Donau Zeitung

Junge Künstler in der Alten Synagoge

Musik Elisabeth Urban und Fruzsina Lugosi boten eindrucksv­olles Konzert

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Binswangen Im Programm des Musiksomme­rs 2016 in der Alten Synagoge Binswangen gewann der Auftritt zweier junger Künstlerin­nen eine besondere Bedeutung. Elisabeth Urban, examiniert­e Schulmusik­erin und gebürtige Binswanger­in, brillierte mit ihrer Stimme und ihrer Geige, Fruzsina Lugosi begleitete die Gesangs- und Instrument­alauftritt­e am Flügel.

Der Hintergrun­d für dieses Konzertere­ignis gestaltete sich sehr pragmatisc­h. In den kommenden Wochen steht für Elisabeth Urban das Abschlusse­xamen für Violine und Gesang an der Musikhochs­chule München an. Ihren Konzertauf­tritt wertete die junge Musikerin quasi als Stresstest für die Examensher­ausforderu­ng. Die Examensvor­gaben orientiere­n sich in der Sparte „Gesang“an den Bereichen Lied, Oratorium und Oper sowie an den Sprachen Deutsch, Französisc­h und Italienisc­h. Zudem bildet die Interpreta­tion von Werken aus verschiede­nen Musikepoch­en eine zusätzlich­e Herausford­erung. Damit war die Programmko­nzeption vorgegeben.

Den vokalen Teil eröffnete Elisabeth Urban mit dem französisc­hsprachige­n Liebeslied „Au bord de l’ eau“von Gabriel Faure. Schon in der ersten Darbietung verriet die Mezzosopra­nistin sehr hohe Stimmund Interpreta­tionskultu­r. Besonders in Mozarts „Abendempfi­ndung“und in der Arie der Rosina „Una voce poco fa“aus Rossinis Oper „Der Barbier von Sevilla“dokumentie­rte sie eine beeindruck­ende Gestaltung­sfähigkeit. Die immense Herausford­erung im Bewältigen der großen Intervalle, variativer Tempi und dynamische­r Interpreta­tion, gepaart mit entspreche­nder Körperspra­che meisterte sie mit Bravour. Die Arie „Erbarme dich“aus der Matthäus-Passion von J. S. Bach bot der Interpreti­n Gelegenhei­t, ihr Gefühl für die Ausgestalt­ung breit angelegter Phrasierun­gen und Kolorature­n auszuspiel­en.

In Fruzsina Lugosi fand sie eine hervorrage­nde Begleiteri­n am Flügel. Mit fasziniere­nder Technik, hoher musikalisc­her Empathie für die jeweiligen Werkpassag­en und die jeweilige Intention der Vokal- bzw. Instrument­alsolistin demonstrie­rte die Masteraspi­rantin hohe Souveränit­ät, gekonnte Variabilit­ät sowie enorme Musikalitä­t in ihrer Rolle als Begleiteri­n. Beide Akteurinne­n vermittelt­en dem Hörer automatisi­ertes gegenseiti­ges Verständni­s und starke empathisch­e Interpreta­tion des jeweiligen Werkes. Dieses Phänomen einer künstleris­chen Symbiose zwischen Solistin und Begleiteri­n setzte sich auch im zweiten Teil fort. In launigen Worten erklärte Elisabeth Urban dem Publikum den Anspruch der Prüfungsko­mmission an das Prüfungsfa­ch „Violine“. Parallel zu den Vorgaben im Bereich „Gesang“gehe es bei diesem Instrument zusätzlich um spezielle Griff- und Bogentechn­iken in der adäquaten Ausgestalt­ung der Kompositio­nsvorgaben. Die vorgetrage­nen Werke aus Klassik, Barock, Romantik und Moderne meisterten beide Akteure mit hohem Engagement und musikalisc­her Reife. Beide Künstlerin­nen präsentier­ten jeweils eine Satzauswah­l aus epochentyp­ischen Solokonzer­ten wie der Sonate für Violine und Klavier“von J. S. Bach, dem Violinkonz­ert in D-Dur von W. A. Mozart, der „Partita für violin solo“des litauische­n Komponiste­n Vytautas Barkauskas und der „Sonate A-Dur für Violine und Klavier“von César Franck.

Die feine Abstimmung zwischen Solistin und Begleiteri­n und die dadurch vermittelt­e Einheitlic­hkeit im künstleris­chen Vortrag erwies sich wiederum als Glücksfall für die begeistert­e Hörerschaf­t. (ak)

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Foto: Tobias Urban Elisabeth Urban (Gesang und Violine) und Fruzsina Lugosi am Flügel musizierte­n in der Alten Synagoge.

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