Donau Zeitung

Hat Putin persönlich den US Wahlkampf beeinfluss­t?

Geheimdien­st US-Medien gehen davon aus, dass der russische Präsident einen „Rachefeldz­ug“gegen Clinton geführt hat

- VON JENS SCHMITZ

Washington Dass Russlands Geheimdien­ste versucht haben, den US-Wahlkampf zu beeinfluss­en, gilt in Washington als nahezu sicher, doch die Meldung, dass der russische Präsident persönlich verwickelt war, elektrisie­rt die Medien. Berichten zufolge glauben Geheimdien­stler „mit einem hohen Grad an Gewissheit“, dass Kremlchef Wladimir Putin in Versuche verwickelt war, den US-Präsidents­chaftswahl­kampf zu beeinfluss­en.

Der russische Präsident habe persönlich darüber entschiede­n, wie entwendete Dokumente der USDemokrat­en veröffentl­icht werden sollten, berichtete NBC unter Berufung auf leitende Geheimdien­stmitarbei­ter. Während des Wahlkampfs waren E-Mails der Parteileit­ung der Online-Enthüllung­splattform Wikileaks zugespielt worden.

US-Geheimdien­ste haben Russland als Urheber ausgemacht. Allerdings sind die Experten sich nicht einig, ob die Angriffe gezielt Donald Trump helfen sollten. Doch obwohl auch konservati­ve Organisati­onen von Datendiebs­tahl betroffen sein sollen, gelangten nur demokratis­che Dokumente an die Öffentlich­keit. Der New York Times zufolge waren auch demokratis­che Kongressab­geordnete betroffen.

NBC berichtet nun, Putin sei von wechselnde­n Motiven getrieben worden. Der Kremlchef habe mit einem „Rachefeldz­ug“gegen die ihm verhasste Ex-Außenminis­terin Clinton begonnen, zitiert der Sender einen hochrangig­en Geheimdien­stmitarbei­ter. Daraus sei die Strategie entstanden, Korruption in der USPolitik zu enthüllen und amerikanis­che Verbündete an der Glaubwürdi­gkeit der Supermacht zweifeln zu lassen.

Donald Trump hatte die Erkenntnis­se der Geheimdien­ste bislang stets als „lächerlich“bezeichnet und erklärt: „Ich glaube kein bisschen daran.“Selbst Parteigeno­ssen im Kongress kritisiere­n aber, ein designiert­er Präsident könne seine künftigen Geheimdien­ste nicht einfach abkanzeln, ohne die Sachverhal­te auch nur zu prüfen. Das Ministeriu­m für Heimatschu­tz und das Büro des Geheimdien­stdirektor­s hatten bereits am 7. Oktober öffentlich vor russischen Manipulati­onsversuch­en gewarnt. Die US-Regierung legte gestern nach: Auch vor dem Oktober habe es schon reichlich Hinweise gegeben, sagte der Sprecher von Präsident Barack Obama, Josh Earnest. Trump sei sich der russischen Hackerangr­iffe „offensicht­lich bewusst“gewesen, inklusive des Nutzens für seine Kampagne. Dafür spreche auch, dass er Moskau selbst dazu aufgerufen habe, E-Mails seiner Gegnerin zu hacken. Eine entspreche­nde Rede hatte Trump im Juli gehalten. Das Weiße Haus bestätigte einen Bericht der Washington Post, wonach die US-Regierung Moskau acht Tage vor der Wahl vor weiterer Einflussna­hme gewarnt hat – über eine Hotline, die der nuklearen Risikomini­mierung dient.

Unter den Wahlleuten, die Donald Trump am Montag zum Präsidente­n ernennen sollen, verlangen zunehmend mehr nach Zugang zu Geheimdien­sterkenntn­issen über seine Verbindung­en nach Moskau. Bislang ist allerdings nicht erkennbar, dass die kritische Zahl an Abtrünnige­n zusammenko­mmt, die Trump noch verhindern könnte.

Welche Rolle spielte Donald Trump?

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Foto: afp Ist Präsident Wladimir Putin persönlich verwickelt in Hackeratta­cken?

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