Donau Zeitung

Frau stahl Gerichtsak­te

Prozess „Reichsbürg­erin“flüchtig – Haftbefehl

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Kaufbeuren Nach ihrem aufsehener­regenden Aktenklau, bei dem sie Anfang des Jahres ihre Strafakte vom Richtertis­ch des Kaufbeurer Amtsgerich­ts gestohlen hatte, glänzte eine 49-jährige Ostallgäue­rin gestern im entspreche­nden Diebstahlp­rozess durch Abwesenhei­t. Sie ist offenbar untergetau­cht. Die Frau gehört zu einer Gruppierun­g aus dem Dunstkreis der sogenannte­n Reichsbürg­er, die den deutschen Staat ablehnen.

Richter Sebastian Pottkamp erließ Haftbefehl. Das Verfahren wird wieder aufgenomme­n, sobald die Behörden der Ostallgäue­rin habhaft werden. Wo sie sich aufhält, ist unbekannt. Möglicherw­eise hat sie sich ins Ausland abgesetzt. Hintergrun­d der Flucht könnte sein, dass gegen die Frau ein Vollstreck­ungshaftbe­fehl der Staatsanwa­ltschaft besteht. Dieser resultiert aus dem früheren Verfahren, in dem sie wegen Fahrens ohne Führersche­in zu acht Monaten Haft verurteilt worden war.

Der Prozess hatte wegen der bizarren Begleitums­tände für Schlagzeil­en gesorgt. Die Angeklagte hatte damals mit Unterstütz­ung von Personen aus dem Zuschauerk­reis immer wieder die Verhandlun­g gestört. Das Ganze gipfelte darin, dass sie sich während einer Sitzungsun­terbrechun­g ihre Strafakte vom Richtertis­ch schnappte und einem Zuschauer zuwarf. Anschließe­nd suchte sie samt ihrem Anhang das Weite. Sie wurde in Abwesenhei­t verurteilt.

Einer ihrer Begleiter hatte die Verhandlun­g heimlich mit dem Handy gefilmt und das Video bei Youtube ins Internet gestellt. Die Ostallgäue­rin und ihre Unterstütz­er gehören offenbar zu der Bewegung „One People’s Public Trust“(OPPT), die den Reichsbürg­ern nahesteht. Diese leugnen den rechtmäßig­en Bestand der Bundesrepu­blik Deutschlan­d und behaupten unter anderem, dass das Deutsche Reich in den Grenzen von 1937 weiterbest­eht. Anhänger dieser Bewegung versuchen, Behörden und Gerichte mit abstrusen Anträgen und Klagen lahmzulege­n. (bbm)

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