„Fakten, Fakten, Fakten“
Geburtstag Kaum ein deutscher Medienmacher kann auf so eine lange und schillernde Karriere zurückblicken wie Helmut Markwort. Unvergessen, wie er den zum Erfolg führte
Als Helmut Markwort gestern Abend im Münchner Postpalast seinen 80. Geburtstag feierte, war es ein Fest ganz nach seinem Geschmack. 500 Gäste pilgerten ihm zu Ehren in die Nobel-Location neben dem Circus Krone. Darunter viele Prominente aus der deutschen Fernseh- und Medienszene. Aber es stießen auch zahlreiche Weggefährten aus seiner langen und erfolgreichen Zeit als Journalist mit ihm an.
Kaum ein deutscher Medienmacher kann auf so eine lange und schillernde Karriere zurückblicken. Markwort machte in den 50er Jahren beim Darmstädter Tageblatt ein klassisches Zeitungsvolontariat. 1959 ging er nach Wuppertal zum Generalanzeiger. Es folgten Wanderjahre in Nürnberg (8-Uhr-Blatt) und Hamburg (Stern). Ab 1966 (Bild + Funk) war er 44 Jahre lang Chefredakteur. 17 Jahre davon – von 1993 bis 2010 – führte er das Nachrichtenmagazin Focus. Er hatte es im Münchner Burda-Verlag gegründet als konservative Montagsalternative zum Spiegel.
Dieses Magazin wurde seine größte journalistische Leidenschaft. Gemeinsam mit Verleger Hubert Burda zog er das Projekt gegen viele Widerstände und den Spott mancher Wettbewerber durch. Als Markwort und Burda 1992 den Spiegel-Verleger Rudolf Augstein in Hamburg besuchten, um ihm Auge in Auge zu erzählen, dass sie gedenken, dem Spiegel Konkurrenz zu machen, soll Augstein nur milde gelächelt haben. „Hubert“, soll der damalige Großjournalist zu Burda gesagt haben, „Sie werden scheitern, aber bei mir erhalten Sie immer eine warme Suppe.“
Das spöttische Angebot haben Markwort und Burda nie annehmen müssen. Der Focus wurde ein Riesenerfolg. In den 90er Jahren erreichte das Magazin eine Auflage von mehr als 800 000 wöchentlichen Exemplaren. Auch wirtschaftlich wurde Focus zum erfolgreichsten Magazin des Burda-Verlags. Vor allem dank Helmut Markwort, der als Leitfigur der Redaktion das Image „Fakten, Fakten, Fakten“prägte.
Noch heute schreibt der Jubilar jede Woche seine Focus-Kolumne „Tagebuch des Herausgebers“. Diese Rolle hat er 2010 übernommen, als er die Chefredaktion an seinen Nachfolger und Weggefährten Uli Baur abgab.
Den Verlust an Auflage, Wirtschaftskraft und Bedeutung konnte auch Markwort nicht verhindern. Heute hat sein „Baby“nur noch eine Auflage von weniger als 500 000 Exemplaren. Die Chefredakteure nach ihm kamen und gingen. In den Zeiten des digitalen Medienwandels haben es alle Magazine schwer. Auch der Spiegel.
In seiner Focus-Zeit hat Markwort zahlreiche journalistische Talente geprägt und gefördert. Sein erster Bonner Büroleiter Ulrich Reitz wurde Chefredakteur der Rheinischen Post und der WAZ. 2014 übernahm Reitz als Chef den Focus, für den er seit seiner Ablösung 2016 weiter als „Editor-at-Large“tätig ist. Markworts langjähriger Ressortleiter „Forschung“, Martin Kunz, ist heute Chefredakteur der ADAC-Motorwelt. Der frühere Hamburger Focus-Büroleiter Kayhan Özgenc gewann mehrere renommierte Journalistenpreise. Heute ist er Investigativ-Chef der Bild am Sonntag. Markworts Ex-Redakteur Jochen Wegner führt als Chefredakteur Zeit-Online.
Der Chef hat diese Weggefährten nie aus dem Auge gelassen und pflegt noch heute ein intensives Netzwerk in der Medienbranche. Neben seiner Magazin-Leidenschaft hat sich der Mann mit der grauen Mähne ein kleines Reich an Beteiligungen an privaten Radio- und Fernsehsendern aufgebaut. Unter anderem ist er beteiligt an Antenne Bayern und München TV. Ein Markwort ist eben auch mit 80 aktiv. Als Unternehmer wie als Moderator der wöchentlichen Live-Sendung im Bayerischen Fernsehen „Sonntags-Stammtisch“.
Urlaub macht er fast nie. „Nichts zu tun, macht mich krank“, sagt der scheinbar ewige Macher, der in München mit seiner Partnerin, der Bunte-Herausgeberin Patricia Riekel, zusammenlebt. Seit einer Herzerkrankung 2012 ist der journalistische Tausendsassa also nur ein bisschen ruhiger geworden.