Finale mit Außenseiter
K.-o.-Runde Der Modus will es, dass sich in einer Hälfte die Favoriten drängeln, in der anderen aber viele Überraschungsteams spielen Jubel
Paris Italiens Fußball-Nationaltrainer Antonio Conte war am vergangenen Mittwoch sehr schlechter Laune. Sein Team hatte unglücklich mit 0:1 gegen Irland verloren und der Blick auf das EM-Tableau war auch nicht dazu angetan, seine Laune zu heben. „Es ist merkwürdig, Gruppenerster zu werden, dann gegen Spanien, Deutschland, Frankreich zu spielen. Aber das sind die Regeln.“Wie Conte geht es vielen Freunden des Spiels. Denn der von den Strategen der europäischen Fußball-Union (Uefa) verordnete Modus im 24er-Feld und überraschende Punktverluste der Teams von Spanien und England haben zu einer Art ZweiKlassen-Gesellschaft in der K.-o.Runde geführt.
Da ist die eine Hälfte im Achtelfinale, in der sich die geballte Fußball-Prominenz drängelt. Deutschland, England, Frankreich, Spanien und Italien können auf eine lange Erfolgsliste verweisen: Zusammen haben diese Nationen elf WM-Titel und neunmal Platz eins bei Europameisterschaften gesammelt. Wer ins Finale will, muss also einige internationale Schwergewichte der Branche aus dem Weg räumen.
Es wird aber auch eine Mannschaft das Endspiel am 10. Juli in Paris erreichen, die bisher noch keinen einzigen „großen Titel“gewann. Die Auswahl Ungarns war schon einmal sehr nahe dran. Die Weltklassemannschaft um ihren Star Ferenc Puskas musste sich als großer Favorit 1954 dem deutschen Team geschlagen geben. Das „Wunder von Bern“war deshalb sogar der Stoff für einen erfolgreichen Kinofilm. Auch Portugal hatte den Siegerpokal schon einmal in Reichweite. 2004 bei der Europameisterschaft im eigenen Land waren jedoch die Minimalisten aus Griechenland mit dem deutschen Trainer Otto Rehhagel im Finale mit 1:0 erfolgreich. Und da sind ja noch die Belgier, die in der aktuellen Weltrangliste des Weltverbandes Fifa auf dem zweiten Platz hinter Argentinien geführt werden.
Sie haben zwar gegen Italien verloren, für die Buchmacher ist aber ein belgischer EM-Triumph wahrscheinlicher. Logisch, bei den Gegnern. (pede)