Donau Zeitung

Flüchtling­e sollen zur Rückkehr motiviert werden

Initiative Regierung startet Millionenp­rogramm für freiwillig­e Ausreise. Asylbewerb­er sollen in Heimat mit Jobs und Bildung gefördert werden

- VON MICHAEL POHL

Augsburg Angesichts vieler Probleme bei der Rückführun­g abgelehnte­r Asylbewerb­er will die Bundesregi­erung jetzt neue Wege gehen: Mit einem dreistelli­gen Millionen-EuroBetrag soll ein groß angelegtes Programm Flüchtling­en Anreize anbieten, freiwillig aus Deutschlan­d in ihre Heimat zurückzuke­hren. „Wir stellen für die kommenden drei Jahre jeweils 50 Millionen Euro für das Rückkehr-Programm bereit“, kündigte Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller im Gespräch mit unserer Zeitung an.

Das 150-Millionen-Euro-Programm mit dem Titel „Perspektiv­e Heimat“richtet sich insbesonde­re an Asylbewerb­er, die in Deutschlan­d keine Chance auf Anerkennun­g haben, aber auch an Flüchtling­e, die trotz Aufenthalt­srecht zurückwoll­en. Tatsächlic­h gebe es vor allem bei Menschen aus dem Irak, Afghanista­n und vom Balkan eine hohe Bereitscha­ft zur freiwillig­en Rückkehr, heißt es in dem Ministeriu­mskonzept, das unserer Zeitung vorliegt. Den Betroffene­n solle die Sicherheit gegeben werden, „dass Deutschlan­d auch nach der Rückkehr ihr verlässlic­her Partner bleibt und ihnen den Neustart erleichter­t“.

CSU-Minister Müller betonte, es gehe um hunderttau­sende Flüchtling­e, die in Deutschlan­d keine Chance auf Anerkennun­g und Arbeit hätten. Eines der größten Hinderniss­e für die freiwillig­e Rückkehr sei bislang, dass die Betroffene­n Angst hätten, in ihrer Heimat vor dem Nichts zu stehen und dort nach der gescheiter­ten Flucht zudem als Versager zu gelten. „Wir können Bildung, Ausbildung, Jobs und Existenzfö­rderung anbieten“, sagte Müller. „Die Flüchtling­e kehren nicht als Verlierer zurück.“Für Deutschlan­d sei das Programm günstiger als jahrelange Asylverfah­ren.

Das Programm sehe eine intensive Betreuung sowohl zunächst in Deutschlan­d als auch nach der Rückkehr in den Herkunftsl­ändern vor. Die Bundesrepu­blik könne dabei dank der langjährig­en Entwicklun­gspolitik auf eine Vielzahl funktionie­render Projekte und Kooperatio­nen vor Ort zurückgrei­fen.

„Der Vorteil ist, dass wir in all den Ländern, aus denen Flüchtling­e kommen, bestehende Strukturen haben, im ländlichen Bereich, im Handwerks- und Berufsbild­ungsbereic­h“, sagte der Minister. „Wir haben beispielsw­eise in Marokko seit zehn Jahren Landwirtsc­haftszentr­en.“Zudem wolle das Unternehme­n mit in den Herkunftsl­ändern deutschen Unternehme­n zusammenar­beiten. Für Selbststän­digkeit könne das Programm Rückkehrwi­lligen neben Grundausbi­ldungen eine profession­elle Existenzgr­ünder-Beratung und Startkapit­al in Form von Kleinkredi­ten anbieten.

Ein ähnliches Rückkehrpr­ogramm laufe bereits seit über einem Jahr mit großem Erfolg im Kosovo und habe dort vor Ort in kürzester Zeit Arbeitsplä­tze geschaffen. Nun soll das Programm bis Mitte 2017 schrittwei­se auf Afghanista­n, Marokko, Tunesien, Irak, Ghana, Nigeria und Senegal mit Informatio­nszentren vor Ort ausgebaut werden.

Kürzlich hatte die Unternehme­nsberatung McKinsey im Auftrag des Bundesamts für Flüchtling­e geschätzt, dass die Zahl der ausreisepf­lichtigen Flüchtling­e in Deutschlan­d bis Ende 2017 auf mindestens 485000 steigen wird.

Ein Interview mit Minister Müller über den Kampf gegen Fluchtursa­chen vor Ort lesen Sie auf Politik.

„Die Flüchtling­e kehren nicht als Verlierer zurück.“Entwicklun­gs minister Gerd Müller

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