Die Frage der Woche
So, wie man auf dieser Welt unter den Menschen Lerchen und Eulen kennt, gibt es wohl auch Wüstenfüchse und Höhlenbewohner. (Ach, wie ist es schön, das Leben in Schubladen einsortieren zu können!) Demnach hätte ich dann sozusagen etwas vom Grottenolm. Zugegeben, der Vergleich hinkt etwas, denn ich freue mich wie jeder Mensch über Sonnenstrahlen und schönes Wetter. Und natürlich brauche ich wie jeder andere ab und an etwas Sonne für meine körpereigene Vitamin-D-Produktion.
Aber wenn es wirklich heiß wird draußen und die Sonne schon fast unverschämt vom Himmel lacht (momentan kaum vorstellbar), tauche ich lieber ab. Vollbelegte Strände, an denen kein Handtuch mehr zwischen die Sonnenanbeter passt, sind mir ein Gräuel. Ebenso überfüllte Baggerseen oder ebensolche Straßencafés. Flirrende Hitze über alten Steinen in Südfrankreich. Will sagen: Also ich bin nicht direkt heliophil – und besonders thermophil auch nicht.
Mit Cocooning kann ich schon eher etwas anfangen, wenn man denn mal bei Fremdwörtern bleiben will. „My home is my hole“– klingt seltsam, aber ich brauche die Geborgenheit einer Höhle, heimische Gemütlichkeit mehr denn Sonne von morgens bis abends. Was soll mir schon entgehen, wenn ich abtauche? Versäume ich etwas und wenn ja, was? Vielleicht in einem überhitzten Auto in einem Stau eingekeilt zu sein inmitten all der Ausflügler, die tags zuvor den Wetterbericht gelesen haben und nun irgendwo in den Bergen keinen einzigen Sonnenstrahl verpassen wollen?
Nein danke, ohne mich. Ein kühler Keller, darin ein Webstuhl, der bei jeder Bewegung der Lade leise vor sich hinknarzt – ja, das hat etwas. Auch wenn draußen die Sonne vom Himmel brennt. Oder vielmehr: dann ganz besonders.