Der Mann, der nach den Sternen greift Porträt
Was Tesla-Chef Elon Musk anpackt, hat meist gigantische Dimensionen. Er erobert das Weltall und will Elektroautos massentauglich machen. Das ist aber nicht alles
Sie habe zwei brillante Kinder, „aber Elon ist ein Genie“, hat Maye Musk einmal über ihren Ältesten gesagt. Nach dem Tod von Apple-Gründer Steve Jobs gibt es in der Hightech-Szene nur wenige mit einer derartigen Aura wie den bald 45 Jahre alten Elon Reeve Musk.
Multimillionär war Musk schon mit 27. Damals verkaufte er sein erstes Unternehmen, den OnlineMedienservice Zip2. Das nächste Start-Up X.com konnten Musk und einige Mitgründer drei Jahre später bereits für 1,5 Milliarden Dollar abstoßen – der Bezahldienst ist heute als PayPal bekannt.
Dann griff der gebürtige Südafrikaner nach den Sternen: 2002 rief er die Firma SpaceX ins Leben, die kommerzielle Weltraumflüge und eine Kolonie auf dem Mars ermöglichen soll. 2003 übernahm er Tesla Motors, ein Unternehmen, mit dem er Elektroautos massentauglich machen will. 2006 lieferte Musk die Idee zur Gründung der Ökostromfirma SolarCity, deren Vorsitzender er seither ist. 2013 stellte er den Hyperloop vor, einen Entwurf für ein Hochgeschwindigkeitstransportsystem in Röhren.
Die Dimension seiner Projekte hat Musk mehrfach an den Rand des Bankrotts gebracht, doch seit der erfolgreichen Premiere einer wiederverwertbaren Rakete kann sich SpaceX auf milliardenschwere Nasa-Unterstützung verlassen. Skeptiker glauben, dass sich die Raumfahrtbehörde inzwischen in eine ähnliche Abhängigkeit begeben hat wie die ursprünglichen Gründer von Tesla und SolarCity – wo Musk sich beteiligt, übernimmt er für gewöhnlich auch die Kontrolle. Tesla schrieb 2013 erstmals Gewinne und hat inzwischen weit mehr als 100 000 Elektrofahrzeuge verkauft. Der Ökostromanbieter SolarCity ist ebenfalls massiv gewachsen, hat heute mehr als 13 000 Angestellte. Nun will Tesla SolarCity übernehmen. Man könnte auch sagen: Musk schluckt Musk. Mit einem Vermögen von 12,7 Milliarden Dollar ist der US-Amerikaner (seit 2002) heute nicht nur unter den hundert reichsten Menschen der Erde, sondern aktiv in die drei Entwicklungen involviert, die er schon sehr früh als Prioritäten identifizierte: das Internet, den Kampf gegen den Klimawandel und die Suche nach einer Überlebensnische für die Menschheit außerhalb der Erde.
Hartnäckigkeit hat den Mann seit jeher ausgezeichnet: Der Sohn eines Ingenieurs und eines Models brachte sich das Programmieren im Alter von zehn Jahren selbst bei. Mit zwölf verkaufte er für 500 Dollar seine erste Software, ein Spiel namens „Blastar“. Als 17-Jähriger zog er nach Kanada, bevor er sich entschloss, in die USA einzuwandern. Dort erwarb er Bachelor-Abschlüsse in Wirtschaftswissenschaften und Physik.
Privat verließ ihn das Glück. Die erste Ehe mit der kanadischen Schriftstellerin Justine Wilson wurde geschieden. Mit ihr zusammen hat Musk fünf Söhne. Auch die zweite Ehe mit Schauspielerin Talulah Riley war eine Berg-und-TalFahrt. Im März hat seine Frau die Scheidung eingereicht. Jens Schmitz