Affäre am Klinikum ausgeweitet
Anfangsverdacht gegen Alt-OB Lehmann. Neue Durchsuchungen
Ingolstadt Die Klinikums-Affäre in Ingolstadt weitet sich aus. Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft haben gestern erneut Büros im Klinikum, erstmals auch das Technische Rathaus und – unter anderem – Privatund Geschäftsräume von Altoberbürgermeister Alfred Lehmann (CSU), durchsucht. Gegen den früheren Rathauschef bestehe der Anfangsverdacht der Bestechlichkeit, teilt die Ermittlungsbehörde mit. Gegen ihn sowie den Geschäftsführer einer Bauunternehmung werde ermittelt.
Es geht dabei den weiteren Angaben zufolge um den Kauf eines Appartements in einer neu erstellten Wohnanlage, die man in Ingolstadt als Altes Krankenhaus kennt. Ob Lehmann tatsächlich bestechlich war, ist den Ermittlungsbehörden zufolge völlig offen. Weitere Auskünfte würden nicht erteilt, heißt es. Die Ermittlungen laufen.
Der Verdacht mit Lehmanns Appartement im Alten Krankenhaus ist im Zuge der Ermittlungen in eigentlich ganz anderer Angelegenheit aufgetaucht. Der Komplex wird als letzter Punkt einer zwölf Ermittlungsbereiche aufzählenden Liste der Staatsanwaltschaft genannt.
Angefangen hatte die Affäre ganz anders. Wie berichtet, war der frühere Geschäftsführer des Klinikums, Heribert Fastenmeier, diesen Oktober nach zwölf Jahren plötzlich gegangen. Gegen ihn und seinen Sohn wird wegen des Verdachts auf Untreue beziehungsweise wegen Beihilfe ermittelt. Auf der nun veröffentlichten Liste mit den verschiedenen Ermittlungskomplexen tauchen bekannte und neue Dinge auf. Alt ist zum Beispiel, dass die Staatsanwaltschaft Fastenmeier vorwirft, Wohnungen des Krankenhauszweckverbandes unter Wert auch an einen Familienangehörigen verkauft zu haben.
Neu sind Punkte wie „Flüge auf Kosten des Klinikums“oder „Vergabe des Patienten-Entertainmentsystems“. Insgesamt führt die Staatsanwaltschaft zwölf Beschuldigte. Stadt und Klinikum betonten gestern, die Untersuchungen nach Kräften zu unterstützen.
Lehmann, der vergangene Woche auch sein Stadtratsmandat niedergelegt hat, droht aber möglicherweise ein weiteres Ermittlungsverfahren. Dies prüft die hierfür gesondert zuständige Generalstaatsanwaltschaft München derzeit. Hintergrund ist Lehmanns private Tätigkeit für ein Personalvermittlungsbüro. Es war bekannt geworden, dass Lehmann mit einem Headhunter in München zusammengearbeitet hatte, das den neuen Ärztlichen Direktor des Klinikums nach Ingolstadt empfohlen hatte. Lehmann war an der Vorauswahl des Bewerbers durch den Headhunter beteiligt gewesen, hatte den Aufsichtsrat des Klinikums – dem er ebenfalls angehört hatte – aber nicht deutlich von dieser Verbindung unterrichtet.