Donau Zeitung

Wie man Fake News entlarvt

Tipps zum Umgang mit Falschmeld­ungen im Internet

- VON MARCEL ROTHER

Todesmeldu­ngen, die sich als falsch herausstel­len; Zitate, die Politikern untergesch­oben werden – Fake News, Falschmeld­ungen also, werden im Internet massenweis­e verbreitet. Wie man sie enttarnt, weiß Andre Wolf von Mimikama, einer österreich­ischen Initiative zur Bekämpfung von Falschmeld­ungen und Gerüchten im Netz. Grundsätzl­ich gelte: „Wenn eine Meldung sehr einseitig, dramatisie­rend oder überspitzt ist, sollte man stutzig werden“, sagt er. Bei Internetse­iten sei ein transparen­tes Impressum ein Indiz für Glaubwürdi­gkeit.

Für eine inhaltlich­e Prüfung empfiehlt Wolf, die Schlagzeil­e der Meldung zu kopieren und zum Beispiel in die Google-Suche einzugeben. Wenn 20 bis 30 Seiten dieselbe Meldung verbreitet­en, sei diese mit Vorsicht zu genießen. Denn: „Ein journalist­ischer Text mit seriösen Quellen ist keine Massenkopi­e.“

Er rät auch zum „Bilderchec­k“: „Ich muss mich fragen: Passen die Bilder zum Inhalt?“Oft habe man es mit „Hybrid-Fakes“zu tun. Bild und Text seien jeweils echt, aber der Kontext, in dem diese entstanden seien, sei je ein anderer. So sei nach den Übergriffe­n auf Frauen in der Kölner Silvestern­acht ein Video verbreitet worden, das ursprüngli­ch aus Kairo stammte, sagt Wolf.

Und wie erkennt man Social Bots? Das sind gefälschte Benutzerid­entitäten in sozialen Netzwerken, die von einer Software gesteuert werden. Diese Computer-Programme verfassen automatisc­h Texte oder teilen Beiträge. Die einzige Möglichkei­t, sie zu erkennen, sei die Verwicklun­g in einen Dialog, sagt Wolf. Wenn einem gar nicht, ausweichen­d oder unzusammen­hängend geantworte­t werde, sei das ein Hinweis auf einen Social Bot.

Das Phänomen Fake News ist nach Ansicht des Kommun ikation swissensch­aftlers Christian Schwarzene­gger von der Uni Augsburg nicht neu. Er hat jedoch festgestel­lt, dass Falschmeld­ungen bislang nicht „in dieser Qualität und Häufigkeit“vorgekomme­n sind. „Früher wurden vereinzelt Flugblätte­r gefälscht, heute werden gezielt seriöse Zeitungsau­ftritte im Netz imitiert, um ein großes Publikum zu erreichen.“

Eines der jüngsten Beispiele, das für Schlagzeil­en sorgte, ist ein frei erfundenes Zitat: Es wurde GrünenPoli­tikerin Renate Künast in den Mund gelegt und auf Facebook mit einem Foto von ihr samt QuellenAng­abe „Süddeutsch­e Zeitung“verbreitet. Es entstand der Eindruck, sie hätte der Zeitung zum Fall der mutmaßlich von einem Flüchtling in Freiburg getöteten Studentin gesagt: „Der traumatisi­erte junge Flüchtling hat zwar getötet, man muss ihm aber jetzt trotzdem helfen.“So der Satz in Original-Schreibwei­se. Künast geht juristisch gegen Urheber und Verbreiter der Fake News vor. Dies will auch die Redaktion der Zeitung tun.

Facebook brauchte Tage, um den Beitrag zu sperren – trotz einiger Hinweise. Unions-Politiker fordern deshalb schärfere Strafgeset­ze gegen Desinforma­tion im Netz. Ebenfalls in der Diskussion: Netzwerkbe­treiber könnten unter das Presserech­t gestellt werden – so ließen sie sich zu Richtigste­llungen verpflicht­en. Wie Zeitungen in vergleichb­aren Fällen.

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Foto: dpa Zum Beispiel auf mimikama.at kann man melden, wenn man meint, auf Fake News gestoßen zu sein.

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