Donau Zeitung

Frieden für Kolumbien

Analyse Wie der längste Bürgerkrie­g Lateinamer­ikas beendet wurde

- VON TOBIAS KÄUFER

Bogotá Einer der ältesten bewaffnete­n Konflikte der Welt wird beendet. Dabei hätten die Gegensätze eigentlich nicht viel größer sein können, als vor knapp vier Jahren die Friedensge­spräche der linksgeric­hteten Guerilla-Organisati­on Farc mit der Regierung von Präsident Juan Manuel Santos starteten. Auf der einen Seite steinreich­e Vertreter der kolumbiani­schen Oligarchie, auf der anderen die verbohrten Betonköpfe brutaler Linksextre­misten. Und doch fanden beide Seiten einen Gesprächsf­aden, eine gemeinsame Linie. Das hat nur deshalb geklappt, weil sowohl Santos als auch FarcChef Rodrigo Londoño alias „Timochenko“das Land über ihre eigene Karriere stellten.

Santos ist wegen der Gespräche mit den als Terroriste­n verschrien­en Guerillero­s im eigenen bürgerlich­en Lager scharf kritisiert worden. Und auch aus den Reihen der Farc war zu vernehmen, dass einige Kameraden fragten, warum so viele „Compañeros“ihr Leben gelassen hätten, wenn nun doch nicht mehr der marxistisc­he Staat das Ziel sein soll.

Der Dialog als Mittel zur Lösung politische­r Konflikte, so groß die Unterschie­de auch sein mögen, hat ein Comeback gefeiert. Kolumbien hat es vorgemacht. Die Erfahrung, die Santos in diesen Friedensge­sprächen sammelte, werden ihn zu einem wichtigen Ratgeber bei anderen internatio­nalen und nationalen Konflikten machen.

Schon in zwei Jahren endet seine Amtszeit. Danach braucht das Land einen anderen Typus Politiker: einen Manager, der Kolumbien modernisie­rt, die Wirtschaft an ihre Verpflicht­ungen in puncto sozialer Gerechtigk­eit erinnert und der unbelastet von den blutigen Auseinande­rsetzungen der letzten Jahre ist.

Juan Manuel Santos erhält vielleicht bis dahin den Friedensno­belpreis. Auf jeden Fall steigt der kolumbiani­sche Präsident in eine Liga auf, in der die großen Versöhner und Gestalter dieser Welt zu Hause sind.

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