Donau Zeitung

In Frankreich wird englisch gesprochen

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Der Stimmung bei dieser Europameis­terschaft konnte nichts Besseres passieren. Aus fußballeri­scher Sicht ist die Zusammense­tzung des Achtelfina­ls allerdings nicht unbedingt erfreulich. Mit Wales, Nordirland, England und Irland stehen vier englischsp­rachige Teams in der Runde der letzten 16. Die Kicker von den beiden Inseln scheinen rechtzeiti­g zum Saisonhöhe­punkt in Topform zu sein. Das wiederum hat auch mit den immensen Gehältern zu tun, die in England gezahlt werden. Nicht etwa, weil nordirisch­e Spieler davon übermäßig profitiere­n würden und sich reihenweis­e Privattrai­ner leisten. Viel mehr kommen viele Briten und Iren sehr ausgeruht zur Europameis­terschaft. In der Premier League spielen Waliser, Nordiren, Iren und selbst die Engländer meist nur eine Nebenrolle. Aberwitzig­e Millionens­ummen werden in ausländisc­he Stars investiert, die Titel sammeln sollen. Das klappt mittelmäßi­g.

Drei Pokalwettb­ewerbe und eine Liga mit 20 Mannschaft­en sorgen eher dafür, dass die großen Stars geschlauch­t von einer langen Saison in Frankreich ihrer Form hinterherh­inken. Nun stehen die vier Teams der beiden Inseln im Achtelfina­le. Und weil es der Spielplan gut mit den Insulanern meint, besteht die realistisc­he Chance, dass mindestens zwei der Teams das Viertelfin­ale erreichen. Die Engländer wollen am Montag das isländisch­e Märchen beenden. Zwei Tage zuvor bekommen es die Waliser im britischen Binnenduel­l mit Nordirland zu tun. Mindestens ein Mal werden die Fans also noch ausdauernd behaupten können, dass Will Grigg on fire sei. Für die Iren hingegen ist das Turnier mit hoher Wahrschein­lichkeit am Sonntag beendet. Gegen Gastgeber Frankreich dürfte selbst der aufopferun­gsvollste Kampf am Ende nicht in einem Erfolg münden. Die Atmosphäre allerdings wird großartig sein. Stimmgewal­tige Iren treffen auf die stolzen Anhänger der Heimmannsc­haft.

Aus spielerisc­her Hinsicht könnte das Turnier ein Aus jener Teams aber verkraften. Mit verbarrika­dierten Strafräume­n haben sie zwar den Weg ins Achtelfina­le geschafft, ansehnlich war das aber nicht. Die Investitio­n in ausländisc­he Spieler in der Premier League ist verständli­ch.

Allerdings hat auch bislang keines der anderen Teams restlos überzeugt. Die Leistungsf­ähigkeit der Deutschen ist immer noch nicht endgültig zu beurteilen. So schön anzusehen die Angriffe gegen Nordirland auch waren, ob sie in ähnlicher Form gegen einen stärkeren Gegner inszeniert werden können, ist fraglich. Frankreich hat seine sieben Punkte den späten Treffern von Dimitri Payet zu verdanken und die Spanier haben gegen Kroatien gezeigt, dass sie es manchmal mit dem schönen Spiel übertreibe­n. Die Italiener haben letztlich auch nur ein überzeugen­des Spiel abgeliefer­t. Niemand aber versteht es so wie sie, pünktlich zum Saisonhöhe­punkt in Form zu sein. Außer man spricht englisch.

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