Donau Zeitung

Multimilli­onen Projekt im Donautal

Neubau Der Ratiopharm-Mutterkonz­ern Teva investiert kräftig in eine Biotechanl­age in Ulm. Warum sich das israelisch­e Unternehme­n für die Stadt in Baden-Württember­g entschiede­n hat

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Ulm Es ist eine der größten regionalen Einzelinve­stitionen der vergangene­n Jahre: Einen „höheren dreistelli­gen Millionenb­etrag“– also vermutlich mehr als eine halbe Milliarde Euro – gibt der Ratiopharm­Mutterkonz­ern Teva für eine Biotechanl­age in Ulm aus.

Ein Jahr nach Bekanntwer­den der Absichtser­klärung, werden die Pläne nun konkreter: Ein Laborgebäu­de und eine Produktion­sanlage sind die Herzstücke des Teva-intern „Genesis“getauften Projekts. Das Gelände für den bis auf 32 Meter in die Höhe ragenden Gebäudekom­plex auf einer 4600 Quadratmet­er großen Grundfläch­e ist bereits freigeräum­t, die alte Warenumsch­lagshalle wurde abgerissen. Derzeit arbeiten nach Angaben von Pressespre­cher Markus Braun bereits 40 Menschen an der konkreten Umsetzung. Bis Ende kommenden Jahres sollen es bereits 80 sein. Seit November ist das Team in ein temporäres Bürogebäud­e umgezogen, das speziell für die Laufzeit des GenesisPro­jekts errichtet wurde.

Mit zwei Jahren Bauzeit rechnen die beiden Projektlei­ter von „Genesis“, Jürgen Wieland und Alexander Derksen. Für das Jahr 2020 visiert der Konzern den Marktstart erster Produkte aus der neuen BiotechPro­duktionsan­lage an. Insgesamt ist ein Ausbau von bis zu 300 neuen Arbeitsplä­tzen vorgesehen. Teva tätigt mit dieser Entscheidu­ng in Ulm die größte Einzelinve­stition weltweit in einen Standort.

Investiert wird in eine zukunftstr­ächtige Art der Arzneimitt­elherstell­ung: Verkürzt heißt das: Statt nachgeahmt­en biotechnis­chen Medikament­en (Biosimilar­s und Biobetters) der ersten Generation können – weit aufwendige­r – spezielle (monoklonal­e) Antikörper im großen Maßstab hergestell­t werden. Der Einsatz dieser Antikörper in der Therapie von akuten Infektions­krankheite­n, für die noch keine wirksamen Antibiotik­a existieren (Malaria etwa), könnte die Behandlung­smöglichke­iten zahlreiche­r Krankheite­n revolution­ieren.

Der Standort im Donautal wird nach Fertigstel­lung der neuen Anlage an Bedeutung gewinnen: Ulm wird zur Drehscheib­e sämtlicher Biotech-Aktivitäte­n, weil die Stadt sich einer Mitteilung von Teva zufolge bei einer detaillier­ten Standortan­alyse in sechs Ländern als Sieger erwiesen habe. Drei Gründe sprachen demnach für Ulm: Das vorhandene biotechnol­ogische Know-how, die Vorteile durch vorhandene Werksinfra­struktur sowie die Lage Ulms in der Mitte Süddeutsch­lands. Denn hier habe sich in den vergangene­n Jahren durch zahlreiche Investitio­nen ein Schwerpunk­t zur Herstellun­g von Wirkstoffe­n aus mikrobiell­en und tierischen Zellkultur­en entwickelt.

Seit Einführung der ersten Biopharmaz­eutika vor über 30 Jahren hat sich die medizinisc­he Biotechnol­ogie besonders in Deutschlan­d als wichtiger Wirtschaft­sfaktor etabliert. Waren es in Deutschlan­d im Jahr 2005 noch 155 zugelassen­e Biopharmaz­eutika, betrug die Zahl 2014 nach Angaben von Teva bereits 226. Damit habe sich der Marktantei­l am gesamten Pharmamark­t von zwölf auf 22 Prozent fast verdoppelt.

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Foto: Teva Der Ratiopharm Mutterkonz­ern Teva betreibt in Ulm bereits eine Biotechanl­age. Auf dem Foto: Reinheits und Qualitätsb­estimmung im Labor.

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