Ein neuer Hausarzt für Dillingen
Gesundheit Warum sich ein Mediziner für diesen Beruf und die Kreisstadt entschieden hat
Dillingen Roman Ruef stammt aus Burghausen, hat an der TU in München Medizin studiert. Der 26-Jährige will Allgemeinmediziner werden. Mit diesem Berufsziel könnte er sich eine Praxis aussuchen, denn die Not ist groß. Überall werden händeringend Hausärzte gesucht, auch in unserem Landkreis (wir berichteten). Sogar eine Praxis am Bodensee ist dem jungen Mann angeboten worden. Doch er entschied sich für Dillingen.
Seit 2013 ist das Dillinger Kreiskrankenhaus Lehrklinik. Medizinstudenten können in der Kreisstadt nicht nur ihr Praktisches Jahr absolvieren, sondern auch Zeit bei einer von insgesamt zehn Praxen im Landkreis verbringen, die sich als Lehrpraxis an der Münchner Uni qualifiziert haben. Einer der ersten, der dieses Angebot wahrnahm, war Roman Ruef. Aber wieso? „In München sind so viele Studenten, da ist man nur eine Nummer. Weil ich mich für Allgemeinmedizin interessiert habe, haben mich Kollegen damals auf das neue Angebot in Dillingen aufmerksam gemacht.“Das klang offensichtlich verlockend.
Das Ausbildungskonzept Allgemeinmedizin Dillingen, kurz medizinische AKADemie, sieht die aktive Mitarbeit der Studierenden im Krankenhaus vor. Dafür gibt es Kost und Logis umsonst und einen monatlichen Zuschuss in Höhe von 400 Euro. Mit diesem Projekt sollen Hausärzte für den ländlichen Bereich gewonnen werden. Dillingens Chefärztin Dr. Ulrike Bechtel hatte es ins Leben gerufen. Ihr war es gelungen, die Kreisklinik dafür als Lehrkrankenhaus zu akkreditieren. Inzwischen haben rund 20 junge Menschen das Angebot angenommen.
Zweidrittel des Praktischen Jahres (PJ) verbringt der angehende Arzt im Krankenhaus und vier Monate in einer der Praxen im Kreis. Roman Ruef entschied sich für Dr. Alexander Zaune. Dort gefiel es dem jungen Burghausener so gut, dass er nun nicht nur zwei weitere Jahre seiner Facharztausbildung dort absolvieren wird, sondern danach als Partner in der Praxis einsteigt. Zaune macht das Ausbilden der jungen Menschen Spaß, er engagiert sich aber auch finanziell und sponsert wie die Klinik Weiterbildungskurse. „Sonst kommt ein junger Arzt nicht von Burghausen nach Dillingen“, erklärt Zaune. Ruef war der Erste von vier Praktikanten. „Die Patienten reagieren immer sehr geduldig auf die jungen Leute. Es gab nie Klagen. Das letzte Wort über die Diagnose hat ohnehin immer der leitende Facharzt – und in der Praxis habe das ich“, betont er.
Bereits ab Mitte nächsten Jahres wird der junge Assistenzarzt Notarzteinsätze fahren. Mit seiner Freundin hat er sich sogar schon ein Haus in der Region gekauft. Er freut sich auf die Herausforderung als Allgemeinmediziner. „Ich kenne inzwischen die Ärzte im Krankenhaus, die niedergelassenen Fachärzte und die Hausärzte im Landkreis. Ich weiß, an wen ich mich wenden kann. Das macht es für mich leichter und für die Patienten besser“, erakademisches klärt der 26-Jährige. Die Lotsenfunktion sei die Kernaufgabe der Hausärzte, stimmt ihm Kollege Zaune zu, auch wenn er und seine Kollegen den meisten Patienten direkt helfen können.
Angst, dass Patienten auch am Wochenende vor der Tür stehen und um Hilfe bitten, hat Roman Ruef nicht. Dass ein Hausarzt sieben Tage die Woche rund um die Uhr erreichbar sei, das werde es so nicht mehr geben. Abend- und Wochenenddienste gehören zwar dazu. „Wenn man gebraucht wird, ist man da. Aber es ist nicht so, dass ich keine Freizeit habe“, ergänzt Alexander Zaune, der seinen Beruf liebt und dieses Bild auch den jungen Menschen vermitteln will. „Man ist sein eigener Chef, arbeitet im Team und hat Gestaltungsmöglichkeiten“, wirbt er.
So wie Roman Ruef könnten sich noch mehr junge Ärzte für Dillingen entscheiden. Doch Dr. Bechtel weiß, der Konkurrenzkampf um Mediziner in allen Fachrichtungen ist groß. Deswegen appelliert sie an die Politik: „Wir brauchen mehr Studienplätze. Es gibt so viele junge, hoch motivierte Menschen, die gerne Medizin studieren wollen, aber 80 bis 90 Prozent werden abgewiesen.“Viele Stellen in den Kliniken seien unbesetzt und jede Woche schließe in Bayern eine Hausarztpraxis. 20 junge Ärztinnen und Ärzte wie Roman Ruef sind inzwischen in der medizinischen AKADemie. „Bis alle mit der Facharztausbildung zum Hausarzt fertig sind, wird es in den nächsten Jahren noch sehr eng in den Praxen, aber gemeinsam können wir es schaffen“, hofft Dr. Bechtel.
Erste Eindrücke vom Weihnachtsmarkt
Am Freitagabend wird der Dillinger Weihnachtsmarkt eröffnet. Mehr dazu lesen Sie in der Wochenendaus gabe der Donau Zeitung.