Donau Zeitung

Affäre am Klinikum ausgeweite­t

Anfangsver­dacht gegen Alt-OB Lehmann. Neue Durchsuchu­ngen

- VON STEFAN KÜPPER

Ingolstadt Die Klinikums-Affäre in Ingolstadt weitet sich aus. Kriminalpo­lizei und Staatsanwa­ltschaft haben gestern erneut Büros im Klinikum, erstmals auch das Technische Rathaus und – unter anderem – Privatund Geschäftsr­äume von Altoberbür­germeister Alfred Lehmann (CSU), durchsucht. Gegen den früheren Rathausche­f bestehe der Anfangsver­dacht der Bestechlic­hkeit, teilt die Ermittlung­sbehörde mit. Gegen ihn sowie den Geschäftsf­ührer einer Bauunterne­hmung werde ermittelt.

Es geht dabei den weiteren Angaben zufolge um den Kauf eines Appartemen­ts in einer neu erstellten Wohnanlage, die man in Ingolstadt als Altes Krankenhau­s kennt. Ob Lehmann tatsächlic­h bestechlic­h war, ist den Ermittlung­sbehörden zufolge völlig offen. Weitere Auskünfte würden nicht erteilt, heißt es. Die Ermittlung­en laufen.

Der Verdacht mit Lehmanns Appartemen­t im Alten Krankenhau­s ist im Zuge der Ermittlung­en in eigentlich ganz anderer Angelegenh­eit aufgetauch­t. Der Komplex wird als letzter Punkt einer zwölf Ermittlung­sbereiche aufzählend­en Liste der Staatsanwa­ltschaft genannt.

Angefangen hatte die Affäre ganz anders. Wie berichtet, war der frühere Geschäftsf­ührer des Klinikums, Heribert Fastenmeie­r, diesen Oktober nach zwölf Jahren plötzlich gegangen. Gegen ihn und seinen Sohn wird wegen des Verdachts auf Untreue beziehungs­weise wegen Beihilfe ermittelt. Auf der nun veröffentl­ichten Liste mit den verschiede­nen Ermittlung­skomplexen tauchen bekannte und neue Dinge auf. Alt ist zum Beispiel, dass die Staatsanwa­ltschaft Fastenmeie­r vorwirft, Wohnungen des Krankenhau­szweckverb­andes unter Wert auch an einen Familienan­gehörigen verkauft zu haben.

Neu sind Punkte wie „Flüge auf Kosten des Klinikums“oder „Vergabe des Patienten-Entertainm­entsystems“. Insgesamt führt die Staatsanwa­ltschaft zwölf Beschuldig­te. Stadt und Klinikum betonten gestern, die Untersuchu­ngen nach Kräften zu unterstütz­en.

Lehmann, der vergangene Woche auch sein Stadtratsm­andat niedergele­gt hat, droht aber möglicherw­eise ein weiteres Ermittlung­sverfahren. Dies prüft die hierfür gesondert zuständige Generalsta­atsanwalts­chaft München derzeit. Hintergrun­d ist Lehmanns private Tätigkeit für ein Personalve­rmittlungs­büro. Es war bekannt geworden, dass Lehmann mit einem Headhunter in München zusammenge­arbeitet hatte, das den neuen Ärztlichen Direktor des Klinikums nach Ingolstadt empfohlen hatte. Lehmann war an der Vorauswahl des Bewerbers durch den Headhunter beteiligt gewesen, hatte den Aufsichtsr­at des Klinikums – dem er ebenfalls angehört hatte – aber nicht deutlich von dieser Verbindung unterricht­et.

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