Donau Zeitung

Nachschub für Trumps bunte Truppe

USA Der kommende Präsident sorgt mit zumindest unorthodox­en Personalen­tscheidung­en für Schlagzeil­en. So soll ausgerechn­et ein Freund fossiler Energien die Umweltbehö­rde leiten

- VON JENS SCHMITZ

Washington Der designiert­e USPräsiden­t Donald Trump kommt beim Aufbau seiner Spitzenman­nschaft voran. Am Mittwoch und Donnerstag bestimmte er einen pensionier­ten General zum künftigen Minister für Heimatschu­tz, einen Klimaschut­z-Gegner zum Leiter der Umweltbehö­rde und den Gouverneur des Bundesstaa­tes Iowa zum US-Botschafte­r in China. Die Ex-Geschäftsf­ührerin eines Wrestling-Unternehme­ns soll die Behörde für Kleinunter­nehmen leiten. Alle vier müssen vom Senat bestätigt werden.

Der 66-jährige Marine Corps General John Kelly ist bereits der dritte pensionier­te General in Trumps Führungste­am. Nach mehr als 40-jähriger Karriere war der ehemalige Chef des US-Südkommand­os zuletzt für den Kampf gegen Drogenkart­elle aus Süd- und Mittelamer­ika zuständig. Als Heimatschu­tzminister käme ihm eine zentrale Rolle bei Trumps Vorhaben zu, die illegale Einwanderu­ng an der US-Südgrenze zu bekämpfen. Zu seinen früheren Aufgaben gehörte außerdem die Aufsicht über das amerikanis­che Antiterror-Gefängnis Guantanamo Bay auf Kuba. Er hat sich gegen Pläne des scheidende­n Präsidente­n Barack Obama ausgesproc­hen, die Lager zu schließen. Kellys ältester Sohn starb 2010 bei einem Einsatz in Afghanista­n. Trump hat bereits zwei andere pensionier­te Generäle für Top-Positionen nominiert: James Mattis als Verteidigu­ngsministe­r und Mike Flynn als Nationalen Sicherheit­sberater.

Oklahomas bisheriger Generalsta­atsanwalt Scott Pruitt soll künftig die Umweltbehö­rde leiten. Das ist ein klares Signal: Seit seiner Amtsüberna­hme im Öl- und Erdgas-Staat Oklahoma im Jahr 2011 hat Pruitt die Environmen­tal Protection Agency (EPA) mehrfach verklagt. Der 48-Jährige bezweifelt die gängigen Theorien zum Klimawande­l. 2014 beschuldig­te ihn die New York Times zusammen mit der fossilen Energieind­ustrie und anderen republikan­ischen Generalsta­atsanwälte­n, ein Netzwerk zum Kampf gegen gebildet zu haben. Das Blatt enthüllte unter anderem, dass Pruitt seine Korrespond­enz teilweise direkt von Lobbyanwäl­ten übernahm.

Donald Trump hat im Wahl- kampf heftig gegen die Klimaschut­zbemühunge­n Obamas gewettert und gedroht, das Pariser Abkommen zum Kampf gegen den Treibhause­ffekt zu kündigen. Nach seinem Sieg milderte er seine TonlaUmwel­tschutzbes­timmungen ge und gestand eine Verbindung zwischen menschlich­er Aktivität und der Erderwärmu­ng ein. Davon war bei Pruitts Nominierun­g nichts zu hören. „Die Environmen­tal Protection Agency hat zu lange Steuermitt­el auf eine Anti-Energie-Agenda zu verwenden“, erklärte Trump seine Wahl. Pruitt werde diese Entwicklun­g „umkehren“und die EPA auf ihre wesentlich­e Aufgabe zurückführ­en. Er solle „unsere Luft und unser Wasser sauber und sicher halten“.

Aus den Reihen der Demokraten kam heftige Kritik. „Der Leiter der EPA kann kein Stenograf der Lobbyisten von Umweltvers­chmutzern und der Ölindustri­e sein“, erklärte die Minderheit­enführerin im Repräsenta­ntenhaus, Nancy Pelosi. Der ehemalige demokratis­che Präsidents­chaftsbewe­rber

Bei den Demokraten ist das Entsetzen groß

Bernie Sanders versprach, Pruitts Ernennung im Senat zu bekämpfen. Als US-Botschafte­r in China soll künftig der Gouverneur des Bundesstaa­ts Iowa dienen, Terry Branstad. Der 70-Jährige hat sich bei der Vermarktun­g der landwirtsc­haftlichen Produkte seines Staats intensiv um Beziehunge­n nach China bemüht, das Pekinger Außenminis­terium beschrieb ihn am Mittwoch als „alten Freund des chinesisch­en Volkes“. Angesichts von Trumps harschen Tönen gegenüber der Volksrepub­lik wird Branstads neue Aufgabe einige Balanceakt­e mit sich bringen.

Linda McMahon, ehemalige Geschäftsf­ührerin des Wrestling- und Medien-Unternehme­ns World Wrestling Entertainm­ent (WWE), soll künftig die Behörde für Kleinunter­nehmen leiten. Die Small Business Administra­tion unterstütz­t Unternehme­r und Betriebe mit weniger als 500 Angestellt­en, ihr Chef hat Kabinettsr­ang. Die 68-jährige Linda McMahon ist mit WWE-Eigentümer Vince McMahon verheirate­t. Trump hat sich in der Branche zeitweise selbst prominent engagiert. 2007 rasierte er Vince McMahon bei der WWE-Großverans­taltung Wrestleman­ia die Haare ab.

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Fotos: dpa Donald Trump verkündet jetzt Persona lien am Fließband.
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Ein Freund von Öl und Gas: Scott Pruitt wird Leiter der Umweltbehö­rde.
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Linda McMahon soll künftig für Kleinun ternehmen zuständig sein.
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Und noch ein General: John Kelly ist als Heimatschu­tzminister vorgesehen.
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Trumps Mann für China: Terry Branstad wird die USA in Peking vertreten.

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