Botschafter für Musik und Frieden
Daniel Barenboim In seinem Namen wurde eine Berliner Akademie für 90 Studenten eingeweiht
Berlin Ein „Experiment in Utopie“nennt Daniel Barenboim sein Projekt: Mitten in Berlin ist ein Haus entstanden, in dem junge Menschen aus der arabischen Welt und aus Israel gemeinsam musizieren. Unter dem Namen Barenboim-Said-Akademie geht ein Traum des 74-jährigen Musikers in Erfüllung. Gestern ist sie nahe dem Bebelplatz offiziell eröffnet worden.
Schon seit Oktober lernen im früheren Magazingebäude der Staatsoper Unter den Linden 42 Musiker. Zusammen mit der Akademie entsteht ein neuer Musiksaal, entworfen vom US-Architekten Frank Gehry, der auch das Guggenheim Museum in Bilbao gebaut hat. Nur wenige Meter vom Konzerthaus am Gendarmenmarkt entfernt, öffnet dieser neue Ort für klassische Musik am 4. März 2017. Der Saal wird ein eigenes Programm präsentieren: Neben den Aufführungen der Studenten soll auch ein reguläres Konzertprogramm mit Gastkünstlern stattfinden.
Die Akademie, an der Studenten ein staatlich anerkanntes Instrumentalstudium absolvieren können, sei der Versuch einer Befriedung mit den Mitteln der Musik, sagt Barenboim. Durch Gründung des „West-Eastern-Divan Orchestra“, das inzwischen weltweit unterwegs ist, hatten Barenboim und der amerikanisch-palästinensische Literaturwissenschaftler Edward Said (1935 – 2003) schon 1999 die Grundlagen für die Akademie gelegt. Für die jungen Musiker will der Generalmusikdirektor der Staatsoper einen geschützten Ort schaffen, fern von Kriegs- und Krisenalltag. Die Studenten sollen nicht nur Profimusiker werden, sondern auch „Botschafter des Friedens“.
Neben dem Musikstudium gehören deshalb Fächer wie Philosophie und Ethik zum Lehrplan. Möglich wurde das Vorhaben, weil der Bund den Umbau des einstigen Kulissendepots der Staatsoper mit 21,4 Millionen Euro finanzierte. Den Rest der Gesamtkosten von 35,1 Millionen Euro steuerten Sponsoren bei. Ab 2018/19 soll die Akademie mit 90 Studenten voll ausgelastet sein. (dpa)