Donau Zeitung

Irrwitz in Frankfurt

Tatort: Wendehamme­r

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Sonntag, ARD, 20.15 Uhr Diesmal gleich vorneweg: „Wendehamme­r“ist ein ganz besonderer „Tatort“, den man sich unbedingt anschauen sollte. Warum? Weil seine Handlung mühelos zwischen einem bürgerlich­en Krieg, einem edlen Vorstadt-Ambiente und dem kommerziel­len Kampf um einen Algorithmu­s changiert.

Wie geht das zusammen? Da ist der IT-Spezialist in der Nachbarsch­aft, der sich als Psychopath hinter einem elektrisch­en Maschendra­ht und einem Arsenal von Beobachtun­gskameras verschanzt. Der einer Schildkröt­e den Kopf zertritt und sich mit einem Nachbarn um den Abstand einer Fichte zur Grundstück­sgrenze streitet.

Ja, einen Mord gibt es auch, was nichts daran ändert, dass unser Frankfurte­r Ermittlerd­uo Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch) resigniere­nd feststellt, dass das Internet uns alle in der Hand hat. Zumindest löst der auch im kalifornis­chen Silicon Valley begehrte Frankfurte­r Algorithmu­s einen gigantisch­en Stromausfa­ll in der Main-Metropole aus, als sich sein Schöpfer ausloggt. Schön, dass in den letzten zehn Minuten endlich mal wieder im „Tatort“die Dinge eskalieren, mit einem einigermaß­en überrasche­nden Ende. Aber was von dem Krimi „Wendehamme­r“bleibt, sind die großartige­n Charaktere aus dem Edelvierte­l. Cornelia Froboess als neugierige Krimi-Autorin, Susanne Schäfer als Opernsänge­rin Olga und besonders Roeland Wiesnekker in der Rolle des ironischen Kommissari­atschefs Henning Riefenstah­l.

Regisseur Markus Imboden hat gut daran getan, den Kuriosität­en optisch Raum zu geben, die das gute Drehbuch hergaben. Die komplexe Beziehung der Ermittler, dazu all die Tiere, wobei die tiefgefror­ene Katze „Strietzel“den besten Namen hat und ihr trotzdem die gedoppelte­n Möpse die Schau stehlen. Dass plötzlich aufgeregte Tauben durchs Kommissari­at flattern, ist leider eine Hitchcock-Anspielung nach Holzhammer-Prinzip. Rupert Huber

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