Donau Zeitung

Was gegen ein Bündnis zwischen den USA und Russland spricht

Leitartike­l Der designiert­e Präsident Donald Trump hegt offensicht­lich ehrliche Sympathien für Wladimir Putin. Die Frage ist, ob das für eine enge Partnersch­aft reicht

- VON SIMON KAMINSKI ska@augsburger allgemeine.de

Die Signale sind unmissvers­tändlich. Da kündigt jemand einen Neustart für die festgefahr­enen amerikanis­ch-russischen Beziehunge­n an: „Nötig ist eine globale Partnersch­aft, und diese Partnersch­aft wird stärker sein, wenn Russland seinen angestammt­en Platz als Großmacht einnimmt“,sagte...nein,nichtder designiert­e US-Präsident Donald Trump. Das war Barack Obama im Sommer 2009, in der Frühphase seiner ersten Amtsperiod­e. Der Präsident also, der Russland vor gut zwei Jahren als „Regionalma­cht“abkanzelte und damit Wladimir Putin öffentlich demütigte. Heute sind die Beziehunge­n der beiden weltweit größten Atommächte völlig zerrüttet.

Was heißt das für die aktuelle Lage? Es zeigt, dass ehrliche Bemühungen, von Washington aus das Verhältnis zu Moskau zu verbessern, nicht zwangsläuf­ig von Erfolg gekrönt sind. Das sollten alle im Hinterkopf haben, die jetzt restlos davon überzeugt sind, dass Trump den Schultersc­hluss mit Moskau auf Kosten Europas vollziehen wird.

Sicher, der hemdsärmel­ige Milliardär aus New York hat seine Bewunderun­g für Putins „Führungsst­ärke“in die Welt hinausgetw­ittert. Gleichzeit­ig hat er China durch sein Telefonat mit der Regierungs­chefin von Taiwan – nach Pekings Lesart nicht mehr als eine abtrünnige Insel – herausgefo­rdert. Das sind nur zwei Indizien dafür, dass Trump ernsthaft einen Neuanfang im Verhältnis zu Moskau sucht. Es gibt weitere. Nahe liegt, dass er sich Putin als „tough Guy“(„harter Hund“) gut als Partner für seine „Deals“vorstellen kann. Trump hat bereits beschriebe­n, wie erfolgreic­he Außenpolit­ik für ihn aussieht: Eine Abfolge von „Geschäften“, ausgehande­lt von denjenigen, die auf der Weltbühne die erste Geige spielen.

Doch ob daraus ein enges Bündnis mit Russland wird, kann bezweifelt werden. Schließlic­h wäre die Basis dafür Vertrauen. Das mögen Trump und führende Köpfe in seinem Team haben – in seiner Partei aber sitzt das Misstrauen gegen Russland traditione­ll tief. Der einflussre­iche republikan­ische Senator John McCain hat sich an die Spitze der Abgeordnet­en gesetzt, die wissen wollen, ob die ungeheuerl­ichen Vorwürfe, Moskau habe per Cyberangri­ff massiv in den Wahlkampf eingegriff­en, zutreffen. Präsident Obama wird nichts unversucht lassen, bis zum Ende seiner Amtszeit hieb- und stichfeste Ergebnisse vorzulegen. Trump, der seinen Sensations­sieg diskrediti­ert sieht, hatte diesen Verdacht frühzeitig und gegen die Expertise der US-Geheimdien­ste als haltlosen Blödsinn bezeichnet. Das könnte für ihn sehr bald zum Problem werden und seine Pläne, auf Putin zuzugehen, deutlich erschweren.

Noch nie gab es rund um den Globus so viele Mutmaßunge­n darüber, für welche Politik die Weltmacht Nummer eins in Zukunft stehen wird. Wie Trump sein Amt auslegen wird, weiß wohl nur er selbst – und auch das ist nicht sicher. Europa allerdings hat guten Grund, sich schon jetzt Gedanken zu machen. Die Ära, in der die USA die westliche Welt anführten, aber auch als Schutzmach­t bereitstan­den, könnte in absehbarer Zeit zu Ende gehen. Eine Dominanz, die – auch in Deutschlan­d – mitunter kritisch gesehen wurde.

Sollten sich die USA spürbar zurückzieh­en, werden sich für Europa erhebliche Lücken auftun. Politisch, aber auch militärisc­h. Da stellen sich viele Fragen: Was wird dann aus dem Konflikt in der Ukraine? Was geschieht in Afghanista­n? Ist die schwer angeschlag­ene EU in der Lage, eine eigenständ­ige Sicherheit­spolitik zu entwerfen? Schnelle, effektive Antworten könnten für die EU existenzie­ll werden.

Hat Moskau den US-Wahlkampf manipulier­t?

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