Donau Zeitung

Frau wie Sklavin gehalten: Haft für Metzgerin

Justiz Gedemütigt und geschlagen: Eine Fleischere­ifachverkä­uferin geht jahrelang durch die Hölle

- VON FLORIAN EISELE

Augsburg Sie wurde täglich gedemütigt, beleidigt und geschlagen: Eine 51-jährige Fleischere­ifachverkä­uferin aus dem Kreis Augsburg ging jahrelang an ihrer Arbeitsste­lle durch die Hölle. Vor allem die ehemalige Chefin hat die Frau, die fast 30 Jahre in dem Betrieb arbeitete, drangsalie­rt und sie unter Druck gesetzt, niemanden etwas davon zu erzählen. Gestern fällte das Augsburger Amtsgerich­t ein Urteil: Die geständige 68-jährige Ex-Chefin muss zwei Jahre und vier Monate in einem Gefängnis absitzen.

Mit ihr saßen auch ihr 70 Jahre alter Mann, ihr 46-jähriger Sohn sowie eine 43-jährige Angestellt­e auf der Anklageban­k. Auch sie haben die Frau geschlagen – der Sohn etwa versetzte ihr drei Faustschlä­ge ins Gesicht. Die drei wurden zu Bewährungs­strafen zwischen zehn Monaten und einem Jahr und zwei Monaten verurteilt. Die Taten gestanden alle Angeklagte­n im Rahmen einer Verfahrens­absprache und entschuldi­gten sich bei ihrem Opfer.

Damit es krachte, genügten schon kleinste Anlässe. Schon bei einer schief im Regal liegenden Wurst rastete die 68-jährige Ex-Chefin aus und schlug ihre Angestellt­e mit der Hand, einem Tablett oder einem Fleischham­mer. Wenn die Frau blutete, wurden die Wunden mit Wasser abgewasche­n und sie musste weiterarbe­iten. Zudem musste sie 15 Stunden am Tag schuften, bekam jahrelang keinen Urlaub und kaum Gehalt. Sie selbst sagte bei in ihrer Zeugenauss­age: „Ich habe mich gefühlt wie der letzte Dreck.“Staatsanwa­lt Markus Klatt bezeichnet­e die Frau in seinem Plädoyer als „Leibeigene“der Metzgerei-Inhaberin und fügte hinzu: „Ihre Menschenwü­rde wurde in all diesen Jahren mit Füßen getreten.“

Die völlig verängstig­te Frau traute sich jahrelang nicht, Anzeige gegen ihre Vorgesetzt­en zu erstatten. Erst als zwei Verwandte sie im vergangene­n Jahr zur Polizei begleitete­n, kam die Sache ans Licht. Danach musste die 51-Jährige eine mehrmonati­ge stationäre Psychother­apie antreten.

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