitrag. Vielleicht sollte Lauingen doch noch mal drüber nachdenken, am Dienstag in den sauren Apfel zu beißen. Und dann – quasi unter Ausschluss der fußballbegeisterten Öffentlichkeit – eine Mautstelle an der Donaubrücke beschließen, damit mehr Geld in die Kasse kommt.
Wie man Fußball clever für sich nutzt, hat diese Woche auch Thomas Baumann, Bürgermeister von Ziertheim, bewiesen. Seine Bürgerversammlung brachte er in der Rekordzeit von 55 Minuten hinter sich. Dann enteilten die Bürger an den Fernseher. Man sieht: Taktikfüchse gibt es nicht nur in den Stadien in Frankreich, sondern auch in den Rathäusern.