Donau Zeitung

Es gibt nur noch 97000 Giraffen

Rote Liste Die Bestände der majestätis­chen Tiere gehen immer weiter zurück. Warum das so ist und was Naturschüt­zern besonders große Sorgen macht

- VON CHRISTINA HELLER

Gland/Cancún Es ist ein majestätis­cher Anblick, wie die Giraffen in einer kleinen Gruppe durch das niedrige Gras schreiten. Bei jedem Schritt wiegt ihr langer Hals leicht nach vorne, die Savanne um sie herum wirkt wie eine Miniaturau­sgabe, so weit überragen sie die Sträucher in ihrer Umgebung.

25 Jahre werden die Tiere in freier Wildbahn alt. Doch ihr Leben ist bedroht. Und die Weltnaturs­chutzorgan­isation (IUCN) gab nun bekannt, dass Giraffen sogar vom Aussterben bedroht sind. Nach einer neuen Untersuchu­ng stufte die Organisati­on mit Sitz in Gland am Genfer See die Tiere in der Roten Liste eine Kategorie nach oben: von „ungefährde­t“auf „gefährdet“. „Mit den Giraffen steuert eine weitere ikonische Tierart ihrem möglichen Ende in freier Wildbahn entgegen“, sagte Eberhard Brandes, Vorsitzend­er der Naturschut­zorganisat­ion WWF in Deutschlan­d.

Weltweit leben derzeit noch etwa 97 000 Exemplare – 40 Prozent weniger als noch vor 30 Jahren, fand die IUCN heraus. Und: Giraffe ist nicht gleich Giraffe, sagt Roland Gramling, Artenschut­z-Sprecher beim WWF. Es gibt viele verschiede­ne Unterarten. Die Lage ist also noch dramatisch­er. In den meisten Zoos sind etwa Netzgiraff­en zu sehen, sagt er. Sie heißen so, weil ihr Fell aussieht wie ein Netz. „Von ihnen leben weltweit noch 8000 Exemplare“, so Gramling. Bei anderen Arten gebe es weit weniger Tie- re. „Da ist jedes einzelne für den Arterhalt wichtig“, meint er.

Und wer trägt die Schuld für das Giraffen-Sterben? Der Mensch. Denn der Lebensraum der Giraffen gehe zurück und Wilderer machten verstärkt Jagd auf die Tiere, sagt Gramling.

Giraffen kommen in Afrika vor allem in den Savannen südlich der Sahara vor. Sie ernähren sich von Blättern und Zweigen. 3,5 Kilo isst ein Tier am Tag. Doch das Grün wird immer knapper. Denn die Savannen werden zusehends landwirtsc­haftlich genutzt, sagt Gramling. Und nicht nur das: Auch der Bergbau sei ein Problem. „Eine Goldmine in Südafrika verbraucht pro Stunde 140000 Liter Wasser“, erklärt Gramling. Das lasse die Steppe langsam austrockne­n und die Tiere fänden kein Futter und nichts mehr zum Trinken.

Auch die Wilderer setzen den Giraffen-Beständen stark zu. Gramling spricht von einer „WildererKr­ise“. Denn ähnlich wie Elefanten, Nashörner und Löwen, werden auch Giraffen von „fast schon paramilitä­rischen Gruppen“gejagt, sagt er. Die Wilderer haben es auf das Knochenmar­k und das Gehirn der großen Tiere abgesehen. „Das gilt in Afrika als Wundermitt­el gegen Aids. Sie schlagen aus der Not der Menschen Profit.“Für ein Kilogramm Giraffen-Knochenmar­k bekomme man auf dem Schwarzmar­kt etwa 120 Dollar, so der Artenschut­zexperte. Und wie bei Elfenbein auch sei die Nachfrage danach sehr gestiegen. (mit dpa)

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Foto: Carola Frentzen, dpa Giraffen sind typisch für die afrikanisc­he Savanne. Wie lange es sie wohl noch in frei er Wildbahn geben wird?

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