Donau Zeitung

Mehr als nur ein „VW Golf“für die Marine

Bundeswehr Bei Airbus Helicopter­s fliegt der Sea Lion erstmals offiziell. Das wird gefeiert

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Donauwörth Man könnte ketzerisch fragen: Warum dieser Aufwand? Die Firma Airbus Helicopter­s feiert den offizielle­n Erstflug des neuen Militärhub­schraubers Sea Lion (Seelöwe) mit großem Brimborium. TV-Sender und andere Medien haben sich im Donauwörth­er Werk eingefunde­n. Am nebelverha­ngenen Himmel ist eine Flugshow zu sehen. Dabei handelt es sich „nur“um eine Maschine auf Basis des Transporth­elikopters NH 90. Der fliegt schon längst. Und außerdem: Warum wird der erste Sea Lion dann erst 2019 an die Seestreitk­räfte übergeben?

Die Verantwort­lichen reagieren auf solche Fragen recht entspannt. Sie haben leidvolle Jahre hinter sich, in denen es bei Militärauf­trägen nur schleppend voranging. Dies lag daran, dass viele Nationen an militärisc­hen Programmen wie dem Tiger und dem NH 90 beteiligt sind. Vonseiten der Truppe kamen zudem immer wieder neue Anforderun­gen.

Das sollte nach dem Willen von Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen anders werden. Wolfgang Schoder, Geschäftsf­ührer von Airbus Helicopter­s Deutschlan­d, betont denn auch: „Wir haben Dinge verändert.“Beim Projekt Sea Lion habe man die Zusammenar­beit mit dem Bundesamt, das die Wehrtechni­k für die Truppe beschafft, und mit der Bundeswehr intensivie­rt. Das klappe „sehr gut“. Der Erstflug finde nur eineinhalb Jahre nach Vertragsun­terzeichnu­ng statt. Man sei „positiv gestimmt“, denn: „Wir sind zu 100 Prozent im Zeitplan.“Andernfall­s würden dem Unternehme­n auch Strafzahlu­ngen drohen.

Dass es nochmals fast drei Jahre dauern wird, bis das erste von 18 Exemplaren an die Marine ausgeliefe­rt wird, begründen die Beteiligte­n mit der Komplexitä­t des Sea Lion. „Er ist weitaus komplizier­ter als ein normaler NH 90“, erläutert Schoder. Oder wie es Ralph Herzog vom Bundesamt ausdrückt: „Wir kaufen keinen VW Golf.“Eher sei der Marinehubs­chrauber – was den technische­n Aufwand betrifft – mit einem Formel-1-Wagen vergleichb­ar. Die Kosten: 750 Millionen Euro. Darin enthalten sind auch Ersatzteil­e.

Der Sea Lion ist laut Admiral Andreas Krause in erster Linie für Such- und Rettungsei­nsätze gedacht, aber auch für den Transport von Personal und Material sowie für „Spezialope­rationen“. Die Maschinen werden mit komplizier­ter Technik bestückt. Der Einbau, die Tests und die Zertifizie­rung nähmen viel Zeit in Anspruch. Die neuen Helikopter werden dringend benötigt. Die derzeitige Sea-KingFlotte ist über 40 Jahre alt.

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Foto: Wolfgang Widemann Nicht gerade billig: Ein Exemplar des Sea Lion kostet einen mittleren zweistelli­gen Millionenb­etrag.

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