Abgeordneter Förster bleibt in Haft
Affäre Schwerer sexueller Missbrauch: Die Vorwürfe gegen den Augsburger Politiker Linus Förster werden immer gravierender. Schwabens ehemaligem SPD-Chef drohen mehrere Jahre Gefängnis
Augsburg Es ist ein Absturz, wie ihn sich vor wenigen Wochen noch niemand vorstellen konnte: Der Augsburger Landtagsabgeordnete Linus Förster sitzt seit Freitagmorgen in Untersuchungshaft. Bis Mitte November war der 51-Jährige noch einer der führenden Köpfe der bayerischen SPD. Doch seit Bekanntwerden der Ermittlungen sind die Vorwürfe gegen Förster immer schwerwiegender geworden.
Die Augsburger Staatsanwaltschaft legt dem Abgeordneten neben Körperverletzung und illegaler Filmaufnahmen nun auch den Besitz von Kinderpornografie zur Last. Und den schweren sexuellen Missbrauch einer widerstandsunfähigen Person. Dieser gravierende Vorwurf hat letztlich den Ausschlag für die Verhaftung gegeben. Was im Juristendeutsch sperrig klingt, bedeutet, dass Förster sich sexuell an einer volljährigen Frau vergangen hat, die zu diesem Zeitpunkt nicht Herr ihrer Sinne war. Sei es, weil sie Alkohol, Tabletten oder Drogen genommen hat, weil sie schlief oder weil sie be- hindert ist. Nähere Angaben dazu gibt es offiziell nicht. Was es aber nach Informationen unserer Zeitung gibt, ist ein Video, auf dem Förster selbst seine sexuellen Handlungen an der Frau dokumentiert haben soll.
Linus Förster wurde nach unseren Recherchen am Donnerstagabend gegen 20.30 Uhr in einer psychosomatischen Klinik im niederbayerischen Bad Griesbach verhaftet. Er hielt sich dort zur Behandlung auf. Der Abgeordnete wurde nachts in den Polizeiarrest nach Augsburg ge- bracht. Gegen 9.30 Uhr eröffnete ihm die Ermittlungsrichterin den Haftbefehl. Förster machte keine Angaben. Er wurde anschließend ins Gefängnis nach Gablingen (Landkreis Augsburg) gefahren.
Förster war bis Mitte November Chef der Schwaben-SPD, Präsidiumsmitglied der bayerischen SPD und seit 2003 Landtagsabgeordneter. Ende November war er von allen Ämtern zurückgetreten, hatte die SPD verlassen und angekündigt, das Landtagsmandat zum Jahresende niederzulegen. Anton Preis, Pressesprecher des Landtags, bestätigte am Freitag, dass dies formell in die Wege geleitet sei. Mit Ablauf des Jahres verliere Förster das Mandat. Es dürfte einmalig sein, dass ein aktiver bayerischer Landtagsabgeordneter in Untersuchungshaft genommen wird. Im Landtag ist jedenfalls kein vergleichbarer Fall bekannt, sagte Preis.
Wenn sich die neuen Anschuldigungen bestätigen sollten, droht Förster eine mehrjährige Haftstrafe. Die Dimensionen überstiegen dann jene des Falls Edathy bei weitem. Der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete hatte sich pornografische Bilder von Kindern und Jugendlichen verschafft. Nach der Affäre wurde das Gesetz verschärft. Seitdem können Nacktbilder von Kindern und Jugendlichen auch dann strafbar sein, wenn es sich nicht um Kinderpornografie handelt. Edathy lebt heute irgendwo zurückgezogen in einer Art Exil in Arabien.
Was Försters Anwalt Walter Rubach über den Zustand seines Mandanten sagt und wie dramatisch sich der Fall Förster zuletzt entwickelt hat, lesen Sie auf Bayern.