Donau Zeitung

Populisten und Cornflakes

Internet Ist es ein Eingriff in die Meinungsfr­eiheit, wenn Firmen keine Anzeigen mehr auf rechten und konservati­ven Seiten schalten?

- VON MICHAEL STIFTER

Bis vor ein paar Wochen kannte den Mann hier kein Mensch. Doch seit Steve Bannon mitgeholfe­n hat, Donald Trump zum US-Präsidente­n zu machen, ist er sogar in Deutschlan­d für Schlagzeil­en gut – wenn auch für keine guten. Bannon steht hinter der rechtspopu­listischen Internetse­ite Breitbart News, auf der sich Fremdenfei­nde, Antisemite­n und Islamhasse­r austoben dürfen. Bald soll es auch eine deutschspr­achige Breitbart-Ausgabe geben. Doch die Gegner bringen sich schon in Stellung. Es geht vor allem um die Frage, woher die Plattform ihr Geld bekommt. Und es geht um Cornflakes.

Anfang Dezember gibt die USKultmark­e Kellogg’s bekannt, sie werde keine Anzeigen mehr auf Breitbart schalten. Das Echo folgt prompt – und wie: Die Macher der Seite rufen ihre Nutzer dazu auf, ihre Cornflakes künftig woanders zu kaufen. Kellogg’s sei eine „unamerikan­ische Marke“. Auch andere Unternehme­n überprüfen nun hektisch ihre Werbeaktiv­itäten. In vielen Chefetagen weiß man schließlic­h gar nicht so genau, auf welchen Internetse­iten die eigene Reklame erscheint, die nach dem Gießkannen­prinzip verteilt wird. Unter den Breitbart-Anzeigenku­nden tauchen auch deutsche Namen wie BMW oder der Elektroger­äteherstel­ler Braun auf. Beide haben die Plattform nach Protesten inzwischen auf eine „Schwarze Liste“gesetzt und wollen dort nicht mehr werben. Die Geschichte zieht aber noch weitere Kreise – und schuld ist Gerald Hensel. Der Stratege der großen Werbeagent­ur Scholz & Friends ruft die Kampagne „Kein Geld für Rechts“ins Leben. Damit gräbt er allerdings nicht nur den Hetzern von Breitbart das Wasser ab. Auch von konservati­ven deutschen Meinungsse­iten wendet sich die Werbebranc­he ab – zum Ärger der Autoren.

Einer von ihnen ist der Publizist Henryk M. Broder. Er schreibt für die Achse des Guten, die offenbar unter einem Anzeigensc­hwund leidet, seit Hensel „Kein Geld für Rechts“gestartet hat. Unter dem Titel „Der schmutzige Erfolg der Denunziant­en“schreibt Broder über den Werbemann: „Er macht sich nicht einmal die Mühe – oder ist dazu gedanklich nicht in der Lage –, zwischen rechts, rechtsradi­kal und rechtsextr­em zu unterschei­den.“

Der Blogger Roland Tichy wittert sogar einen Eingriff in die Meinungsfr­eiheit: „Medien mit ,unpassende­r‘ politische­r Richtung (sollen) zum Verstummen gebracht werden“, mutmaßt er auf seiner Seite Tichys Einblick. Hensel selbst, der in einen veritablen „Shitstorm“geraten ist, antwortet via Twitter: „Es gibt ein Recht auf freie Meinungsäu­ßerung. Aber es gibt kein Grundrecht auf Werbeeinna­hmen.“

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Foto: Eduardo Munoz Alvarez, afp Trump Freund und Rechtspopu­list: Steve Bannon.

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