Datei entschlüsselt
WM Affäre 2006 Die Staatsanwälte schaffen, was dem DFB nicht gelang
Frankfurt/Main In der Affäre um die Fußball-WM 2006 hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt eine möglicherweise brisante verschlüsselte Datei mit dem Namen „Komplex Jack Warner“geknackt. Eine Sprecherin bestätigte einen entsprechenden Bericht der Süddeutschen Zeitung. Zum Inhalt äußerte sich die Behörde nicht.
Dass die Datei von den Ermittlern in weniger als einem Monat geöffnet werden konnte, weckt erneut Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Deutschen Fußball-Bundes in diesem Skandal. Denn der DFB hatte nach mehreren vergeblichen Versuchen darauf verzichtet, das Dokument zu öffnen. Zur Begründung hieß es, der „finanzielle und zeitliche Aufwand“dafür sei möglicherweise sehr hoch.
Die „Warner“-Datei war Ende 2015 in der DFB-Zentrale in einem Ordner mit dem Titel „Erdbeben“abgelegt worden. Zusammengestellt wurde sie mutmaßlich von dem langjährigen stellvertretenden Generalsekretär Stefan Hans. Der mittlerweile gekündigte Funktionär war von der alten DFB-Führung um Wolfgang Niersbach damit beauftragt worden, interne Recherchen zu den dubiosen Geldflüssen rund um die WM 2006 durchzuführen.
Der korrupte langjährige FifaFunktionär Jack Warner ist möglicherweise eine der Schlüsselfiguren in dem Skandal. Deshalb erhofft sich die Staatsanwaltschaft von der Auswertung der Warner-Datei wichtige Erkenntnisse in der Affäre.
Bei dieser Datei geht es aber auch noch um eine andere Frage: Wie groß ist der Aufklärungswille der neuen DFB-Führung um den Niersbach-Nachfolger Reinhard Grindel tatsächlich? Die WarnerDatei wurde den Ermittlern erst im November ausgehändigt. Auch deshalb warf die Staatsanwaltschaft dem Verband zuletzt vor, „seine ursprüngliche Kooperationsbereitschaft mit den Ermittlungsbehörden ab Anfang 2016 stark eingeschränkt“zu haben. Der DFB wies diesen Vorwurf zurück. (dpa)