Mehr als nur ein „VW Golf“für die Marine
Bundeswehr Bei Airbus Helicopters fliegt der Sea Lion erstmals offiziell. Das wird gefeiert
Donauwörth Man könnte ketzerisch fragen: Warum dieser Aufwand? Die Firma Airbus Helicopters feiert den offiziellen Erstflug des neuen Militärhubschraubers Sea Lion (Seelöwe) mit großem Brimborium. TV-Sender und andere Medien haben sich im Donauwörther Werk eingefunden. Am nebelverhangenen Himmel ist eine Flugshow zu sehen. Dabei handelt es sich „nur“um eine Maschine auf Basis des Transporthelikopters NH 90. Der fliegt schon längst. Und außerdem: Warum wird der erste Sea Lion dann erst 2019 an die Seestreitkräfte übergeben?
Die Verantwortlichen reagieren auf solche Fragen recht entspannt. Sie haben leidvolle Jahre hinter sich, in denen es bei Militäraufträgen nur schleppend voranging. Dies lag daran, dass viele Nationen an militärischen Programmen wie dem Tiger und dem NH 90 beteiligt sind. Vonseiten der Truppe kamen zudem immer wieder neue Anforderungen.
Das sollte nach dem Willen von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen anders werden. Wolfgang Schoder, Geschäftsführer von Airbus Helicopters Deutschland, betont denn auch: „Wir haben Dinge verändert.“Beim Projekt Sea Lion habe man die Zusammenarbeit mit dem Bundesamt, das die Wehrtechnik für die Truppe beschafft, und mit der Bundeswehr intensiviert. Das klappe „sehr gut“. Der Erstflug finde nur eineinhalb Jahre nach Vertragsunterzeichnung statt. Man sei „positiv gestimmt“, denn: „Wir sind zu 100 Prozent im Zeitplan.“Andernfalls würden dem Unternehmen auch Strafzahlungen drohen.
Dass es nochmals fast drei Jahre dauern wird, bis das erste von 18 Exemplaren an die Marine ausgeliefert wird, begründen die Beteiligten mit der Komplexität des Sea Lion. „Er ist weitaus komplizierter als ein normaler NH 90“, erläutert Schoder. Oder wie es Ralph Herzog vom Bundesamt ausdrückt: „Wir kaufen keinen VW Golf.“Eher sei der Marinehubschrauber – was den technischen Aufwand betrifft – mit einem Formel-1-Wagen vergleichbar. Die Kosten: 750 Millionen Euro. Darin enthalten sind auch Ersatzteile.
Der Sea Lion ist laut Admiral Andreas Krause in erster Linie für Such- und Rettungseinsätze gedacht, aber auch für den Transport von Personal und Material sowie für „Spezialoperationen“. Die Maschinen werden mit komplizierter Technik bestückt. Der Einbau, die Tests und die Zertifizierung nähmen viel Zeit in Anspruch. Die neuen Helikopter werden dringend benötigt. Die derzeitige Sea-KingFlotte ist über 40 Jahre alt.