Wie man Fake News entlarvt
Tipps zum Umgang mit Falschmeldungen im Internet
Todesmeldungen, die sich als falsch herausstellen; Zitate, die Politikern untergeschoben werden – Fake News, Falschmeldungen also, werden im Internet massenweise verbreitet. Wie man sie enttarnt, weiß Andre Wolf von Mimikama, einer österreichischen Initiative zur Bekämpfung von Falschmeldungen und Gerüchten im Netz. Grundsätzlich gelte: „Wenn eine Meldung sehr einseitig, dramatisierend oder überspitzt ist, sollte man stutzig werden“, sagt er. Bei Internetseiten sei ein transparentes Impressum ein Indiz für Glaubwürdigkeit.
Für eine inhaltliche Prüfung empfiehlt Wolf, die Schlagzeile der Meldung zu kopieren und zum Beispiel in die Google-Suche einzugeben. Wenn 20 bis 30 Seiten dieselbe Meldung verbreiteten, sei diese mit Vorsicht zu genießen. Denn: „Ein journalistischer Text mit seriösen Quellen ist keine Massenkopie.“
Er rät auch zum „Bildercheck“: „Ich muss mich fragen: Passen die Bilder zum Inhalt?“Oft habe man es mit „Hybrid-Fakes“zu tun. Bild und Text seien jeweils echt, aber der Kontext, in dem diese entstanden seien, sei je ein anderer. So sei nach den Übergriffen auf Frauen in der Kölner Silvesternacht ein Video verbreitet worden, das ursprünglich aus Kairo stammte, sagt Wolf.
Und wie erkennt man Social Bots? Das sind gefälschte Benutzeridentitäten in sozialen Netzwerken, die von einer Software gesteuert werden. Diese Computer-Programme verfassen automatisch Texte oder teilen Beiträge. Die einzige Möglichkeit, sie zu erkennen, sei die Verwicklung in einen Dialog, sagt Wolf. Wenn einem gar nicht, ausweichend oder unzusammenhängend geantwortet werde, sei das ein Hinweis auf einen Social Bot.
Das Phänomen Fake News ist nach Ansicht des Kommun ikation swissenschaftlers Christian Schwarzenegger von der Uni Augsburg nicht neu. Er hat jedoch festgestellt, dass Falschmeldungen bislang nicht „in dieser Qualität und Häufigkeit“vorgekommen sind. „Früher wurden vereinzelt Flugblätter gefälscht, heute werden gezielt seriöse Zeitungsauftritte im Netz imitiert, um ein großes Publikum zu erreichen.“
Eines der jüngsten Beispiele, das für Schlagzeilen sorgte, ist ein frei erfundenes Zitat: Es wurde GrünenPolitikerin Renate Künast in den Mund gelegt und auf Facebook mit einem Foto von ihr samt QuellenAngabe „Süddeutsche Zeitung“verbreitet. Es entstand der Eindruck, sie hätte der Zeitung zum Fall der mutmaßlich von einem Flüchtling in Freiburg getöteten Studentin gesagt: „Der traumatisierte junge Flüchtling hat zwar getötet, man muss ihm aber jetzt trotzdem helfen.“So der Satz in Original-Schreibweise. Künast geht juristisch gegen Urheber und Verbreiter der Fake News vor. Dies will auch die Redaktion der Zeitung tun.
Facebook brauchte Tage, um den Beitrag zu sperren – trotz einiger Hinweise. Unions-Politiker fordern deshalb schärfere Strafgesetze gegen Desinformation im Netz. Ebenfalls in der Diskussion: Netzwerkbetreiber könnten unter das Presserecht gestellt werden – so ließen sie sich zu Richtigstellungen verpflichten. Wie Zeitungen in vergleichbaren Fällen.