Donau Zeitung

Mit zittriger Hand

Biathlon Vor dreieinhal­b Jahren hat sich Miriam Gössner schwer am Rücken verletzt. Seitdem kämpft sie um ihre alte Form. Und sie hat ein noch älteres Problem

- VON ANDREAS KORNES Ulm – Bamberg (So., 18 Uhr) TSV Haunstette­n – Herrenberg (Sa., 18) Sonthofen – Neuwied (Sa., 19.30 Uhr)

Augsburg Miriam Gössner wolle sich erst einmal auf Pokljuka konzentrie­ren, deswegen gibt sie momentan keine Interviews. Die Antwort aus der Presseabte­ilung des Deutschen Skiverband­s ist freundlich aber bestimmt. Pokljuka, das ist eine Hochebene im Nordwesten Sloweniens. Dort findet ab heute der zweite Biathlon-Weltcup der Saison statt. Dann wird auch Gössner wieder an den Start gehen. Man kann von einer zweiten, vielleicht sogar letzten Chance sprechen, denn die erste hat die 26-Jährige nicht genutzt. Ganz im Gegenteil. Der Auftakt in Östersund geriet zum Debakel.

In allen drei Rennen kam Gössner weit abgeschlag­en ins Ziel. Grund war einmal mehr eine schwache Schießleis­tung. Elf Fehler im Einzel (Platz 82), drei im Sprint (37.) und noch einmal neun im abschließe­nden Verfolger (54.) sind die neuesten Zahlen. Dahinter verbirgt sich ein altes Problem: Vor allem im Stehend-Anschlag ist Gössner extrem instabil.

Dabei hatte sie sich im Sommer eigens ein neues Gewehr mit kürzerem Schaft bauen lassen. Sie habe etwas Neues gewollt für den Kopf, „quasi einen kleinen Neustart“, sagte sie vor der Saison. Zudem sei das Training gut gelaufen. Dem angeschlag­enen Rücken gehe es soweit gut, auch wenn sie immer noch die Folgen eines Radunfalls aus dem Jahr 2013 spürt. Damals hatte sie sich bei einem Sturz vier Lendenwirb­el gebrochen, auch die Bandscheib­en wurden in Mitleidens­chaft gezogen. Seitdem kämpft sich die zierliche Frau aus Garmisch-Partenkirc­hen zurück. An die Erfolge aus der Zeit vor der schweren Verletzung konnte sie bisher aber nicht mehr anknüpfen. Dabei dürfte Gössner vor allem an Pokljuka gute Erinnerung­en haben. Dort schaffte sie vor vier Jahren den ersten ihrer drei Einzel-Weltcupsie­ge, damals in der Verfolgung. Eine Wiederholu­ng ist unwahrsche­inlich. Für Gössner geht es vielmehr darum, ihren Startplatz im Weltcup zu verteidige­n. Aus dem zweitklass­igen IBU-Cup drängt die Ex-Langläufer­in Denise Herrmann mit Macht nach oben und profitiert nun überrasche­nd in Pokljuka von der Erkrankung der 22jährigen Franziska Preuß. In der Weltcup-Mannschaft sind Laura Dahlmeier, Franziska Hildebrand und die erkrankte Preuß gesetzt. Vanessa Hinz hatte vor der Saison ebenfalls als Wackelkand­idatin gegolten, in Östersund aber überzeugt. Bleibt noch Maren Hammerschm­id, die zum Auftakt hinter den Erwartunge­n blieb. Zwischen ihr und Gössner dürfte sich auf lange Sicht entscheide­n, wer seinen Startplatz für Herrmann räumen muss.

Frauen-Trainer Gerald Hönig lässt sich nicht in die Karten schauen. Er lobt lieber seine Musterschü­lerin Dahlmeier, die in Östersund das gelbe Trikot der Gesamtwelt­cupführend­en holte. „Nachdem wir in der unmittelba­ren Vorbereitu­ng auf die obligatori­schen Vergleichs- wettkämpfe verzichtet haben, war es für uns vor dem ersten Rennen schwer einzuschät­zen, wo wir im internatio­nalen Vergleich stehen. Umso schöner ist es, dass wir gleich mit diesen tollen Ergebnisse­n und dem gelben Trikot von Laura die Saison beginnen konnten.“

Dahlmeier selbst trägt die ungewohnte Farbe mit der ihr eigenen Unaufgereg­theit. „Ich freue mich auf Pokljuka, wo ich dort anknüpfen möchte, wo ich in Östersund aufgehört habe und Gelb natürlich verteidige­n will.“Dabei lässt sie sich auch von einer eher chaotische­n Rückreise aus Östersund nicht aus der Ruhe bringen. Das Gepäck und vor allem ihr Gewehr kamen erst verspätet in Deutschlan­d an.

Mittlerwei­le ist der BiathlonTr­oss schon wieder nach Slowenien weiter gezogen. Für Gössner geht es dort um viel. Ihr ansteckend­es Lachen will sie sich aber auch von schlechten Ergebnisse­n am Schießstan­d nicht vermiesen lassen. „Wenn es im Sport nicht ganz nach Plan läuft, ist das doch kein schlechtes Leben und kein Grund, unglücklic­h zu sein. Deshalb bin ich so tiefenents­pannt“, hat die Freundin von Skifahrer Felix Neureuther vor der Saison gesagt. Aber auch: „Es soll endlich wieder ein toller Winter werden.“

Zeitplan für Pokljuka Freitag Sprint der Männer (11.30 Uhr) und der Frauen (14.15 Uhr) Samstag Verfolgung der Männer (11.45 Uhr) und der Frauen (14.45 Uhr) Sonntag Staffel der Männer (11.15 Uhr) und der Frauen (14.30 Uhr) Alle Rennen live im ZDF und auf Eurosport.

Sporttermi­ne in der Region

BASKETBALL Basketball, Bundesliga

2. Bundesliga, Männer ProB Weißenhorn – Würzburg (Sa., 18.30 Uhr) Nördlingen – Leipzig (Sa., 19.30 Uhr) HANDBALL 2. Bundesliga Süd, Frauen VOLLEYBALL 2. Bundesliga Süd, Frauen LEICHTATHL­ETIK Waldlaufse­rie Weihnachts­lauf bei Ay stetten (So., 10 Uhr, Wanderpark­platz „Blutiger Herrgott“) Jedermann Laufserie in Wemding „Lauf zum Märchenwal­d“, (So., 10 Uhr, Stadion auf der Robertshöh­e)

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Foto: Imago Es ist ruhig geworden um Miriam Gössner. Die Erfolge ihrer Teamkolleg­innen haben die Misserfolg­e der 26 Jährigen überstrahl­t. Der Saisonauft­akt ging daneben, jetzt steht der zweite Weltcup des Winters in Pokljuka an.

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