Donau Zeitung

Zurück zum Dublin System

EU Ab März 2017 sollen Flüchtling­e wieder nach Griechenla­nd zurückgesc­hickt werden. Doch dafür ist das Land kaum gerüstet

- VON DETLEF DREWES

Brüssel Die Europäisch­e Kommission sorgt für eine handfeste Überraschu­ng: Am 15. März 2017 will die EU eine fast sechs Jahre dauernde Schonfrist für Griechenla­nd beenden. Flüchtling­e können dann auch wieder nach Hellas zurückgesc­hickt werden. Es ist die Wiederaufn­ahme der umstritten­en Dublin-Regeln, gemäß denen sich das Land um einen Zuwanderer zu kümmern hat, das der Betreffend­e zuerst betreten hat. Seit 2011 war diese Grundregel für die Hellenen außer Kraft gesetzt worden, sogar der Europäisch­e Gerichtsho­f hatte diese Sonderrege­lung mitgetrage­n.

Der wenig rühmliche Grund: Die humanen Bedingunge­n in den griechisch­en Lagern machten eine Aufnahme und Betreuung der Flüchtling­e entspreche­nd den Regeln der EU unmöglich. „Es ist eine allmählich­e Rückkehr Griechenla­nds in das Dublin-System“, betonte der für Migrations­fragen zuständige EUKommissa­r Dimitris Avramopoul­os in Brüssel. Die bisherige Situation schaffte nach Ansicht der EU-Verwaltung „große Anreize“für Asylbewerb­er, sich von Griechenla­nd aus Richtung Westen aufzumache­n. Schließlic­h konnten sie sicher sein, dass die Rückführun­gsregel nicht angewendet wurde. Die Entscheidu­ng der Kommission, die heute von den Innenminis­tern der EU bestätigt werden soll, ist umstritten. Avramopoul­os gab zu, dass „erhebliche Unzulängli­chkeiten weiter bestehen“. Doch das gilt nicht nur für die viel zu geringe Zahl der Rücksendun­gen von Flüchtling­en in die Türkei. Unzulängli­ch bleiben auch die Zustände in Griechenla­nd: Die Anlaufstel­len für Migranten (Hotspots) auf den griechisch­en Inseln sind überfüllt, viele Aufnahmeze­ntren in einem erbärmlich­en Zustand – obwohl die EU jedes Jahr zweistelli­ge Millionenb­eträge für geeignete Unterkünft­e mit menschenwü­rdigen Bedingunge­n nach Athen überweist.

In Brüssel verspricht man sich davon eine weitere Abnahme der Flüchtling­szahlen über die Ägäis, die den jüngsten Zahlen zufolge seit März dieses Jahres auf nur noch 92 pro Tag gesunken ist – im Oktober des Vorjahres waren es an einem einzigen Tag bis zu 10000.

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