Donau Zeitung

Gegen Trauer gibt es keine Medizin

Tod Iselin trauert um ihren Vater. Er starb an einer schweren Krankheit. Die 14-Jährige hat uns erzählt, wie sie damit umgeht

- VON HELEN AHMAD

Auch wenn der Tod zum Leben gehört, ist es sehr traurig, wenn ein Mensch stirbt. Besonders erschütter­nd ist es, wenn er einem sehr nahestand. Iselins Vater ist vor einiger Zeit an einer schweren Krankheit gestorben.

Nach seinem Tod war da ein großes Loch in Iselins Leben. Vieles war auf einmal nicht mehr da: der wöchentlic­he Großeinkau­f, bei dem es immer etwas Besonderes zum Essen gab. Seine Stimme bei den Gutenachtg­eschichten – und einfach er als Mensch. „Ich war irgendwie erleichter­t, dass seine Krankheit vorbei war. Aber ich war auch sehr traurig“, sagt Iselin.

Willi Riemer hilft Menschen, die jemanden verloren haben. Oder aus anderen Gründen sehr traurig sind. „Wenn jemand stirbt, entsteht in uns erst mal ein Chaos. Wir können nicht begreifen, dass der Mensch plötzlich nicht mehr da ist“, sagt er. In dieser Zeit sei es besonders wichtig, genau darauf zu hören, was man gerade braucht, rät der Experte. Braucht man Nähe oder möchte man lieber alleine sein? Möchte man darüber reden oder gerade still sein? Oder einfach nur weinen?

Iselin half es damals sehr, mit vertrauten Menschen zusammen zu sein. „Wenn meine Familie und meine Freundinne­n da waren, ging es mir besser“, erzählt das Mädchen. Der Tod von Iselins Vater ist nun anderthalb Jahre her. Trotzdem ist sie immer wieder traurig. „Trauer ist keine Krankheit, gegen die wir eine Medizin nehmen können“, sagt Willi Riemer. „Trauer braucht Raum und Zeit.“ Um ihren Gefühlen Raum zu geben, geht Iselin in eine Trauergrup­pe. Dort sind auch andere Kinder und Jugendlich­e, die einen nahestehen­den Menschen verloren haben. Sie erzählen sich gegenseiti­g, wie es ihnen geht, was für Gedanken und Gefühle sie beschäftig­en. Dann wird jedes Mal etwas gebastelt. Einmal hat Iselin eine schöne Kugel gebastelt, die sich öffnen lässt. Dort kann sie Botschafte­n für ihren Vater hineinlege­n, etwa Briefe an ihn. Darin kann sie ihm all das schreiben, was sie ihm nun nicht mehr direkt sagen kann.

Ein anderes Mal packten die Kinder Kisten. Sie taten Dinge hinein, die guttun und Freude machen. Ist man traurig, kann man die Kiste öffnen und hineinsehe­n. „In meiner Kiste sind Fotos und Telefonnum­mern von Menschen, die wichtig für mich sind“, erzählt Iselin.

Die Kinder finden in der Gruppe also auch heraus, was ihnen guttut und was sie stark macht. Wenn Iselin an ihren Papa denkt, erinnert sie sich meist an die schönen Momente, die sie mit ihm erlebt hat. „Dann muss ich lächeln“, sagt das Mädchen. (dpa)

Wusstest du …

…dass es eine Nummer gegen Kummer gibt? Da kannst du dir auch Hilfe holen. Die Nummer lautet 116 111. Sie ist kostenlos und von Montag bis Samstag von 14 bis 20 Uhr erreichbar. Dort hört man dir zu und überlegt mit dir, was dir helfen kann. Deinen Namen musst du nicht sagen, wenn du nicht möchtest. (dpa)

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Foto: dpa Diese Kugel hat Iselin gebastelt. Sie kann dort Botschafte­n an ihren verstor benen Vater hineinlege­n.

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