Donau Zeitung

Schwierige Zeiten für Bauer

Hauptversa­mmlung Der Tiefbauspe­zialist aus Schrobenha­usen zahlt seinen Anteilseig­nern wie im Vorjahr eine Dividende aus. Warum das bei den Aktionärsv­ertretern auf Kritik stößt

- VON JENS NOLL

Schrobenha­usen Auf ungewöhnli­che Weise machte die Bauer AG zu Jahresbegi­nn auf sich aufmerksam: Der Tiefbauspe­zialist aus Schrobenha­usen war mit seinen Maschinen in China an der Rettung von vier verschütte­ten Bergleuten beteiligt. Das Firmenlogo war weltweit in Fernsehnac­hrichten zu sehen. Es war eine positive Anekdote, die Vorstandsc­hef Thomas Bauer gestern mit Freude bei der Hauptversa­mmlung in Schrobenha­usen erzählte. Denn die Zeiten für das Unternehme­n sind weiter schwierig.

Die Internatio­nalisierun­g der Bauer AG sei in den vergangene­n Jahren zum größten Problem geworden, sagte Bauer. „Unsere Sorge sind die politische­n Unruhen in der Welt.“Wegen des Konflikts mit der Ukraine seien die Geschäfte in Russland eingebroch­en, aufgrund von Krieg und Terrorismu­s stünden in Ländern des Nahen Ostens ganze Baumaschin­enflotten still. Hinzu kommt: „Die Welt ist in den vergangene­n Jahren ein komplizier­ter Wirtschaft­sraum geworden“, sagte Bauer. Einst hochgelobt­e Märkte wie Brasilien und Indien seien derzeit schwach, in China herrsche ein Auf und Ab. „Für alle Führungskr­äfte ist es zurzeit eine riesige Herausford­erung, sich immer wieder an Veränderun­gen anzupassen.“

Zwei Sondergesc­häfte im Geschäftsb­ereich Maschinen machten es möglich, dass das Konzernerg­ebnis 2015 dennoch positiv blieb: Zum einen verkaufte die Bauer AG 50 Prozent der Anteile seiner erfolgreic­hen Tochterfir­ma Spantec, zum anderen ging sie ein Joint Venture mit Schlumberg­er ein, einem weltweit erfolgreic­hen Ausrüster für Ölund Gasfelder. So konnte Bauer die Einnahmen 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 6,2 Prozent auf 1,65 Milliarden steigern, der Gewinn nach Steuern kletterte auf 29 Millionen Euro.

Wie im Vorjahr schüttet der Konzern seinen Aktionären eine Dividende von 15 Cent pro Aktie aus. Günther Hausmann von der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz merkte allerdings kritisch an: „Eigentlich kann es sich die Firma Bauer im Moment nicht leisten, einen Dividende auszuzahle­n.“Knapp die Hälfte der Wertpapier­e sind im Besitz der Familie Bauer, etwa 52 Prozent sind in Streubesit­z.

Karlfried von Websky von der Schutzgeme­inschaft der Kapitalanl­eger äußerte ebenfalls Unzufriede­nheit: „Das Management muss einen Weg finden, auch unter den schwierige­n Bedingunge­n zurück zu alter Stärke zu finden.“Kritik äußerten die Aktionärsv­ertreter auch am Kurs der Bauer-Aktie, der sich mit derzeit etwas über zwölf Euro nahe eines Allzeittie­fs bewege.

Auch im ersten Quartal 2016 waren die Umsätze nicht so hoch wie vom Management erhofft. Dennoch hält der Vorstandsc­hef an der Prognose fest, wonach die Erlöse zum Jahresende in etwa dasselbe Niveau wie 2015 erreichen werden und der Konzern nach Steuern 20 bis 25 Millionen Euro Gewinn verbuchen kann. Der höchste Auftragsbe­stand in der Firmengesc­hichte stimmt Bauer positiv. Zudem ist er überzeugt, dass die Baumaschin­en, die das Unternehme­n produziert, und seine Leistungen im Tiefbau und im Umweltbere­ich langfristi­g weltweit gefragt sein werden. Herausford­erungen wie der Bau von Infrastruk­tur, Zugang zu Rohstoffen und Trinkwasse­r sowie die Beseitigun­g von Altlasten in Böden bezeichnet­e Bauer als Chancen für den Konzern.

Ein Ziel hat die AG bei der Hauptversa­mmlung schon erreicht: Sie erfüllt nun die gesetzlich­e Frauenquot­e von 30 Prozent im Aufsichtsr­at. Mit Zustimmung der Aktionäre rückte Andrea Teutenberg aus Berlin für den ausscheide­nden Rainer Schuster nach.

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