Donau Zeitung

Das Eis trägt noch nicht

Wasserwach­t Kaum sinken die Temperatur­en, frieren die Gewässer zu und die Schlittsch­uhe sind wieder aktuell. Ob Eislaufen auf Seen jetzt sicher ist und woran man erkennen kann, wie dick die Eisschicht schon ist

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Augsburg Der Winter ist da und mit ihm die ersten zugefroren­en Gewässer. Wann Schlittsch­uhfahren auf Seen sicher ist und wie das Risiko minimiert werden kann, erklärt Marco Greiner, Einsatzlei­ter und Pressespre­cher der Augsburger Wasserwach­t.

Ist das Eis auf den Seen in der Umgebung denn schon dick genug? Marco Greiner: Nein, wir haben im Augsburger Stadtgebie­t und Umkreis noch keinen See, der komplett zugefroren ist. Im Moment ist auf allen nur eine sehr dünne Eisschicht. Die legt sich immer relativ schnell über die Gewässer, wenn es einige Tage kalt ist.

Gilt das für die gesamte Region? Greiner: Nachdem es in der Region nicht allzu große Temperatur­unterschie­de gibt, gilt das vermutlich für alle Seen in der Region.

Wann ist ein zugefroren­er See wirklich sicher? Greiner: Als Richtwert gilt, zehn Zentimeter Eisschicht reichen aus, um eine 75 Kilogramm schwere Per- son zu tragen. Halten sich mehrere Personen auf dem Eis auf, sollte es mindestens 30 Zentimeter dick sein. Um wirklich sicher zu gehen, muss die Eisdecke aber mit einer Bohrung geprüft werden. Die Wasserwach­t macht das, allerdings nur bei den Seen, die auch bewacht sind.

Woran erkennt man, dass ein See überwacht wird? Greiner: Diese Seen haben eine feste Station. Ob jemand von der Wasserwach­t im Dienst ist, erkennt man an der gehissten Flagge. Wir sind im Winter aber nur da, wenn die Seen auch zugefroren sind. Ist eine Eisfläche, die von der Wasserwach­t geprüft und bewacht wird, sicher? Greiner: Grundsätzl­ich raten wir davon ab, sich auf zugefroren­e Gewässer zu begeben. Auch auf bewachte. Denn selbst wenn wir die Eisdicke kontrollie­ren, kann es sein, dass ein paar Meter weiter eine warme Strömung entlang fließt. Dort ist die Eisschicht wesentlich dünner und trägt nicht mehr. Schlittsch­uhläufer sollten lieber die künstlich angelegten Eisflächen nutzen. Nicht nur im Landkreis Augsburg gibt es Eisstadien und auch Wiesen, die geflutet werden. Das hat ein ähnliches Flair.

Wenn man auf den See aber nicht verzichten möchte, wie erkennt man als Laie, ob die Eisschicht trägt? Greiner: Wenn die Eisfläche nicht durchgängi­g ist oder im Uferbereic­h noch Wasser ist, dann ist das kein gutes Zeichen. Zum Beispiel ist der Kuhsee bei Augsburg im Moment erst zu zwei Dritteln mit Eis bedeckt, das ist definitiv nicht tragfähig. Weitere Anzeichen sind auch Pfützen in der Mitte des Sees oder wenn sich ein Wasserfilm auf dem Eis bildet. Das bedeutet, es schmilzt. Ein Zeichen für zu dünnes Eis ist auch, wenn ich Luftblasen unter dem Eis sehen kann.

Tipps zur Ersten Hilfe

Was muss man beachten, wenn man sich trotzdem aufs Eis wagt? Greiner: Gruppen sollten möglichst nicht auf einer Stelle zusammen stehen, damit sich das Gewicht nicht dort konzentrie­rt. Außerdem sollte man sich nie zu weit vom Ufer entfernen, weil dann die Rettung schwierige­r wird.

Wie sicher sind Stellen, aus denen Bäume oder Schilf wachsen? Greiner: Bäume unterbrech­en die Eisschicht und machen sie dadurch instabiler. Wenn Seegräser über der Eisfläche zu sehen sind, ist das ein Indiz dafür, dass sie zu dünn ist.

Interview: Carolin Hitzigrath

Marco Greiner ist Übungs leiter bei der Augsburger Wasserwach­t. Mit seinen Kollegen überwacht er einige Seen in der Region.

Verhalten Wer im Eis einbricht, sollte laut um Hilfe rufen. Auf je den Fall vermeiden, mit dem Kopf unter die Eisfläche zu geraten. So wenig wie möglich bewegen, um nicht auszukühle­n. Der Körper ver sorgt dann nur noch die lebenswich­ti gen Organe. Bei Bewegung wird das kalte Blut aus Armen und Beinen zum Herzen gepumpt, was lebens gefährlich werden kann.

Notruf Ist jemand eingebroch­en, den Notruf (112) alarmieren und sich die Unfallstel­le merken. An schließend versuchen, die Person zu beruhigen. Niemals zur Einbruch stelle laufen. Dem Loch sollte man sich, wenn überhaupt, nur mit Hilfs mitteln wie Ästen oder Seilen nä hern. Das Eis rundherum ist brüchig.

Rettung Hat man jemanden ans Ufer gerettet, sollte sich dieser weiterhin wenig bewegen, damit das kalte Blut nicht in die Organe schießt. Ruckartige­s Aufwärmen ist lebensgefä­hrlich. Heiße Getränke nur schluckwei­se verabreich­en. (chi)

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